Kältekammer, Hotelbrand und Wüstenausflüge

Jörg Allmeroth ist für tennisnet.com beim ATP-Turnier in Doha vor Ort und hält einige interessante Randnotizen fest.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 06.01.2016, 11:45 Uhr

Von Jörg Allmeroth aus Doha

Novak Djokovic bedankte sich nach seinem Erstrunden-Spiel ausdrücklich bei allen Zuschauern, "die in der Kälte ins Stadion gekommen sind." Und Rafael Nadal, erfahrener Doha-Besucher, konnte sich einfach nur über "das verrückte Wetter" wundern: "Diese Temperaturen, dieser kalte Wind - das habe ich noch nie erlebt." Tatsächlich rutschten die Temperaturen im Khalifa Tennis Complex noch nie so tief in den Keller - gefühlt allemal bei einem beißenden Wind, der über die Anlage nahe dem Küstenboulevard Corniche pfeift. Wärmeverwöhnte Lokalreporter sorgten sich umgehend über die Zukunft des Turniers, spekulierten in den Zeitungen, ob das Turnier künftig überhaupt noch unter freiem Himmel stattfinden könne. Auch Nadal wurde von einem katarischen Sportjournalisten besorgt angesprochen, beruhigte den ängstlichen Mann aber: "Wir Profis sind hart im Nehmen. Es gibt Schlimmeres."

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Boris Becker verbrachte einen äußerst unruhigen Silvesterabend in Dubai. Denn mitten in eine fröhliche Familienfeier zum Jahreswechsel platzten die ersten Meldungen über den großen Hotelbrand nahe des Burj Khalifa. "Keiner wusste, was da nun los ist. War das ein Feuer oder war das Beginn einer terroristischen Attacke? Gibt es anderswo noch Anschläge?", sagt Becker bei einem Gespräch im "St. Regis"-Fünf-Sterne-Palast an Dohas West Bay. Schnell habe er sich entschlossen, besorgten Freunden via Twitter wenigstens mitzuteilen, dass man sich nicht in der Nähe des Brandgeschehens aufhalte. "Um ehrlich zu sein, bis heute weiß keiner so recht, was da nun dahintersteckt. Vielleicht soll es auch keiner wissen", so Becker. In der Glitzermetropole traf der dreimalige Wimbledon-Champion im Übrigen auch Bayern-Keeper und Deutschlands Nationaltorwart Manuel Neuer. Der hatte umgehend eine Frage für Djokovic-Coach Becker: "Wie kommen wir an Karten fürs Tennis in Doha?" Ab Mittwochabend beginnt das Bayern-Trainingslager in der katarischen Hauptstadt.

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Michael Berrer, der altgediente Schwabe, war nicht ganz glücklich mit seinem exklusiven Quartier in Doha, eben jenem "St. Regis"-Hotel an der West Bay, in dem auch Stars wie Djokovic und Nadal mit ausgeprägtem Begleittross residieren. "Das ist so ein Marmorpalast mit viel Prunk. Ich hab's lieber, wenn ich in der Stadt bin, etwas mehr Atmosphäre habe", sagte Berrer, "das billigste Essen hier geht gleich mal für 40 Dollar weg." Berrer hatte in der letzten Qualifikationsrunde gegen Benjamin Becker verloren. In der Nacht zum Mittwoch jettete er wieder einmal den langen Weg von Doha nach Melbourne. Auch dort muss sich der Routinier in die harten Qualifikationsmühlen begeben. "Dieses Mal habe ich eine Woche Zeit zur Vorbereitung. Da hoffe ich wirklich, dass ich gut vorbereitet dann auch ins Hauptfeld komme."

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Spuren deutscher Turnierbeteiligung finden sich überall in Dohas Khalifa Tennis Complex. Auch im Pressezentrum, wo nicht nur der erste Turniersieger Boris Becker von einem Foto strahlt, sondern auch Rainer Schüttler und Nicolas Kiefer bei einem Wüstenausflug in landestypischen Gewändern bildlich verewigt sind. Schüttler, viele werden es schon vergessen haben, gewann seinen ersten Karrieretitel 1999 gegen einen gewissen Tim Henman. Allerdings verbindet Schüttler mit Doha auch ein Schreckenserlebnis: Bei einer Wüstensafari im Jahr 2000 überschlug sich der Wagen mit dem Korbacher und seiner damaligen Freundin Tina gleich vier Mal. Auch Kiefer war bei jenem Trip in die Wüste dabei: Er saß allerdings in einem anderen Wagen, zusammen mit seinen Eltern.

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Mittwoch
06.01.2016, 11:45 Uhr