Philipp Kohlschreiber steht für Davis-Cup-Comeback bereit

Deutschlands Nummer zwei, Philipp Kohlschreiber, sieht sich gewappnet für die Rasensaison - und ein Davis-Cup-Comeback.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 08.06.2014, 11:10 Uhr

Von Jens Huiber aus Halle

Philipp Kohlschreiber sieht unverschämt wach aus am frühen Morgen im Spielerhotel der Gerry Weber Open, wach und entspannt, wie auch sein Manager, Freund und neuerdings Coach Stephan Fehske nicht müde wird zu betonen. Gerade in Halle sollte das niemanden überraschen, die Atmosphäre ist hier familiär, einen der umliegenden Golfplätze hat „Kohli“ schon bespielt - und außerdem hat er das Turnier auch schon gewonnen: 2011 war das, im Finale gegen Landsmann Philipp Petzschner. Das Müsli wird Kohlschreiber im Laufe des Pressegesprächs zu Ende verzehren, das Omelett erkaltet während der knapp 25 Minuten, die der Augsburger Rede und Antwort steht.

Der Wechsel hin zu Fehske, eine Entscheidung, die in Düsseldorf mit dem fünften Turniersieg von Kohlschreiber schon erste Früchte getragen hat, für Kohlschreiber eine notwendige Entscheidung. „Es war ein Gefühl in mir drinnen, das mir gesagt hat: 'Philipp, Du musst was ändern.' Meistens trifft es dann den Trainer. Wenn man sich vom Physiotherapeuten trennt, wird das am Tennis wenig ändern." Auf dem Platz zu beobachten, durch die Kommunikation durch das „Team Kohli“ nach außen bestärkt: die neue Spielfreude von Philipp, der in seinem Umfeld Konstanten braucht. „Wenn man 280 Tage im Jahr zusammen reist, muss es auch ein gutes Vertrauensverhältnis haben. Auch wenn man über Sachen redet, die nichts mit Tennis zu tun haben."

Stabilität im Umfeld als Vorgabe

Gute Ansprechpartner waren auch in Paris gefragt, nachdem sich Kohlschreiber mitAndy Murrayein episches Fünf-Satz-Match über zwei Tage hinweg geliefert hatte. Mit dem bekanntermaßen besseren Ende für den Schotten. Ein Matchverlust, mit dem die deutsche Nummer zwei leben kann? „Ich habe zu viele Glückwünsche für eine Niederlage bekommen. Das ist für einen Sportler das größte Gift." Was nicht heißt, dass Kohlschreiber mit seiner Leistung unzufrieden gewesen wäre - mit dem Habitus seines Gegners indes schon: „Ich war auf jeden Fall sehr, sehr gut vorbereitet auf ihn. Das ist ja nicht das allererste Mal, das er Probleme hat und ein bisschen vielleicht schauspielert - obwohl man das so vielleicht gar nicht sagen darf. Er spielt dann natürlich auch mit den Emotionen, und ich habe versucht, das dann nicht zur Kenntnis zu nehmen."

In den Geschichtsbüchern bleibt also ein Drittrunden-Aus in Roland Garros 2014 notiert, aus dem Kohlschreiber, der in Halle in Runde eins auf den ItalienerAndreas Seppitreffen wird, dann doch noch eine zusätzliche positive Note abgewinnen konnte: „Murray hat auch gesagt, dass er nicht gut geschlafen hat beim Stand von 7:7. Ich auch nicht. Das ist ja auch toll zu hören, dass eine ehemalige Nummer zwei das gleiche Problem hat."

Comeback im Davis Cup möglich

Probleme anderer Art, vor allem auch auf kommunikativer Ebene, hat es nach der Davis-Cup-Partie in Frankfurt gegen Spanien gegeben. Eine neue Generation ist angetreten (worden), um Deutschlands Tennis international zu vertreten. Das einhellige Echo über den Auftritt vonTobias Kamke,Peter Gojowczyk,André BegemannundJan-Lennard Struffin Frankreich war trotz Niederlage positiv, was nicht heißt, dass Philipp Kohlschreiber nicht auch gerne dabei gewesen wäre - bzw. in naher Zukunft wieder ist: „Bei mir hat sich nichts verändert. Ich spiele nach wie vor unheimlich gerne für Deutschland. Das Thema habe ich aber nicht mehr in der Hand. Das Verhältnis zu Carsten (Arriens) ist auch wieder positiver. Vielleicht gibt es ein Comeback. Wenn beide Parteien das wollen, ist es möglich."

Allerdings: Die nächsten Davis-Cup-Aufgaben stehen erst Anfang 2015 an. Jetzt geht es in die kurze Rasensaison, der Kohlschreiber optimistisch entgegenblickt: „Man muss sein Spiel anpassen. Das ist auch eine meiner Stärken. Dass ich mein Spiel in mehrere Richtungen entwickeln kann, ob es nun die längeren Ballwechsel auf Sand sind, oder auf Rasen mit mehr Slice zu agieren. Obwohl ich kein Serve-and-Volley-Spieler mehr werde." Dass die Beläge sich immer mehr angleichen, das sieht auch „Kohli“ als Problem an: „Ich fand's immer schön, dass die Gerry Weber Open zügiger waren. Ich musste nun leider feststellen, dass es auch hier langsamer geworden ist. Ich habe hier auch noch nicht auf dem Center Court gespielt, der ja der schnellste Platz ist, und freue mich auf mein erstes Match." Es wartet, wie gesagt, Andreas Seppi.

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Sonntag
08.06.2014, 11:10 Uhr