ATP Madrid: Roger Federer sucht das Gefühl aus dem Jahr 2009
Roger Federer wird am Dienstagabend gegen Richard Gasquet sein erstes Sandplatz-Match seit fast drei Jahren bestreiten. Der Startschuss fällt ausgerechnet dort, wo auch 2009 seine magische Reise Richtung French-Open-Titel begann: beim ATP-Masters-1000-Turnier in Madrid.
von Nikolaus Fink
zuletzt bearbeitet:
07.05.2019, 12:00 Uhr

Es war das beherrschende Thema in der Off-Season: Wird Roger Federer 2019 auf Sand spielen? Ist der Schweizer fit genug, um mit Nadal, Djokovic und Thiem auf Asche mitzuhalten? Kann der 20-fache-Grand-Slam-Sieger nach fast dreijähriger Pause überhaupt noch gutes Sandplatztennis zeigen? Nach den Australian Open stand fest: Zumindest Federer selbst kann all diese Fragen mit Ja beantworten.
Nach seiner Achtelfinalniederlage in Melbourne gegen Stefanos Tsitsipas erklärte Federer, warum er wieder auf Sand spielen wolle: „Ich habe gefühlt, dass ich es wieder machen will. Ich bin in einer Phase, in der ich Spaß haben will." Doch wer den ehrgeizigen Weltranglistenvierten kennt, weiß: Aus purem Jux kehrt Federer nicht auf Asche zurück. Der 37-Jährige will gewinnen – am besten im Stade de Roland Garros.
Dass er sich den Titel in der Stadt der Liebe durchaus zutraue, ließ der Eidgenosse in einem Interview mit RTS (Radio Television Suisse) anklingen. „Dazu braucht es etwas Glück und eine gute Auslosung“, gab sich Federer gewohnt diplomatisch.
Madrid 2009 – Startschuss für Federers beste Sandplatzsaison
Beginnen soll die Reise zu seinem zweiten French-Open-Titel in Madrid. Die Höhenlage der spanischen Hauptstadt kommt dem aggressiven Spiel Federers entgegen, zudem wird er aufgrund seiner drei vorangegangenen Turniersiege in der spanischen Hauptstadt mit guten Erinnerungen an den Start gehen. 2006 gewann der vierfache Familienvater das damals noch auf Hardcourt ausgetragene Event, sechs Jahre später sicherte sich Federer auf dem höchst umstrittenen blauen Sandplatz den Titel.
Dazwischen liegt ein weiterer Triumph aus dem Jahr 2009. Im Endspiel konnte Federer seinen Dauerrivalen Rafael Nadal erstmals nach fünf vorangegangen Niederlagen wieder bezwingen. Es war der Startschuss für die beste Sandplatzsaison in Federers Laufbahn, die am 7. Juni in Roland Garros ihren Höhepunkt fand. „Ich hätte zu diesem Zeitpunkt meine Karriere beenden können“, blickt der Rekord-Grand-Slam-Champion voller Stolz auf den Triumph in Paris zurück.
Ich hätte zu diesem Zeitpunkt meine Karriere beenden können.
Roger Federer über den French-Open-Triumph 2009
Exakt zehn Jahre später will es der Maestro aber immer noch wissen – in dieser Saison erstmals seit 2016 auch wieder auf Sand. Das letzte Spiel auf Asche absolvierte Federer ausgerechnet gegen einen Mann, der in dieser Sandplatzsaison zu seinen schärfsten Konkurrenten zählen wird: Im Achtelfinale von Rom unterlag er Barcelona-Sieger Dominic Thiem in zwei Sätzen.
Thiems ehemaliger Trainer Günter Bresnik ist es auch, der Federer auf Asche zum erweiterten Favoritenkreis zählt: „Wenn er auf Sand wieder einsteigt, dann ist mit ihm zu rechnen. Seine Bilanz aus Siegen und Niederlagen ist auch auf Sand eine der besten.“
Die Konkurrenz schwächelt
Was Federer zusätzlich in die Karten spielt: Der wohl beste Sandplatzspieler aller Zeiten – Rafael Nadal – agiert in der laufenden Sandplatzsaison nicht so souverän wie in den vergangenen beiden Spielzeiten. Das beweisen unter anderem die Halbfinal-Niederlage in Monte Carlo gegen Fabio Fognini sowie die bereits erwähnte Pleite gegen Dominic Thiem. Zudem streicht der Mallorquiner in Interviews immer wieder heraus, dass die vielen Verletzungen ihre Spuren hinterlassen hätten.
Auch Novak Djokovic zeigte seit den Australian Open in Melbourne nicht sein bestes Tennis. Nach zwei frühen Niederlagen in Indian Wells und Miami musste der Weltranglistenerste auch in Monaco früher als geplant als Verlierer vom Platz gehen. Daniil Medvedev erwies sich im Viertelfinale als zu stark für den Serben.
Die Vorzeichen könnten für Federer also durchaus schlechter stehen. Wie es allerdings um das Spiel des Maestros selbst bestellt ist, wird sich erst in der Caja Magica zeigen. Dort, wo vor zehn Jahren die wundersame Reise zum bislang einzigen French-Open-Sieg begann. Könnte sich Geschichte wiederholen? Es wäre mit Sicherheit eine der größten Sportsensationen aller Zeiten. Aber wem – wenn nicht Roger Federer – ist das schon zuzutrauen?
