ATP Masters Cincinnati: Alexander Zverev wackelt – nicht sportlich, sondern körperlich
Kollaps in Cincinnati: Alexander Zverev wirkte körperlich völlig am Limit. Eine Woche vor den US Open stellt sich die Frage, wie viel Energie sein Körper noch zulässt.
von Stefan Bergmann
zuletzt bearbeitet:
17.08.2025, 11:53 Uhr

So hatte sich Alexander Zverev den Härtetest beim ATP-Masters-1000-Event in Cincinnati sicher nicht vorgestellt. Statt Spiel, Satz und Sieg hieß es: Schwindel, Eispack und Durchhalten. Gegen Carlos Alcaraz war der Olympiasieger im Halbfinale körperlich völlig überfordert – und das nur sieben Tage vor Beginn der US Open.
„Bei mir dreht sich alles“, sagte er in Richtung Arzt, während er medizinisch versorgt wurde. Und wer das Match gesehen hat, wusste: Hier geht’s nicht nur um einen schlechten Tag, sondern um eine echte Belastungsgrenze. Schon zuvor im Turnier, etwa im Viertelfinale gegen den US-Amerikaner Ben Shelton, hatte Zverev mit Kreislaufproblemen zu kämpfen – diesmal war’s offensichtlich zu viel.
Die Zeit drängt
Dabei hatte der Hamburger in den letzten Wochen spielerisch durchaus überzeugt. Halbfinale in Toronto, wieder Halbfinale in Ohio – die Formkurve stimmte. Aber: Der Körper zog nicht mehr mit. Ein Aspekt, der im Fall Zverev nie ganz ignoriert werden darf, ist seine Diabetes-Erkrankung. Seit Kindheitstagen lebt er mit Typ-1-Diabetes und muss auch während Matches Insulin spritzen – eine zusätzliche Herausforderung, gerade in langen, intensiven Turnierphasen.
Aber eventuell wiegt nicht nur der Körper schwer. Mental bewegte sich Zverev zuletzt auch auf dünnem Eis – spätestens seit Wimbledon ist das auch Teil der öffentlichen Debatte. Er sprach von Leere, Einsamkeit und davon, erstmals über eine Therapie nachzudenken: „Ich habe noch nie so gefühlt. Ich fühle mich ohne Freude – auch abseits des Tennis“, sagte er – und rief damit eine Welle der Anteilnahme und einen wichtigen Dialog in der Sportwelt hervor.
Egal was schlussendlich die Gründe sind, Zverev braucht jetzt vor allem eines: Ruhe, medizinische Betreuung und eine punktgenaue Regeneration. Wenn das gelingt, ist bei den US Open viel möglich – doch die Zeit bis dahin wird knapp. Noch steht nicht fest, mit welchem Zverev wir in New York rechnen dürfen: dem frischen Herausforderer – oder dem, der körperlich und/oder mental auf dem (vor-)letzten Zacken unterwegs ist.