ATP Masters Paris-Bercy: Huch, wer ruft denn da?

Ja, beim ATP-Masters-1000-Turnier in Paris-Bercy gibt es sie wieder: LinienrichterInnen, die noch nicht vom digitalen Augen verdrängt wurden.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 03.11.2021, 16:08 Uhr

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Was macht der Mann im Hintergrund von Novak Djokovic nochmal?
© Getty Images
Was macht der Mann im Hintergrund von Novak Djokovic nochmal?

Ältere Tennisfreunde werden sich daran erinnern: Es gab tatsächlich eine Zeit, in der eine leibhaftige Person das Ohr ans Netzband gehalten hat, um zu überprüfen, ob ein Aufschlag das Netz berührt hat oder nicht. Dass diese Personen zum Teil gefährlich gelebt haben, mag ein Grund dafür sein, dass seit mehreren Jahrzehnten die Überprüfung des Netzaufschlags digital funktioniert. Wer die Turniere im nordamerikanischen Sommer oder zuletzt jenes in Wien verfolgt hat, könnte nun auf die Idee kommen, dass auch die Überwachung der Linien nur noch mit dem elektronischen Auge erfolgt. Zumindest auf Hartplatz.

Da ist es nachgerade erstaunlich, dass beim dieswöchigen ATP-Masters-1000-Event in Paris-Bercy wieder auf das Urteil von LinienrichterInnen vertraut wird. Finanzielle Gründe kann dies nicht haben, wie die meisten anderen 1000er-Turniere schwimmt auch jenes in Paris im Geld. Aber vielleicht setzt man an der Seine ja auf Nostalgie, verbunden mit der Spannung, die bei der von den Spielern angeforderten Überprüfung mancher Entscheidung einhergeht.

Peick sorgt sich um Schiedsrichter-Nachwuchs

Die Akkuratesse des digitalen Auges scheint derweil außer Frage zu stehen: Im vergangenen Herbst hatte Alexander Zverev in Köln noch eine schiefe Optik des Systems bemängelt, Beschwerden dieser Art sind selten geworden. In Wien wurde zwar ab und zu nachgefragt, aber natürlich ohne Konsequenzen: Wenn das digitale Hawkeye einen Ball als außerhalb des Feldes bewertet hat, dann wird die entsprechende Einblendung des Abdruckes kaum etwas anderes zeigen.

Dass der Verzicht auf Linienpersonal bei immer mehr Turnieren langfristig Probleme bringen könnte, hat Oberschiedsrichter Norbert Peick in diesem Sommer in Stuttgart angemerkt. Denn der Nachwuchs im Schiedsrichterwesen wird aufgrund der Entwicklung immer dünner. Wenn nur noch ein Stuhl-Umpire gefragt ist, dann sind die Aussichten der nächsten Generation an Schiedsrichtern eher bescheiden.

Piepton in Wimbledon

An eine Revision der eigentlich wegen der Corona-Krise eingeführten Technologie ist wohl nicht zu glauben. Wobei: Zu Zeiten, als in Wimbledon noch die Kanonen-Aufschläger ihr (Un-)Wesen trieben, versuchte man die Aufschlaglinien elektronisch zu überwachen. Damals, in den 1990er-Jahren, war die Technik aber noch nicht ausgereift. Der Piepton, der einen Ausball signalisierte, kam ab und zu zu Unzeiten. Diese Schwierigkeiten sind mittlerweile behoben.

Für ambitionierte SchiedsrichterInnen bleiben also nur zwei Hoffnungen: zum einen die Sandplatz-Turniere. Auch wenn es dort ebenfalls schon erprobte Varianten des digitalen Hawkeyes gibt. Und eben Veranstaltungen wie in Paris-Bercy, wo man noch auf Nostalgie setzt.

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von Jens Huiber

Mittwoch
03.11.2021, 17:55 Uhr
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