ATP Masters Rom: Sebastian Ofner - bejubelt wie dereinst Schneckerl Prohaska
Der Drei-Satz-Erfolg von Sebastian Ofner gegen Frances Tiafoe zeigt: Der Steirer ist schon fast wieder auf jenem Niveau angelangt, das er vor seiner langen Verletzungsmisere hatte.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
10.05.2025, 20:52 Uhr

Nachdem Sebastian Ofner nicht zum Ausflippen neigt, wollen wir das an dieser Stelle auch nicht tun. Noch nicht. Denn der Auftritt des Steirers im ersten Match auf dem Pietrangeli am heutigen Samstag gegen Frances Tiafoe hat doch einen starken Eindruck hinterlassen. Mit allem, was dazugehört: Für Ofner war es nach der erfolgreichen Qualifikation und dem Erstrunden-Sieg nach Aufgabe von Roberto Carballes Baena bereits das vierte Match in Rom, Gegner Frances Tiafoe dagegen stand das erste Mal in einem Wettspiel bei den Internazionali 2025 auf dem Court.
Und natürlich ist Sand nicht der bevorzugte Belag des US-Amerikaners, jener von Sebastian Ofner schon. Aber bis Mitte des zweiten Satzes hatte Tiafoe so gut wie keine Chance gegen den Steirer, der ja erst vor wenigen Wochen nach einer langen Verletzungspause zurück in den Tenniszirkus gekommen war.
Muster gewinnt drei Mal in Rom
Das hat auch die Fans auf den Tribünen dieses ikonischen Tennisplatzes überrascht. Und begeistert. Sprechchöre für einen Österreicher in der Ewigen Stadt - wie oft hat es das nach dem Abschied von Herbert Prohaska von der AS Roma denn gegeben? Für Chronisten: Der Schneckerl hat in der Saison 1982/83 ganz nah am Foro Italico brilliert. Jajajaja, schon klar: Auch die Leistungen von Dominic Thiem und vor allem Thomas Muster, mithin Champion in Rom 1990, 1995 und 1996, wurden vom Publikum wohlwollend honoriert.
Bis Mitte des zweiten Aktes also alles gut, dann leistete sich Ofner ein schwaches Aufschlagspiel, das Tiafoe mit dem Rebreak zum 4:4 bestrafte - da schwang das Publikum dann kurz auf die Seite des nach der Papierform Favoriten (Das allerdings hätten sich die Tifosi bei Herbert Prohaska nie getraut!). Und man muss Frances Tiafoe ja auch zugutehalten: Als „Quitter“, also jemand, der ein Match einfach aufgibt, ist „Big Foe“ nicht bekannt. Und ein feines Händchen hat Tiafoe auch, wenn er sich spürt. So wie im Tiebreak des zweiten Satzes.
Ofner auf Augenhöhe mit der erweiterten Weltklasse
Schön für Ofi, dass ihn das nicht weiter anfocht. 6:3 in Durchgang drei, das gibt den vierten Sieg in Folge in Rom. Und ein Treffen mit Francisco Cerundolo. Da könnte man sagen: Sebastian Ofner hat nichts zu verlieren.
Eines darf man nach den Eindrücken der Auftritte in Madrid, wo Ofner in Runde zwei an Brandon Nakashima gescheitert ist, und nun in Rom aber bei allem Respekt gegenüber der Konkurrenz im eigenen Land jetzt schon festhalten: Sebastian Ofner ist der einzige österreichische Spieler, der mit der erweiterten Weltspitze mithalten, diese sogar ärgern kann. Das werden hoffentlich auch die kommenden Wochen zeigen, wo Ofner mit den verbliebenen acht Protected Rankings ja auch vermehrt gegen einige Branchengrößen aufschlagen wird. Zuerst wird aber einmal Rom zu Ende gespielt.
Hier das Einzel-Tableau in Rom