ATP-Profi Ruusuvuori: "Wenn meine Geschichte auch nur einer Person hilft, hat es sich gelohnt"

Emil Ruusuvuori, ehemalige Nummer 37 der Weltrangliste, hat nun in einem bemerkenswerten Brief, der auf der ATP-Website veröffentlicht wurde, über seine psychischen Probleme gesprochen. Sein Ziel: Er will anderen Betroffenen Mut machen.

von Clemens Engert
zuletzt bearbeitet: 22.05.2025, 13:53 Uhr

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Emil Ruusuvuori hat in einem langen Brief sehr offen über seine psychischen Probleme gesprochen. Sein Ziel: Er will anderen Betroffenen helfen.

Emil Ruusuvuori ist auf Platz 247 der Weltrangliste zurückgefallen. Der Finne, ehemals auf Platz 37 des ATP-Rankings, versucht derzeit, langsam wieder auf der Challenger-Tour Fuß zu fassen.

In einem langen Brief, der auf der offiziellen ATP-Website veröffentlicht wurde, sprach der 26-Jährige nun sehr offen über jene Probleme, die seine Karriere stark beeinträchtigten und im letzten Jahr dazu führten, dass er seine Saison Ende Juli nach dem Turnier in Washington beenden musste.

„Letztes Jahr habe ich viereinhalb Monate lang keinen Schläger angefasst, aber nicht aus dem Grund, den man vielleicht erwarten würde. Es lag an meiner psychischen Gesundheit. Ich begann, bestimmte Dinge zu vergessen. Mein Körper war an einem Ort, aber meine Gedanken waren woanders. Das reichte von etwas so Einfachem wie dem Vergessen meiner Schläger bis hin zu Panikattacken. Ich wusste, dass es in Roland Garros zu weit ging, denn, was während der Turniere in meinem Kopf vorging, begann mein Leben abseits des Platzes zu beeinflussen", so der Finne in dem Brief.

"Ich fühlte mich, als würde ich verrückt werden"

"Ich konnte schlecht schlafen und hatte sogar Albträume. Ich wachte schweißgebadet auf, mein Herz raste, ich konnte nicht atmen. Ich fühlte mich, als würde ich verrückt werden. Ich wachte morgens auf, um zu trainieren, aber ich war nicht wirklich da. Es war zur Routine geworden. Als ich in Paris in der ersten Runde antrat, hatte ich das Gefühl, nicht mehr richtig auf dem Platz zu sein. Ich versuchte, ein oder zwei Wochen Pause zu machen, um zu sehen, ob es mir helfen würde, bevor ich zu einem Challenger-Rasenturnier nach Surbiton aufbrach.

Stattdessen hatte ich auf dem Platz eine Panikattacke. Ich würde Ihnen gerne erzählen, was ich fühlte, aber ich erinnere mich nicht wirklich an das Spiel. Wie Sie sich vorstellen können, waren diese Dinge beängstigend. Ich bekam auch abseits des Platzes Panikattacken, auch beim Autofahren“, schildert Ruusuvuori die Zeit.

Er habe sich schließlich professionelle Hilfe gesucht: "Im Sommer ging ich einmal pro Woche zu meinem Psychologen und sprach mit meiner Familie und engen Freunden über meine Probleme. Das half mir. Einer meiner besten Freunde hatte etwas Ähnliches durchgemacht, und mir wurde klar, dass ich in dieser Situation nicht allein war.

Vor allem aus diesem Grund habe ich Anfang des Monats beschlossen, meine Geschichte in einem Video auf Finnisch zu erzählen. Es ist sehr interessant für mich, dieses Gespräch mit verschiedenen Menschen zu führen und das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass wir uns von der Vorstellung lösen müssen, es sei irgendwie beschämend, über psychische Gesundheit zu sprechen.

Jeder erlebt solche Momente. Entscheidend ist, wie wir damit umgehen. Als das Video veröffentlicht wurde, fiel mir eine schwere Last von den Schultern, weil ich das Gefühl hatte, vor anderen immer nur so zu tun, als ob. Es war so schwer. Ich konnte es nicht mehr. Ich fühlte mich nicht in der Lage, ehrlich zu sein, und das belastete mich."

"Behalte nicht alles für dich"

"Ich habe viele sehr positive Nachrichten erhalten. Jeder hat seine eigenen Schwierigkeiten zu überwinden. Einige Leute sagten mir, es sei mutig von mir gewesen und es habe ihnen geholfen, was mich sehr berührt hat. Wenn meine Geschichte auch nur einer Person hilft, hat es sich gelohnt. Ich hoffe vor allem, dass die Menschen erkennen, dass sie auf sich und ihre Psyche achten müssen. Das ist der Schlüssel. Wenn es dir nicht gut geht, ist nichts wichtiger, als dir selbst zu helfen. Behalte nicht alles für dich. Es ist okay, traurig zu sein. Es ist okay, einen schlechten Tag zu haben. Aber vergessen Sie eines nie: Harte Zeiten dauern nicht ewig“, so der Finne in seinem bemerkenswerten Statement.

Den vollständigen Brief von Ruusuvuori finden Sie auf der offiziellen ATP-Website.

von Clemens Engert

Mittwoch
21.05.2025, 22:55 Uhr
zuletzt bearbeitet: 22.05.2025, 13:53 Uhr