Marcos Baghdatis – „Wenn ich heute verliere, umarme ich morgen meine Tochter“

Der Zypriote sprach in Rotterdam über seine zurückgewonnene Motivation und den Rückhalt seiner Familie.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 11.02.2016, 07:32 Uhr

ATP - Marcos Baghdatis

Irgendwie hat man als Tennisfan das Gefühl, Marcos Baghdatis sei schon ewig dabei, ewig auf der Tour, er müsse mittlerweile annähernd die 40 erreicht haben. Tatsächlich jedoch ist der Zypriote gerade einmal 30 Jahre alt, also im besten Tennisalter. Und doch erlebt er aktuell so etwas wie seinen x-ten Frühling auf den Courts dieser Welt. Beim ABN AMRO World Tennis Tournament in Rotterdam konnte er gerade erst beweisen, wie sehr er noch - oder besser wieder - da ist und den Tenniszirkus aufmischt. Mit David Goffin nämlich nahm der aktuell an Position 61 der Welt geführte den an vier gesetzten Belgier mit 6:1, 5:7, 7:6 (5) aus dem Rennen, bevor er sich im Achtelfinale gegen den Slowaken Martin Klizan aus dem Turnier verabschieden musste.

Hier seht ihr einen der Hot Shots des Matches Marcos Baghdatis gegen David Goffin.

Die Familie als Motivationshilfe

Nach seinem Überraschungs-Coup gegen Goffin sprach der Mann aus Limassol über seinen häufig beschwerlichen Weg aus zahlreichen Verletzungsmiseren und einer nicht immer optimalen Einstellung zu seinem Sport. Vor allem seine Frau, die Kroatin Karolina Sprem, die ebenfalls auf der Profi-Tour unterwegs war, habe ihm geholfen, mit der richtigen Einstellung seine Karriere fortzusetzen. "Ich war wirklich irgendwann müde, hab mich ein wenig selbst verloren, beim Versuch verschiedene Dinge auszuprobieren", sagte Baghdatis gegenüber ATPWorldTour.com . Dann kamen noch Verletzungen hinzu, gesundheitliche Probleme, die mich geplagt haben. Die vergangenen vier, fünf Jahre waren ein langer Weg für mich", konstatierte der vierfache ATP-Turnier-Sieger.

Umso wichtiger sei es für die ehemalige Nummer acht der Welt gewesen, in seiner Ehefrau eine gleichgesinnte Weggefährtin zu haben, die sich ebenfalls während ihrer Karriere durch einige Verletzungssorgen hatte quälen müssen. "Zuallererst half sie mir, indem sie mir zuhörte, mitfühlen konnte. Mit ihr war es, wie sich mit einem Ex-Profi, etwa Pat Cash, zu unterhalten. Sie half mir, einige wichtige Entscheidungen zu treffen" so der Australian-Open-Finalist von 2006.

In der Ruhe liegt die Kraft

Auch die Tatsache, dass Baghdatis nun zweifacher Familienvater ist, habe sich sehr positiv auf seinen Umgang mit dem Tennis ausgeübt, ihm eine gewisse Ruhe vermittelt, die ihm vermutlich bei seinem knappen Match gegen Goffin geholfen habe: "Wenn ich gegen Goffin verloren hätte, wäre ich nach Hause gefahren zu meinen Kindern. Man empfindet nicht soviel Druck während oder vor dem Match. Wenn ich heute verliere, bin ich morgen zu Hause und umarme meine Tochter."

2015 war für Baghdatis, nach längerer Durststrecke, das erste wieder etwas konstantere Jahr auf dem Circuit. Unter anderem seine Finalteilnahme beim ATP-World-Tour-250-Event in Atlanta sicherte ihm seine aktuelle Weltranglisten-Position. "Ich habe viel mitgenommen aus dem letzten Jahr und ich hoffe, jetzt genau dort weitermachen zu können. Vor und nach Wimbledon hatte ich meine beste Phase, danach habe ich mich wieder verletzt. Jetzt fühle ich mich gut, gesund und genieße die Zeit."

Bestes Tennis über 30

Man habe gemeinsam mit der Familie und dem Team einige Ziele gesetzt, die es jetzt anzugehen gelte: "Wir haben versucht, alles um meinen Sport herum zu organisieren, so dass ich nur noch rausgehen muss, um Tennis zu spielen und nicht über viele andere Dinge nachzudenken habe." Auch hinsichtlich seines Alters zeigte sich der ehemals beste Junior der Welt zuversichtlich: "Im letzten Jahr gewannen so viele Spieler über 30 noch Turniere, das ist richtig ermutigend. Sie spielen ihr bestes Tennis, und ich denke, ich tue das aktuell auch." Jetzt ginge es darum, fit zu bleiben. "Ich hoffe, weiter in den Top 50 spielen zu können und vielleicht noch in die Top 30 vorzudringen", so das Ziel, das Baghdatis und sein Team weiter verfolgen möchten. "Es werden noch großartige Dinge folgen in den kommenden drei Jahren", ließ der Schützling von Dejan Vojnovic schließlich hoffen.

Hier die Ergebnisse aus Rotterdam: Einzel , Doppel , Einzel-Qualifikation .

Hier der Spielplan.

von tennisnet.com

Donnerstag
11.02.2016, 07:32 Uhr