Cedrik-Marcel Stebe – „Ich bin froh, dass ich die Matches überlebe“

Die ehemalige Nummer 71 der Welt spricht über den harten Neuanfang nach jahrelanger Verletzungsmisere.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 19.10.2016, 16:17 Uhr

XXXX plays a ZZZ in his/her first round match against XXXXX during day one of the 2013 Australian Open at Melbourne Park on January 14, 2013 in Melbourne, Australia.

Er ist die Symbolfigur einer verlorenen Generation im deutschen Herrentennis. Cedrik-Marcel Stebe hätte das Bindeglied zwischen der alten Garde um Philipp Kohlschreiber und den jungen Himmelsstürmern um Alexander Zverev sein können. Der 26-Jährige gehört zur Riege der deutschen Mittzwanziger, die momentan nur durch den gleichaltrigen Jan-Lennard Struff in den Top 100 vertreten ist. Dass Stebe einst als Hoffnungsträger galt, ist mittlerweile fast verblichen. Vor vier Jahren war er noch der große Davis-Cup-Held, als der damals 21-Jährige gegen Australien den entscheidenden dritten Punkt zum Klassenverbleib in der Weltgruppe beisteuerte. Doch der Sieg gegen den früheren Weltranglisten-Ersten Lleyton Hewitt am Hamburger Rothenbaum ist lange her. Es folgte eine Verletzungsgeschichte, die seinesgleichen sucht.

Trotz Verletzungsseuche - "Cedi" Stebe kämpft sich zurück

Was im September 2013 mit einer Hüftoperation begann, setzte sich auf dramatische Weise fort. Die Krankenakte des gebürtigen Schwaben liest sich seitdem wie ein medizinischer Horrorroman: Rückenbeschwerden, Schambeinentzündung links, Lendenwirbelprobleme, eine weiche Leiste links, eine weiche Leiste rechts, die operiert werden musste, und eine Schambeinentzündung, rechts. Doch Stebe hat nie aufgegeben, auch "wenn ich schon an mir und den Ärzten gezweifelt habe", sagte er der "Süddeutschen Zeitung" beim ITF-Future-Turnier in Oberhaching. Dort erreichte der Linkshänder in der vergangen Woche das Viertelfinale, wo er gegen den späteren Turniersieger Mats Moraing (ATP 405) eine glatte 3:6,-1:6-Niederlage einstecken musste. Doch Stebe hat seine Ansprüche angepasst. "Mein Körper muss erst wieder an die Belastung gewöhnt werden. Ich bin einfach nur froh, dass ich wieder spielen kann. Und die Matches überlebe", sagte er nach seinem Achtelfinalsieg gegen den Schweizer Raphael Baltensperger.

In der Weltrangliste ist der Mann mit dem markanten Stirnband inzwischen wieder unter den Top 500 klassiert. Eine beachtliche Leistung des inzwischen in Vaterstetten beheimateten Profis, der nach zweieinhalbjähriger Turnierauszeit im Mai auf die Tour zurückgekehrt war. Insgesamt gehe es ihm gut, "kleinere und größere Wehwehchen" seien aber weiterhin Teil des Alltags. Die Belastung dosiert "Cedi" deshalb sehr genau. Reisen zu Turnieren in Nordamerika oder Asien stehen derzeit nicht auf dem Plan, um den Körper zu schonen. "Ich gehe auf Nummer sicher und bereite mich so gut es eben geht auf jedes Match vor", so Stebe (früher ATP 71), dessen Ehrgeiz ungebrochen ist: "Ich möchte wieder unter die Top 100 kommen."

Mit Protected Ranking zu den Australian Open

Ein Ziel, dass nicht utopisch erscheint. Stebe verfügt immer noch über schnelle Beine, viel Ballgefühl und den nötigen Zug in den Grundschlägen. "Mein Spiel ist schon wieder ganz gut", auch wenn alles irgendwie noch verbessert werden müsse. Im Leistungszentrum in Oberhaching arbeitet er am nötigen Feinschliff mit Coach Markus Wislsperger, dem ehemaligen Trainer von Philipp Kohlschreiber. Zusätzlich hat Stebe einen Joker in der Hinterhand, der ihm bei der Rückkehr in die Weltspitze Rückenwind verleihen soll. Mithilfe des Protected Ranking kann der Süddeutsche noch bei acht Turnieren an den Start gehen - dazu soll die Qualifikation der Australian Open im Januar 2017 zählen. Bei den Grand-Slam-Turnieren in Paris, London und New York, scheiterte er 2016 jeweils in der ersten Quali-Runde. In Down Under könnte die Karriere von Cedrik-Marcel Stebe neuen Schwung aufnehmen. Bleibt der flinke Blondschopf von weiteren Verletzungen verschont, gibt es vielleicht doch noch ein nicht mehr für möglich gehaltenes Happy End.

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19.10.2016, 16:17 Uhr