Der Kampf um den Platz in der Geschichte - Die Troika Federer, Nadal & Djokovic

Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic liefern sich das Duell um den Platz in der Grand-Slam-Bestenliste.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 01.03.2016, 12:44 Uhr

Novak Djokovic, Rafael Nadal, Roger Federer

Es ist gerade einmal zwei Jahre her, als die Rollenverteilung im Tennis noch eine andere war. Boris Beckers Premiere als Chef-Coach von Novak Djokovic war bei den Australian Open 2014 mit der Niederlage des Serben im Viertelfinale gegen Stan Wawrinka missglückt. In der Liste der Gewinner der vier wichtigsten Turniere der Welt war Djokovic mit der Anzahl von sechs Grand-Slam-Titeln mit einem Becker oder Stefan Edberg gleichauf. Zur absoluten Spitze in der Bestenliste der Grand-Slam-Gewinner schien der Weg für Djokovic zu Roger Federer (Platz eins mit 17 Grand-Slam-Titeln) oder Rafael Nadal und Pete Sampras (Platz zwei mit jeweils 14 Grand-Slam-Titeln) noch in weiter Ferne.

Der Sprung von "Nole" nach vorn

Zwei Jahre später zeichnet sich ein anderes Bild. Die Machtverhältnisse im Tennis haben sich verschoben. Hatte Djokovic in den Jahren vor Beckers Engagement noch fünf Grand-Slam-Finals verloren, so konnte der Serbe nun in den entscheidenden Situationen zulegen und gewann fünf weitere Grand-Slam-Turniere in nur zwei Jahren. Und schob sich damit in der Bestenliste der Grand-Slam-Gewinner an Tennislegenden wie Andre Agassi, Jimmy Connors oder Ivan Lendl vorbei. Mit elf Grand-Slam-Titeln liegt der "Djoker" nur noch drei Grand-Slam-Titel hinter den zweiplatzierten Nadal und Sampras und ist damit auf Schlagdistanz.

Die Siegesserie

Die aktuelle Dominanz von Novak Djokovic könnte sich in Zahlen nicht deutlicher ausdrücken: Klare Nummer eins mit über 7800 Punkten Vorsprung. Erstmals positive Bilanz in den direkten Duellen gegen Federer (23:22) und Nadal (24:23). Elf Turniersiege im Jahr 2015 und perfekter Start in das Jahr 2016 mit Siegen in Doha und bei den Australien Open. Nachdem Djokovic selbst lange unter der Dominanz von zunächst Federer und dann Nadal gelitten hatte, scheint nun seine Zeit gekommen zu sein. Nur die aktuelle Augenverletzung hindert den Weltranglisten-Ersten derzeit am Tennisspielen und konnte seine Siegesserie unterbrechen.

Die ratlose Konkurrenz

Federer fand trotz verbesserten Offensivspiels kein Rezept gegen das fast fehlerlose Spiel des Serben. Im letzten Jahr hatte Federer im Finale in Wimbledon, bei den US Open und der ATP-WM in London das Nachsehen gegen Djokovic. Und auch Anfang dieses Jahres war im Halbfinale der Australian Open gegen Djokovic Endstation. Nadal hat den Rhythmus und das Selbstvertrauen seit seiner Verletzung 2014 nicht wieder gefunden und wirkt aktuell selbst auf seinen Lieblingsbelag Sand unsicher. Murray konnte die Präzision und Härte von Djokovic in den letzten beiden Finals der Australian Open nicht überwinden. Nur Wawrinka durchbrach die Siegesserie bei den Grand Slams im letzten Jahr, als er, an einem Tag, an dem ihm alles gelang, den Weltranglisten-Ersten bei den French Open in vier knappen Sätzen bezwang und danach feststellte: "Das war das Spiel meines Lebens".

Die erfolgreichste Tennis-Troika aller Zeiten

Federer, Nadal und Djokovic teilen sich aktuell unglaubliche 42 Grand-Slam-Titel im Herren-Einzel. Dass so erfolgreiche Grand-Slam-Champions gleichzeitig in einer Generation Tennis spielen - das gab es noch nie in der Geschichte des Tennissports. Und angesichts dieser Zahlen ist es mehr als fraglich, ob je eine Tennisgeneration in solche Größenordnungen bei den wichtigsten vier Turnieren der Welt wieder wird vorstoßen können.

Die Jagd nach den Grand Slam Titeln

Nach der furiosen Aufholjagd in den letzten zwei Jahren von "Nole" stellt sich die Frage, wie die Liste der Grand-Slam-Gewinner wohl in zwei weiteren Jahren sich wohl darstellt? Trägt der elegante Techniker Federer im Herbst seiner Karriere mit 34 Jahren noch einen Grand-Slam-Sieg in sich? Kommt der Kämpfer und Comeback-König Nadal noch ein weiteres Mal zurück? Kann Djokovic seine Dominanz bei den Grand Slams konservieren, um weiter an Federer oder Nadal heranzurücken? Bei allen offenen Fragen scheint nur eines sicher zu sein: Mit Blick auf die Tennisgeschichte könnte der Kampf in der Grand-Slam-Bestenliste der Tennis-Troika nicht spannender sein.

Von Konstantin Guratzsch

von tennisnet.com

Dienstag
01.03.2016, 12:44 Uhr