Die brasilianische Überraschung – Thiago Moura Monteiro

Wie verlief die bisherige Karriere des jungen Brasilianers, der in Rio de Janeiro Jo-Wilfried Tsonga schlagen konnte?

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 03.03.2016, 06:54 Uhr

Thiago Monteiro - ATP-Tour

Nach einer Rückhand und dem anschließenden Fehler seines Gegners ließ sich der junge Brasilianer mit dem Rücken zuerst auf die rote Asche fallen. Das Publikum in Rio de Janeiro sprang begeistert und mit Euphorie in den Gesichtern von seinen Plätzen auf. Die Handys richteten sich innerhalb weniger Sekunden zielgerichtet auf Thiago Moura Monteiro . Dieser lag im Moment des Gewitters aus verschiedenen Blitzlichtern in der Mitte des Platzes. Mit den Händen vor seinem Gesicht. Die weiße Mütze war ihm auf dem Weg zum Boden bereits vom Kopf gerutscht. Der Linkshänder erlebte soeben den größten Erfolg seiner noch jungen Karriere. Als absoluter Außenseiter, den bis dato niemand auf dem Zettel hatte, schlug er einen aktuellen Top-Ten-Spieler. Ein Sieg, der unerwartet, aber vielleicht nicht ganz so sensationell war, wie es auf dem Papier den Anschein machte. Wie kommt solch ein Sieg zustande? Und was kann dieser eine Sieg für Auswirkungen auf die nächsten Matches eines Spielers haben?

Eintauchen in eine Realität, die zuvor nicht möglich schien

Thiago Moura Monteiro ist 21 Jahre jung. Bereits in den Jahren 2008 und 2009 spielte er kleine ITF-Turniere in seinem Heimatland Brasilien. Der Erfolg? Ein paar gewonnene Aufschlagspiele. Im Jahr 2010 näherte er sich erstmals einem Halbfinale eines ITF-Events. Unter anderen schlug er damals Gastao Elias aus Portugal, welcher einem gewissen Dominic Thiem zuletzt in Buenos Aires recht große Probleme bereiten konnte. In den Jahren 2011 und 2012 gewann Monteiro seine erste beiden ITF-Titel. Mit 17 Jahren. Diese Titel schienen ihm viel Schwung für seine Grundschläge gegeben zu haben. Denn: 2013 spielte er sich insgesamt vier Mal durch die Qualifikation bei einem Challenger. Insgesamt konnte der junge Brasilianer 2013 vier Viertelfinal-Teilnahmen auf Challenger-Ebene verbuchen. Dazu kamen zwei ITF-Titel. Und eine kleine Anekdote am Rande: Beim Challenger-Event in Oberstaufen 2013 schlug er Jan-Lennard-Struff . 7:6 und 6:2.

Die Jahre 2014 und 2015 verliefen für Monteiro unaufgeregt. Ohne große Momente. Es war die Ruhe vor dem berühmten Sturm, der nun Anfang 2016 folgen sollte. Die Wildcard für sein Heimturnier. Das begeisterte Publikum. Ein nicht in Topform spielender Jo-Wilfried Tsonga . Die Zutaten für eine Sensation, die definitiv zu erklären ist. Dieser Triumph war für Monteiro der erste Sieg auf ATP-Level. Es war der Beweis, dass er vermutlich zu wesentlich mehr imstande ist, als er selbst dachte. Das Selbstvertrauen eines Spielers kann sein spielerisches Level anheben. Monteiro machte von seinem Sieg gegen Tsonga Gebrauch. Auch wenn er nicht direkt durchstartete, so konnte er den größten Sieg seiner Karriere direkt beim nächsten Turnier bestätigen. Monteiro hatte sich eine Realität erschaffen, die ihm zuvor verschlossen war.

Den Windschatten des Sieges ausnutzen

Mit einem ungeahnten Paket an Selbstvertrauen in der Tennistasche reiste Monteiro weiter nach Sao Paolo. Erneut ein ATP-Event. Und es sollte sein zweiter Sieg auf diesem Niveau folgen. In Runde eins bekam Monteiro Nicolas Almagro zugelost. Erneut ging der Brasilianer als absoluter Underdog in das Match. Und wie in der Woche zuvor in Rio konnte er aus dieser Außenseiterrolle das Beste machen. 6:3 und 7:5 war das Endergebnis, welchem er einen weiteren Sieg in Runde zwei folgen ließ. Daniel Munoz de la Nava zog gegen Monteiro in drei Sätzen den Kürzeren.

Es kam in Runde drei erneut zum Duell mit Pablo Cuevas . Und erneut konnte dieser nach dem letzten gespielten Ball Thiago Moura Monteiro als Sieger gratulieren. 6:4, 3:6 und 3:6 lautete das Ergebnis aus Sicht des Brasilianers, welcher bei den zwei ATP-Events in Brasilien nur vom späteren Turniersieger Cuevas gestoppt wurde. Kein Grund also, den neu gewonnenen Mut schnell wieder zu verlieren. Die gesammelten Erfahrungen sind es, die einen Spieler formen. Thiago Moura Monteiro hat in den letzten drei Wochen große Schritte in seiner Karriere gehen können. Nicht nur in der Weltrangliste. Auch mental.

Eine Analyse von Marco Kühn ( tennis-insider.de ).

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Donnerstag
03.03.2016, 06:54 Uhr