Einer wie Richie Tenenbaum

Monte Carlo war auch immer Björn Borg - und der war plötzlich weg.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 08.04.2016, 13:13 Uhr

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PARIS, FRANCE - JUNE 08: Bjorn Borg watches the men's singles final match between Rafael Nadal of Spain and Novak Djokovic of Serbia on day fifteen of the French Open at Roland Garros on June 8, 2014 in Paris, France. (Photo by Matthew Stockman/Get...

Richie Tenenbaum. Ein Name, der die Tenniswelt erschüttert, berührt, begeistert – und dennoch keinen Platz in den Annalen der ATP gefunden hat. Gibt es doch einen noch größeren, wenn nicht den Größten aller Zeiten, als dessen Ebenbild der nicht minder große Wes Anderson für seinen Klassiker „Die Royal Tenenbaums“ die Figur des Richie erschaffen hat:Björn Borg. Richie eifert dem legendären Schweden nach, vor allem modisch – und scheitert dann doch, hauptsächlich an der Liebe. Und wer, der sich in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre als Afficionado des Björn Rune Borg zu erkennen gegeben hat, mag da nicht die Parallelen zur bitteren Realität auf den professionelle Plätzen des Tennissports vor mehr als einer Generation ziehen? Mariana Simionescu, das hatte für uns, da stellt sich der Autor ganz in die erste Reihe, mehr als einen Hauch von Yoko Ono.

Gut, Richie Tenenbaum beendet seine vielversprechende Karriere an der Grundlinie liegend, ohne Schuhe, mit gebrochenem Herzen, weil seine Schwester Margot sich einem anderen Mann versprochen hat. Björn Borg hat sich diese große Geste erspart, war dann halt einfach mal weg, zuerst für vier Monate, dann ganz, und wir waren alleingelassen mitJohn McEnroeundJimmy Connors, tatsächlich Welt- aber in unseren Augen eben nicht auch noch Popstars wie Björn Borg. Der war uns einfach näher, auch wenn die Mähne deutlich länger und das Stirnband aus solidem Frottee im Fachhandel nicht erhältlich waren. 1980, da wohnten dem Kniefall nach dem Finalsieg gegen Johnny Mac noch wahre Emotionen inne, Emotionen, die an der Church Road erst mehr als 20 Jahre später ausgeschüttet wurde,Goran Ivanisevicsei Dank, Patrick Rafter zum Schaden.

„Ich bin erfolgreich und ich habe viel Geld verdient, aber ich versichere, dass das Geld mein Leben nicht verändert hat.“ Worte des großen Meisters anno 1979, in einem ihm gewidmeten Buch mit dem überzeugenden Titel „Björn Borg“. Aber natürlich hatte das Geld das Leben schon ganz drastisch verändert, schließlich lebte Borg damals in Monte Carlo, wahrscheinlich sogar auch ein bisschen wegen des vergleichsweise freundlichen Klimas. Nur, Popstars wurde dieser kleine Steuerumweg vor mehr als drei Jahrzehnten gerne zugestanden, ja, als ein paar Jahre später der große Björn Borg, 64-facher Turniersieger, vor dem finanziellen Ruin stand, da hatte Schadenfreude keinen Platz, eine kleine Spendenaktion des lokalen Tennisclubs zugunsten des großen Schweden schien keineswegs ausgeschlossen.

Der Zug für ein Comeback war zu diesem Zeitpunkt indes lange abgefahren, der Versuch, gerade in Monte Carlo wieder in die Spur zu kommen, von aufstrebenden Jungmännern wie Henri Leconte – ein Tennis-Clown, ein großer, aber eben kein Popstar – im Keim erstickt. Dreimal hatte Borg das Turnier an der Cote d'Azur für sich entschieden, und natürlich im selben Jahr auch bei den French Open und in Wimbledon triumphiert. Und zwischenzeitlich seine Zeit gut zu nutzen gewusst, auch und vor allem an der Seite von Vitas Gerulaitis und John McEnroe, zugegebenermaßen (also doch) ebenfalls mit Popstar-Potenzial, auch und vor allem abseits der Turnierplätze. Richie Tenenbaum ist nie über den Verlust der Liebe seiner Schwester hinweggekommen, wir nie über das abrupte Ende der Karriere von Björn Borg. Schön, ihn ab und zu im Publikum zu sehen, vielleicht schon diese Woche in Monte Carlo.

Hier lest ihr die Geschichte über das unrühmliche Comeback von Björn Borg.

von tennisnet.com

Freitag
08.04.2016, 13:13 Uhr