Emotionaler Abschiedsbrief – Julian Reister beendet seine Karriere

Der 30-jährige Deutsche zieht mit bewegenden Worten den Schlussstrich unter seine Profikarriere.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 05.10.2016, 08:32 Uhr

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Julian Reister hat mit bewegenden Worten das Ende seiner Karriere bekanntgegeben. Der 30-jährige Deutsche schrieb auf der Webseite "playery.de" einen Abschiedsbrief an seine große Liebe, den Tennissport. "Liebes Tennis,wir haben uns nicht oft gesehen in letzter Zeit. Daher hast du es bestimmt schon geahnt. Ich möchte mich von dir verabschieden. Nicht von dir als Sport, dafür bist du mir zu wichtig. Aber als Profisportler ist nun die Zeit gekommen, Tschüss zu sagen", schreibt Reister in der Einleitung. Der Reinbeker hatte in seiner Karriere immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen und musste oft monatelang pausieren.

"Erlebnisse und Eindrücke, die unbezahlbar sind"

Reister, derzeit Nummer 631 im ATP-Ranking, zog nun einen Schlussstrich. "Jahrelang warst du das Einzige, das für mich zählte. Natürlich warst du wichtiger als Klassenarbeiten und Hausaufgaben. Aber auch Mädchen, Alkohol und Partys interessierten mich nicht. An dir konnte ich meine Aggressionen rauslassen. Viele Schläger sind bis heute stille Zeugen davon. Unzählige Nachmittage habe ich mich mit meiner Mutter direkt nach der Schule zu dir aufgemacht. Lange Strecken und schlechte Noten habe ich gerne in Kauf genommen. Ich hatte ein Ziel vor Augen, ich wollte Profi werden", erzählt der 30-Jährige, der seinen großen Traum auch leben durfte.

Reister gewann insgesamt fünf Challenger-Turniere und schaffte es im Jahr 2013 im ATP-Ranking bis auf Platz 83. Sein bestes Grand-Slam-Resultat war bei den French Open 2010, wo er als Qualifikant die dritte Runde erreichte und dann gegen Roger Federer spielen durfte. "Dafür dass ich mir vor Angst fast in die Hosen machte, habe ich mich aber ganz gut geschlagen, oder?" Die Liebe zum Tennis begann bei Reister nach vielen verletzungsbedingten Rückschlägen zu bröckeln. "Die Kritiker hatten womöglich Recht: Vielleicht habe ich aus meinem Talent nicht das Optimum herausgeholt. Aber ich bin absolut im Reinen damit. Was nämlich oft vergessen wird, wenn über Sportler geurteilt wird, dass auch sie Menschen mit individueller Persönlichkeit sind." Reister erspielte sich in seiner Karriere ein Preisgeld von 858.260 US-Dollar. "Du hast mich nicht zum Millionär gemacht. Aber du hast mir Erlebnisse und Eindrücken geschenkt, die unbezahlbar sind."

Hier geht es zum kompletten Abschiedsbrief von Julian Reister.

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Mittwoch
05.10.2016, 08:32 Uhr