„Ich hätte nie Schiedsrichter werden sollen“ – Berühmter Schiri zeigt Reue

Bruno Rebeuh wurde weltbekannt, als es in Wimbledon einst zum Eklat mit Jeff Tarango kam. Sein Job brachte ihm kein Glück.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 01.06.2016, 13:59 Uhr

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4 Jul 1996: Bruno Rebeuh the chair umpire during a match at the Wimbledon. Mandatory Credit: Gary M. Prior/ALLSPORT

Bevor in Paris der große Regen kam, prasselte die Kritik auf die Schiedsrichterzunft ein. Im sogenanntenKrampf-DramazwischenAlizé Cornetund der DeutschenTatjana Mariamachte weder die Unparteiische auf dem Stuhl noch Supervisor Wayne McKewen eine gute Figur. tennisnet.com-Redakteur Jörg Allmeroth titelte in seinem Blog treffend: „Das Totalversagen auf dem Hochsitz.“ Gemeint war der inkonsequente, lasche Umgang mit einer Schmierenkomödie, die Siegerin Cornet in fragwürdiger Form vor dem ebensofragwürdigen Pariser Publikumaufführte. In Zeiten des Hawk-Eyes, scheint vielen Schiedsrichtern die Entscheidungsfreudigkeit mehr und mehr abhanden zu kommen.

Beleidigungen, Ohrfeigen und Familiendramen

Vor über 20 Jahren gab es derlei technische Stützen noch nicht. Der Richter auf dem Stuhl war also angehalten, strittige Situationen mit aller Vehemenz zu lösen. Vielleicht hätte das Hawk-Eye eine der berühmtesten Disqualifikationen der Tennisgeschichte verhindert, wäre es schon 1995 im Einsatz gewesen. In besagtem Jahr rasselte der US-Amerikaner Jeff Tarango mit Schiedsrichter Bruno Rebeuh zusammen. Ein einfacher Ausruf führte zur Eskalation und endete sogar mit zwei Ohrfeigen und Bestechungsvorwürfen (hierlest ihr die ausführliche Geschichte dazu). Tarango bezeichnete Rebeuh „als korruptesten Schiedsrichter überhaupt“, welcher sich in einem aktuellen „L’Equipe“-Interview mit Grausen zurückerinnert: „Ein Match nicht zu beenden, ist nie schön, auch wenn es nicht mein Fehler war – es war weder gut für ihn noch für mich.“

„Agassi schickte mir Wein und nette Worte“

Der Franzose lebte 13 Jahre das Leben eines Wandervogels und begleitete den Tour-Tross von 1988 bis 2001 von Turnier zu Turnier. Seine Familie sah Rebeuh dabei nur selten. Heute gibt der 55-jährige Mann aus Nizza zu, dass es ein Fehler war, diesen Beruf zu ergreifen: „Deshalb, weil ich meine Frau und mein Familienleben verloren habe.“ Allerdings erlebte Rebeuh auch schöne Momente auf dem Hochsitz. Vor allem mit Andre Agassi sei der Umgang hervorragend gewesen. „Er war der Einzige, der mir etwas schenkte, als ich zurücktrat. Agassi schickte mir aus den USA mehrere Flaschen guten Wein und ein paar nette Worte.“ Besonders in Erinnerung blieben Rebeuh zudem die beiden Charakterköpfe John Mc Enroe und Jimmy Connors. „,Big Mac’ war der schwierigste Spieler, mit dem ich es zu tun hatte“ Das unvergesslichste Match fand für ihn allerdings 1991 in Roland Garros statt. Der bereits 39-jährige Jimmy Connors gab damals völlig überraschend gegen seinen jungen Landsmann Michal Chang auf. „Jimbo“ übernahm erstmals die Führung im Match, hatte aber im fünften Satz absolut keine Energie mehr übrig. „Es war ein bewegender Moment, er wurde mit Standing Ovations verabschiedet“,  erinnert sich Rebeuh an dieses Gänsehaut-Erlebnis.

von tennisnet.com

Mittwoch
01.06.2016, 13:59 Uhr