Ist Bernard Tomic zu helfen?
Klar scheint eines: Bernard Tomic braucht eine charakterliche Wandlung. Und muss sich von Grund auf verändern.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
05.05.2016, 06:33 Uhr

Mal angenommen, ein Hobbyathlet macht einmal pro Woche fünf Liegestütze. Würde er sich dadurch verbessern? Hätte dies überhaupt einen Effekt? Wohl kaum. Macht sich dieser Hobbyathlet aber einen Plan und trainiert regelmäßig mit sich immer steigernder Wiederholungszahl – die Ergebnisse würden sich bemerkbar machen.
Ähnlich ist es mit Bernard Tomic und seinem Fehlverhalten auf Tennisplätzen. Ab und an ein Eklat – niemand würde langfristig darüber sprechen. Es würde dem teils sehr glatten Tennissport ein paar willkommene Kanten geben. Doch die stetige Entwicklung seines Fehlverhaltens kann man fast schon als „Trainingsfortschritt“ bezeichnen. Was aufgrund seines spielerischen Talents nichts anderes als traurig ist. Wenn sich ein 14-Jährigerbeleidigt mit dem Griff als Schlagfläche zum Return stellt, ist dies vertretbar. Aber ein Profi?
Warum, Bernard?
Die aktuelle Nummer 22 der Weltrangliste ist der lebende Beweis dafür, dass großer Erfolg im Tennis zu 80 Prozent im Kopf entschieden wird. Rein spielerisch istBernard Tomicsehr vielen Tenniskollegen überlegen. Mental? Dem Großteil unterlegen!
Sein Verhalten schadet nicht nur seinem Ruf und seiner Marke. Sein Spiel und damit der sportliche Erfolg leiden am meisten darunter. Die Mentalität einesMilos Raonickombiniert mit den spielerischen Finessen eines Bernard Tomic – man hätte einen Top-Ten-Spieler geformt. Auf dem Tennisplatz spiegelt sich immer der Charakter eines Menschen wider. Was der Spieler außerhalb des Platzes macht, wie er lebt, wie er sich gibt – zeigt sich in seinem Auftreten auf dem Court. Bei Tomic scheinen einige Leichen im Keller zu liegen.
Mittlerweile ist Tomic 23 Jahre alt. Als echter Youngster kann er natürlich nicht mehr bezeichnet werden. Er spielt seit vielen Jahren auf der großen Bühne. Erfahrungen hat er bereits genug sammeln können. Die Frage, warum er sich konstant daneben benimmt, kann nur er beantworten.
Darf man Hoffnung haben?
Legt sich der Schalter noch um? Die Aussichten scheinen eher trüb. Bernard Tomic ist der Lieblingsspieler vieler Trainer. Sie können ihren Schülern so aufzeigen, wie man sich auf keinen Fall verhalten sollte. Und wenn man es doch tut, wie man sich danach auf keinen Fall verhalten sollte. Und so weiter. Und so weiter.
Bernard Tomic braucht eine charakterliche Wandlung. Er muss nicht erwachsen werden. Oder reifer. Er muss sich verändern. Von Grund auf. Die Auswirkungen auf sein Spiel und seinen Erfolg wären drastisch. Die Einstellung zum Sport muss sich verändern. Vielleicht fehlen ihm klar definierte Ziele? Nur für Geld und Frauen zu spielen, ist ein falsches, ungesundes Ziel. Ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen, die Top Fünf der Welt anzugreifen – dies wären klare, gesunde Ziele. Falls Bernard Tomic einen Fahrplan für seine Karriere hat, kommt er überraschend schnell und regelmäßig von der Fahrbahn ab. Einen 23-Jährigen bereits jetzt für immer in eine Schublade zu packen, wäre falsch. Doch würde sich jeder Tennisfan freuen, einen professionellen Bernard Tomic über fünf Jahre auf der Tour verfolgen zu können.
Man könnte jede Wette eingehen, dass er anschließend höher als auf Platz 22 in der Weltrangliste stehen würde.
Eine Analyse von Marco Kühn (tennis-insider.de).
