Novak Djokovic und seine technische Evolution in den letzten 10 Jahren

Lest hier, wie der Serbe im Laufe der Jahre seine Grundschläge verbessern konnte.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 03.02.2016, 21:45 Uhr

ATP - Novak Djokovic

Der Mann, der derzeit das Tennis dominiert wie er möchte, hat nicht nur seine Ernährung auf den Kopf gestellt. Der Erfolg von Novak Djokovic besteht aus vielen verschiedenen Faktoren und Einflüssen. Das Wort "Professionalität" gibt hierbei die Marschrichtung vor. Kein Spieler hat seine Technik, bei allen Schlägen, im Laufe seiner Karriere so sehr verändert und verbessert wie der Serbe. Kleinste Details wurden und werden umgestellt. Der "Djoker" hat durch die verschiedenen Bereiche Ernährung, Mentalität, Fitness und eben Technik seine spielerische Klasse Stück für Stück auf ein imposantes Level gehoben. All diese Bausteine führen zu seinem derzeitigen Erfolg. Ein Ende der Dominanz? Nicht absehbar.

Rückhand

Djokovic war bereits zu Beginn seiner Karriere darauf bedacht, den Schläger bei seiner Rückhand möglichst schnell und ohne aufwendige Bewegungen nach hinten zu nehmen. Milos Raonic beispielsweise arbeitet hier mehr mit einer kleinen Schleife. In den Jahren 2007 bis 2008 war schön zu sehen, dass der Schläger beim Zurücknehmen weiter vom Körper des Serben entfernt war - die Arme waren gestreckter. Schon in frühen Jahren hielt Djokovic dabei den Schlägerkopf relativ flach, sodass der obere Rahmen des Schlägers während der Ausholbewegung mehr zur Seite zeigte. Als geniales Gegenbeispiel dient hier Kei Nishikori . Der Japaner stellt den Schläger bei seiner Rückhand fast schon senkrecht auf - der obere Rahmen zeigt nach oben. Heutzutage führt Djokovic den Schläger eng am Körper zurück. Die Schlägerfläche bleibt dabei flach. Seine Drehung der Hüfte ist dabei noch effektiver als früher. So bekommt er heute wesentlich mehr Optionen für diesen Schlag. Die Rückhand ist der Schlag, welcher sich in den letzten zehn Jahren am wenigsten verändert hat. Nur Nuancen wurden optimiert. Dies zeigt, wie sehr der Serbe an seiner Entwicklung gefeilt hat.

Vorhand

Neben dem Aufschlag fand hier der größte Fortschritt statt. Die Ausholbewegung von Djokovic bei der Vorhand war noch vor wenigen Jahren wesentlich aufwendiger. Bei der Vorhand arbeitet er sehr effektiv mit der Schleife - eben diese wurde mit der Zeit perfektioniert. Das allgemeine Tempo in den Ballwechseln ist mit den Jahren im Profitennis angestiegen. Immer mehr Spieler spielen die Grundschläge immer härter, immer schneller. Dazu kommt die verbesserte Technologie der Schläger. Eine aufwendige, weite Schleife bei der Vorhand ist gleichbedeutend mit einem Zeitverlust. Hierdurch können einem Spieler schneller leichte Fehler unterlaufen. Der Ball kann zu spät getroffen werden. Das Timing auf dem Weg zum Schlag kann ins Stocken geraten. Novak Djokovic hat seine Schleife bei der Vorhand verkürzt. Er hat sie neu gebunden. Der Schläger samt Arm geht nicht mehr so weit nach hinten, wie dies noch beispielsweise 2008 der Fall war. Damals flog der rechte Arm förmlich nach hinten. Soweit es ging. Der Rhythmus im gesamten Bewegungsapparat, welcher dazu die Hüfte samt Schulter umfasst, wurde optimiert. Kürzer, schneller und dynamischer. Durch dieses Verkürzen der Schleife ist ein vollkommen neuer Schlagrhythmus entstanden, welcher die Vorhand des Serben schlicht und einfach verbessert hat.

Aufschlag

Die größte Umstellung fand beim Aufschlag statt. Nahezu die gesamte Ausholbewegung wurde umgestellt. Nur das Balltippen zu Beginn des Aufschlages ist geblieben. Und der feste Stand der Füße beim Aufschlag. Alles, was nach dem Verlagern des Gewichtes nach hinten passiert, wurde umstrukturiert. Auch optisch sieht der Aufschlag von Djokovic nun flüssiger, einfach schöner aus. Es passt nun alles in der Zeit zwischen dem Verlassen des Balles zum Ballwurf bis zum endgültigen Treffpunkt. Der zweite Teil der Aufschlagbewegung sah in früheren Jahren hektischer aus. Der Puffer für mehr Power und Präzision schien zu fehlen. Dem ist heute nicht mehr so. Djokovic nimmt den Schläger nah am Körper direkt neben seiner rechten Hüfte nach oben. Der Schläger ist viel schneller im Rücken. Dies gibt seinem gesamten Rhythmus beim Aufschlag mehr Ruhe. Auf diese Weise hat er ab dem Moment, in welchem sich der Schläger in seinem Rücken befindet, mehr Zeit, aus den Beinen heraus zu arbeiten. Mehr Kontrolle. Mehr Power. Mehr Effektivität.

Die Entwicklung wird für Djokovic noch nicht zu Ende sein. Seinen Volley wird er verbessern wollen. Auch sein Rückhand-Slice steckt noch voller Potenzial. Dazu sind seine Laufwege nach vorn, nach einem guten Angriffsball, noch zu verbessern. Körperlich mag das Maximum erreicht sein. Was bestimmte Kleinigkeiten in seinem Spiel angeht, wird er sich auch jetzt noch immer weiter verbessern wollen. Djokovic und seine Professonalität dem eigenen Spiel gegenüber sind ein absolutes Vorbild für jeden jungen Tennisspieler.

Eine Analyse von Marco Kühn ( tennis-insider.de ).

von tennisnet.com

Mittwoch
03.02.2016, 21:45 Uhr