Oliver Marach exklusiv: „Bist du schlecht platziert, vergessen dich alle schnell“

Oliver Marach erzählte tennisnet.com über seinen Aufwärtstrend, die Probleme mit dem Doppelranking und ein spezielles privates Glück.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 03.03.2015, 17:09 Uhr

Von Stefan Bergmann

Südamerika war für den österreichischen Doppelspezialisten Oliver Marach ganz klar eine Reise wert. Nach den Australian Openvon seinem Partner Michael Venusim Stich gelassen, spielte der Steirer in Brasilien und Argentinen groß auf. Zwar fehlte sowohl inRio de Janeiroals auch inBuenos Airesdas letzte Quäntchen Glück, aber zwei Finalteilnahmen hintereinander können sich schon sehen lassen. Marach sprach exklusiv mit tennisnet.com über die erfreulich steigende Formkurve, die schwierige Partnerwahl im Doppel, das Ranking-System und neue Vaterfreuden.

Oliver Marach über…

… den klaren Aufwärtstrend:

„Jetzt läuft es wieder sehr gut und positiv. Ich habe am Anfang des Jahres auch schon sehr gut gespielt. Sehr bitter war dann allerdings der Partnerwechsel, dennMichael Venushat mich nach den Australian Open im Stich gelassen. Obwohl alles ausgemacht war, hat er mir in letzter Sekunde abgesagt. Ich hatte glücklicherweise schon im Vorjahr mitPablo Andujargeredet, und letztlich hat es jetzt eh super gepasst. Für unsere ersten zwei, drei gemeinsamen Wochen können wir echt zufrieden sein. Die Südamerika-Tournee war richtig gut, wir haben starke Teams geschlagen.“

… das verlorene Finale in Rio de Janeiro:

„Beim Finale in Rio de Janeiro haben wir sicher nicht so gut gespielt wie davor. Aber gut, man kann halt nicht immer seine Topform bringen – im Semifinale waren wir gegenAlexander PeyaundBruno Soaresrichtig stark, und im Endspiel, muss man sagen, habenPhilipp OswaldundMartin Klizansehr gut gespielt.“

… ein ärgerliches Missgeschick in Sao Paulo:

„In Sao Paulo hatten wir großes Pech – dort hätten wir auch sicher das Finale spielen können. LAN Chile Airlines hat meine Schläger verschmissen, dann musste ich das erste Match mit meinen alten Prince-Schlägern spielen, die mir meine Frau nachgeschickt hat – ich spiele mittlerweile ein anderes Racket, eine ganz andere Marke, und der ist völlig anders als mein alter Schläger. Die Rackets sind dann zwar an einem anderen Flughafen wieder aufgetaucht, aber das hat dann auch nichts mehr gebracht.“

… seine nächste Reise:

„Jetzt fliege ich mal nach Hause, ich bin körperlich sehr am Ende, ich habe seit Anfang des Jahres jede Woche gespielt. Ich glaube, ich bin der einzige Spieler, der wirklich komplett durchgespielt hat. Ich bin jetzt einfach müde. Wir haben ja auch viele Matches gehabt, ich habe auch viel trainiert, viel Fitness gemacht nebenbei. Diese Woche habe ich schon weniger gemacht, weil ich gemerkt habe, dass sich mein Körper meldet, und da muss man aufpassen, dass er dann nicht völlig streikt. Aber jetzt ist eh mal Pause angesagt, denn in den nächsten ein, zwei Wochen bekommen Jesse und ich unser nächstes Baby.“

… seine nächsten Turnierpläne und seinen Partner Pablo Andujar:

„Vielleicht schaue ich, ob ich in Miami einen Partner finde, und danach spiele ich wahrscheinlich Casablanca – wieder mit Andujar. Wir haben jetzt einmal gesagt, dass wir weiter miteinander spielen und schauen, wie es so geht. Auf Sand spielen wir, glaube ich, ganz gut. Und wir verstehen uns auch so sehr gut, er ist auch außerhalb des Platzes ein sehr netter Typ. So lange alles passt, werden wir sicherlich dabei bleiben.“

… die generelle Partnersuche im Doppel:

„Es hat sich jetzt auch kein Topspieler bei mir gemeldet. Es ist ja immer so mit dem Ranking, wenn du weit vorne bist, reißt sich jeder um dich, bist du schlecht platziert, vergessen dich alle schnell. Von den Doppelspezialisten wird sich niemand um mich bemühen, deswegen muss ich schauen, dass ich im Ranking wieder hochkomme und dann wird man sehen, was sich ergibt.“

… die fernere Zukunft und das Doppel-Rankingsystem:

„Im Verhältnis zu den letzten zwei Jahren seit meinemUnfall in Hamburgspiele ich wieder ganz gut und es läuft. Wenn ich die Form übers ganze Jahr halten kann, komme ich sicher wieder unter die Top 20 bis 30, und dann muss man halt schauen. Das ganze Punktesystem ist sehr kompakt, wenn man mal vorne drinnen ist, die großen Turniere spielen kann, geht alles leichter. So kann ich halt nur die Grand Slams spielen und vielleicht ein, zwei ATP-Masters-1000-Turniere im Jahr – das sind die einzigen Turniere, wo ich wirklich Punkte machen kann. Somit hat man einfach viel mehr Stress. Bei den 250er-Turnieren muss man eigentlich schon gewinnen oder zumindest das Finale spielen, damit sich das überhaupt auszahlt.“

von tennisnet.com

Dienstag
03.03.2015, 17:09 Uhr