Wie bekomme ich Disziplin in die Ballwechsel?

Emotionen und Impulse auf dem Tennisplatz zu kontrollieren, gehört mit zu den komplexesten Aufgaben in einem Match. Dies ist besonders in der ständig vorherrschenden Dynamik auf dem Platz schwer umzusetzen. Hier ein paar Tipps, wie man Disziplin in die Ballwechsel bekommt.

von Marco Kühn / Tennis-Insider.de
zuletzt bearbeitet: 29.03.2018, 14:21 Uhr

Andy Murray trainiert wieder auf dem Court

Seine Wut und Enttäuschung vor dem Gegner zu verbergen und keine Schwäche zu zeigen, das gelingt den meisten Spielern nicht. Was ebenfalls für viele Vereinsspieler kompliziert erscheint, ist die Disziplin in den laufenden Ballwechseln. Sobald der Gegner etwas langsamer oder kürzer spielt, wird der Ball attackiert.

Ungeduld schadet - Disziplin ist nötig!

Der schnelle Punktgewinn ist häufig das Ziel, obwohl die Spielsituation dies überhaupt nicht erlaubt. Das Resultat sind eine große Anzahl an leichten Fehlern - und viele Niederlagen. Dabei kann durch ein gewisses Maß an Disziplin die eigene Fehlerquote niedrig gehalten werden. Wer als Vereinsspieler sein Spiel verbessern will, der kann direkt bei seinem nächsten Trainingsmatch mit der Disziplin in den Ballwechseln starten. Wie das funktionieren kann, gehen wir jetzt anhand eines Beispiels durch.

Die Lüge

Weder ein kürzer gespielter, noch ein langsamer Ball des Gegners sind Einladungen, um zu attackieren. Beispielsweise ist ein mittig gespielter Ball, der einen Meter hinter der T-Linie auftippt, kompliziert zu spielen, da der Winkel für einen schnellen Ball in die Rückhand des Gegners ungünstig ist.

Die Sache wird noch komplexer, wenn man den Ball ein Stück zu tief fallen lässt und unterhalb der Netzhöhe spielen muss. Dieses leichte Zögern, welches man selbst kaum kontrollieren kann, macht sich vor allem dann bemerkbar, wenn das Selbstvertrauen nicht sehr hoch ist und man durch einige Fehler zuvor leicht verunsichert ist. Diese kurzen Momente reichen bereits aus, um einen vermeintlich leichten Ball ins Netz oder ins Aus zu spielen.

Die Bälle, die leicht erscheinen, sind meist umso schwieriger zu spielen. Aus diesem Grund ist die Disziplin in den laufenden Ballwechseln wichtig, um eine höhere Sicherheit ins eigene Spiel zu integrieren. Nichts ist ärgerlicher, als dem Gegner viele Punkte zu schenken. Es ist immer schwieriger einen langsamen Ball schnell, als einen schnellen Ball noch schneller zu spielen. Dies wird in den laufenden Ballwechseln oft vergessen.

Bitte die Brechstange wieder einpacken!

Gehen wir mal davon aus, dass du dich in einem Rückhand-Cross-Duell befindest: Nach zwei Rückhänden verliert dein Gegner ein wenig an Länge. Dazu ist der Ball deines Gegners etwas langsamer gespielt. Der Normalfall sagt dir jetzt, dass du diese Chance ergreifen und attackieren musst. Du musst aber noch weitere Faktoren beachten, die weniger mit dem Ball des Gegners, aber mehr mit deiner eigenen Position auf dem Platz zu tun haben:

- Bist du rechtzeitig am Ball, um diesen früh zu nehmen?

- Stimmt dein Timing?

- Kannst du den Ball im Aufsteigen spielen?

Nicht nur der Ball deines Gegners ist wichtig, um attackieren zu können. Auch du musst ideal vorbereitet sein, um ein höheres Risiko gehen zu können. Wenn du den Ball nicht im Aufsteigen spielen kannst und du nicht rechtzeitig am Ball bist, musst du dich in Disziplin üben, die Brechstange wieder einpacken und abwarten. Dieses Abwarten bringst du auf den Platz, indem du dich von einem aggressiven Schlag verabschiedest und stattdessen Länge, Höhe und Rotation in deinen Schlag bringst. Diese drei Komponenten sind der Bestandteil der Disziplin in einem laufenden Ballwechsel.

Die Lösung

Die Disziplin im Ballwechsel besteht aus der Fähigkeit einen langsamen und kurzen Ball des Gegners langsam und lang zurückzuspielen, um sich im Laufe des Ballwechsels in eine bestmögliche Position zu bringen. Es geht nicht darum zu einer menschlichen Ballwand zu werden und jeden Ball einfach nur reinzuspielen. Es sollte immer genau verstanden werden, wann sich ein aggressiver Ball auszahlen kann - und wann das Risiko zu hoch ist.

Dies hat zum einen mit dem Spielverständnis, aber auch mit Geduld und eben Disziplin zu tun. Auch wenn es schwer fällt, ist der sichere Schlag - also jener mit mehr Länge und weniger Geschwindigkeit - sehr oft die zunächst bessere Lösung anstatt zu hohes Risiko zu gehen.

von Marco Kühn / Tennis-Insider.de

Donnerstag
29.03.2018, 14:21 Uhr