Auftakt in Wimbledon: Alexander Zverev trägt die deutsche Last - und setzt auf neue Generation
Fünf von nur sieben deutschen Tennisprofis starten am Montag in Wimbledon. Der Fokus liegt einmal mehr auf Alexander Zverev.
von SID
zuletzt bearbeitet:
29.06.2025, 20:46 Uhr

Alexander Zverev kennt die "Rückenschmerzen" nur zu gut. Seit 2016 ist der Hamburger - mit einer kurzen Unterbrechung - die unangefochtene Nummer eins im deutschen Männertennis, die öffentliche Erwartungshaltung an ihn ist insbesondere bei Grand Slams riesig. Er glaube, "dass es einem helfen würde", den Druck auf mehrere Topspieler verteilen zu können, sagte Zverev - in Wimbledon muss er angesichts eines erschreckend kleinen Aufgebots aber einmal mehr die komplette Last des Hoffnungsträgers schultern.
Am Montag spielen bereits fünf der nur sieben für das Einzel qualifizierten deutschen Tennisprofis - und es könnten schnell weniger werden. Zur Weltspitze zählt ohnehin nur Zverev, der, wie Ex-Spielerin Andrea Petkovic vermutet, schon "Rückenschmerzen" haben müsse, weil der Hamburger seit Jahren alleine das deutsche Tennis trägt. Zverev glaubt selbst, dass sich die Situation in naher Zukunft nicht ändern wird.
Der Druck "wird bei mir noch bleiben", sagte Zverev, einer von nur drei deutschen Männern im Hauptfeld des ältesten Tennisturniers der Welt. So wenige waren es zuletzt 1983 - in der grauen Vorzeit vor der Ära Becker/Graf. Zverev geht Montag als klarer Favorit in sein Auftaktmatch am späten Nachmittag gegen den Franzosen Arthur Rinderknech auf dem Centre Court. Das gilt für den formschwachen Jan-Lennard Struff gegen den Österreicher Filip Misolic sowie für Daniel Altmaier gegen den Kanadier Gabriel Diallo nicht.
Tatjana Maria erst am Dienstag am Start
Und bei den deutschen Frauen? Da ruhen die Hoffnungen vor allem auf Queen's-Siegerin Tatjana Maria - die 37-Jährige greift ebenso wie Nachwuchshoffnung Ella Seidel erst am Dienstag ins Geschehen ein. Am ersten Turniertag kämpfen Australian-Open-Überraschung Eva Lys (gegen die Chinesin Yuan Yue/12.00 Uhr MESZ) und Laura Siegemund (gegen die US-Amerikanerin Peyton Stearns) um den Einzug in die zweite Runde. Die Erwartungshaltung ist gedämpft. "Ich möchte Wimbledon genießen, die Atmosphäre aufsaugen und alles so nehmen, wie es kommt", sagte Lys, die zuletzt von Maria als deutsche Nummer eins abgelöst worden war.
Die Atmosphäre aufsaugen muss Zverev nicht mehr, er ist schon zum neunten Mal im altehrwürdigen All England Club dabei. Und seine Ambitionen sind groß. "Ich hatte eine ziemlich gute Vorbereitung", sagte der 28-Jährige, der in Stuttgart das Finale und in Halle das Halbfinale erreicht hatte: "Alles in allem habe ich das Gefühl, dass meine Form in den letzten Wochen und Monaten zurückgekommen ist." Das will er auf dem "heiligen Rasen" nun zeigen, in Wimbledon hat Zverev noch nie das Viertelfinale erreicht.
Zverev setzt auf neue Generation
Und die derzeitige Flaute im deutschen Männertennis? Die sieht Zverev nur als "Zwischenphase". In zwei, drei Jahren werde "sich das ändern", sagte der Weltranglistendritte, der mit Blick auf eine Entlastung als einziger Hoffnungsträger auf den vielversprechenden Nachwuchs um Justin Engel setzt. "In der neuen Generation kommt gut etwas nach", sagte Zverev.
Engel sei ein "super Spieler", habe aber noch "viel Arbeit" vor sich, so Zverev,
Derzeit liegt der mediale Fokus im deutschen Tennis aber noch voll auf Zverev, und er glaube nicht, "dass in den nächsten paar Jahren jemand so nachkommt, dass ich jetzt weniger Druck spüren würde. Das wird bei mir noch bleiben", sagte Zverev. Was über ihn berichtet wird, interessiert den Hamburger dabei nicht: "Am Ende des Tages: Ich bin 28 und habe gelernt, da wegzuhören."