Der Drive-Volley von Williams & Co.

Der geschwungene Volley ist ein verlässlicher Punktelieferant. Wir erklären, wann und wie die Top-Stars der WTA-Tour diesen Schlag einsetzen.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 23.07.2013, 12:51 Uhr

Von Stefan Leyh

Zeit spielt im Tennis eine wichtige Rolle. Je weniger man seinem Gegner davon gibt, umso wahrscheinlicher werden Lücken in seiner Platzabdeckung. Insofern ist der geschwungene Volley, der Drive-Volley, eine ausgezeichnete Waffe. Neben der Power, die sich mit ihm erzeugen lässt, besteht sein größter Vorzug im verringerten Aktionszeitraum für den Gegner. Die letzten ungefähr zehn Jahre haben gezeigt, dass der geschwungene Volley aus dem Halbfeld immer häufiger an die Stelle des „ersten Volleys“ tritt, der – nach Lehrbuch – meist lang an die Grundlinie gespielt werden sollte. Diese Entwicklung erklärt sich vor allem dadurch, dass die Passierbälle, zu denen die Verteidiger heute fähig sind, dem Angreifer kaum noch eine Chance für den zweiten Volley lassen. Die mangelhafte Volley-Technik vieler Spielerinnen hat diesen Trend zusätzlich beschleunigt. Der Drive-Volley ist durch seine Nähe zum Grundschlag technisch weniger anspruchsvoll und dazu taktisch äußerst effektiv. Vier häufig anzutreffende Muster der Top-Stars der WTA-Tour wollen wir uns im Folgenden ansehen.

1. Nach einem zwingenden Grundschlag

Das Muster unseres ersten Beispiels ist das geläufigste bei den Damen. Mit einer druckvollen Vorhand-Longline schafft es Victoria Azarenka, ihre Kontrahentin, Agnieszka Radwanska, in die Defensive zu drängen. Daraufhin kommt Azarenka nach vorne und beendet den Punkt mit einem Drive-Volley in den offenen Court. Azarenkas Bewegung in den Platz hinein erfolgt leicht verzögert. Sobald sie erkennt, dass ihr Schlag gut genug ist, um Radwanska aus der Balance zu bringen, wittert die Weißrussin ihre Chance, den hohen Ball aus der Luft zu nehmen. Dieses Bewusstsein, zu welchem Schlag die Gegnerin in der Defensive fähig ist, braucht es, um die Chance auf den Drive-Volley zu nutzen.

2. Nach einem guten Return

Eine andere Möglichkeit, den Punkt mit einem Drive-Volley zu beenden, ist infolge eines aggressiven Returns. Ein solcher ist realistischerweise eher auf zweite Aufschläge zu erwarten, kann aber im Falle einer aufschlagschwachen Gegnerin auch auf den ersten Aufschlag folgen. Sara Erranis Service hatte wenig Tempo, sodass Serena Williams den Ball früh nehmen und Druck aufbauen konnte. Die Italienerin ist daraufhin nur zu einem hohen Flatterball in der Lage. Indem Williams den Schlag als Drive-Volley spielt, behält sie ihren offensiven Vorteil bei, sie muss hinsichtlich der Platzierung kein allzu hohes Risiko eingehen. Ihr Ziel ist ein Punkt im Bereich der Aufschlaglinie und in sicherer Distanz zur Seitenauslinie.

3. Nach einem guten Aufschlag

Agnieszka Radwanska verfügt nicht über den härtesten Aufschlag auf der Damen-Tour, kann aber – und das ist wichtiger – platziert servieren. Der kurze Slice nach außen ebnet ihr den Weg für den anschließenden Drive-Volley. Da sich der Ball von Azarenka wegbewegt, ist sie zu einem einhändigen Rückhand-Return mit geöffneter Schlagfläche gezwungen. So bekommt Radwanska den hohen Ball für ihren geschwungenen Volley. Genau wie Williams platziert auch sie den Ball sicher im Feld. Bei Aufschlägen durch die Mitte warten die Spielerinnen zuweilen einen Schlag und nutzen schwächere Returns zunächst für einen Treibschlag in eine der Ecken. Dann ist der Platz offen für den Drive-Volley.

4. Als Alternative für einen Überkopfball

Wenige Spielerinnen auf der Damen-Tour verfügen über einen verlässlichen Überkopfball. Mit dem Drive-Volley fühlen sichviele hingegen umso sicherer. Ein Beispiel für solch eine Spielerin ist Maria Sharapova. Der geschwungene Volley ist seit frühester Kindheit einer ihrer Lieblingsschläge. Aus diesem Grund verzögert die Russin ihre Schlagbewegung häufig etwas, um hohe Bälle so weit fallen zu lassen, dass sie einen Drive-Volley spielen kann. Auch ihr Fokus liegt darauf, den Ball sicher im Feld zu platzieren. Das ist klug, da sie es mit einem steil fallenden Ball zu tun hat, dessen Treffpunkt genau getimt werden will. Seltener als beim Smash unterläuft ihr dabei ein Fehler.

Fazit

Der Drive-Volley ist ein verlässlicher Punktelieferant. Mit ihm können die Spielerinnen die Ballwechsel aus dem Halbfeld sofort beenden. Mit einem traditionellen Volley ist dies oftmals schwieriger, wenn nicht unmöglich. Der Gegnerin in der Defensive fehlt die Zeit, für einen Passierschlag in Position zu kommen. Voraussetzung für diese Strategie ist ein etwas kürzerer und höherer Ball, der sich in den offenen Court spielen lässt. Treibende Grundschläge, platzierte Aufschläge und aggressive Returns sind Mittel, einen solchen Ball zu erzwingen. Darüber hinaus nutzen manche Spielerinnen den Drive-Volley auch als Alternative zu einem Überkopfball.(Foto: GEPA pictures/ Matthias Hauer)

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