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"Würde gerne helfen!"

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 15.06.2010, 06:14 Uhr

Die beste österreichische Tennisspielerin aller Zeiten ist wieder daheim: Die nach Australien ausgewanderte Babsi Schett-Eagle wird mindestens die nächsten zwei Jahre in Tirol verbringen. Auf tennisnet.com sagt sie: „Ich würde gerne im österreichische Tennis mithelfen – man müsste mich halt fragen.“

Sie war Nummer 7 der WTA-Weltrangliste – besser als je eine andere Österreicherin. Sie stand im Viertelfinale der US Open 1999, gewann drei WTA-Turniere und stand 2001 im Mixed-Finale der Australian Open an der Seite des Australiers Joshua Eagle. Dieser Erfolg sollte die dauerhaftesten Auswirkungen haben: Schett verlegte nach ihrem Karriere-Ende 2005 ihren Lebensmittelpunkt nach Australien, wo sie 2007 eben jenen Joshua Eagle heiratete. 2009 kam der gemeinsame Sohn Noah auf die Welt. Die mittlerweile 34-Jährige ist dem Tennissport als Botschafterin des Generali Ladies Linz sowie als Eurosport-Expertin verbunden, seit Kurzem ist Barbara Schett-Eagle wieder in Österreich.

Babsi Schett, willkommen daheim! Wieso sind Sie denn wieder in Österreich?

Mein Mann Joshua Eagle arbeitet in der Tennis-Base in Oberhaching in Bayern als Trainer, er ist mit Spielern wie Dieter Kindlmann oder Matthias Bachinger unterwegs und betreut sie. Und daher sind wir jetzt einmal für zwei Jahre wieder in Österreich stationiert, in Innsbruck.

Seit wann sind Sie denn da?

Seit März schon.

Schon wieder eingelebt?

Ich? In Tirol? Das war nicht schwer ...

Davon gehen wir aus. Wir meinten auch Ihren Mann, Ihren Sohn.

Mein Mann hat sich am Anfang nicht ganz zuhause gefühlt in Innsbruck, die andere Kultur, die Berge. Aber mittlerweile gefällt's ihm umso besser. Er hat sogar schon damit begonnen, Deutsch zu lernen.

Wie sieht denn ein Tag im Leben der Babsi Schett aus?

Ich kümmere mich natürlich vor allem um den Kleinen. Golf spiele ich auch ein bisschen …

Gar keine Beziehung zum Tennis?

Oja, zuletzt für Eurosport in Paris, und natürlich auch als Botschafterin des Generali Ladies in Linz.

Nicht mehr Zeit, sich stärker ins Tennis einzubringen?

Doch, eigentlich schon.

Keine Lust?

Das auch nicht. Mir taugt's voll, was ich im Tennis mache. Ich würde gerne mehr machen!

Und warum tun Sie dann nicht mehr?

Weil ich mich nicht aufdränge. Und wenn mich niemand fragt …

Jetzt etwas langsamer zum Mitschreiben: Die beste österreichische Tennisspielerin aller Zeiten ist seit März wieder im Lande. Und niemand hat sie gefragt, ob sie Lust hätte, sich irgendwo einzubringen? Kein Verband, niemand?

Genau.

Wow.

Mein letzter Kontakt mit dem ÖTV war letztes Jahr, als sich Walter Sattlberger gemeldet hat. Damals ging's drum, ob ich mir eventuell vorstellen könnte, den Fedcup-Kapitän zu machen.

Und das hätten Sie können?

Ja, zusammengesetzt hätte ich mich auf jeden Fall gerne. Aber das hat sich dann schon entschieden gehabt, als ich nach Österreich zurückgekommen bin, also war das hinfällig.

Daraufhin ist der Kontakt wieder abgerissen?

Genau.

Worauf hätten Sie denn jetzt Lust?

Mir taugt Tennis einfach. Ich denke mir, ich könnte vielleicht im Nachwuchsbereich ein bisschen mithelfen. Im Sichtungsbereich vielleicht, man müsste sich einfach zusammensetzen und reden. Ein bisschen kenn' ich mich im Tennis ja noch aus. Und ich erinnere mich daran, wie wir als Kleine immer ganz fertig waren, wenn Wiesner, Skoff oder Paulus mit uns geredet haben. Wie wir an ihren Lippen gehangen sind. Als junger Spieler glaubst du jemandem, der es einmal in die Top Ten geschafft hat, einfach alles. Du weißt, er hat's geschafft, wovon du träumst. Das motiviert enorm!

Das klingt doch gut. Wieviel Zeit haben Sie denn?

In erster Linie kümmere ich mich um den Kleinen. Eine Fulltime-Sache geht daher nicht. Aber sonst bin ich offen … wenn ich gebraucht werde, helfe ich gerne. Es scheint ja derzeit eh nicht alles ganz perfekt zu laufen im österreichischen Tennis.

Das ist aber nett formuliert!

Es hat Zeiten gegeben, da waren sieben, acht Leute von uns im Hauptfeld von einem Grand Slam. Jetzt sind's zwei, drei. Da muss also irgendwas dazwischen nicht geklappt haben. Und wenn ich nicht ganz falsch informiert bin, kommt ja auch nicht allzu viel nach.

Ihr Mann ist ein Insider des australischen Verbands, Sie haben jetzt Jahre unten verbracht. Wie läuft's denn dort?

Das kann man insofern schwer vergleichen, als die Australier ein Grand Slam-Turnier haben – und daher ziemlich viel Geld. Das heißt, die Struktur kann man sicherlich nicht eins zu eins übernehmen. Aber ein paar Grundideen sind meiner Meinung nach überall gut oder überall schlecht. Ich halte zum Beispiel viel davon, die Besten an einem Ort zu versammeln, dass die sich gegenseitig pushen. In Tirol zum Beispiel ist es derzeit so, dass alle zizerlweise arbeiten, irgendwo. Das find ich nicht gut.

Gibt’s in Australien eine South City?

Äh, wie bitte?

Ein Witz. Ob es ein nationales Leistungszentrum gibt, vergleichbar unserer Südstadt.

Es gibt ein Hauptleistungszentrum in Canberra. Aber dort wollen viele nicht hin, das liegt in the middle of nowhere.

Die Südstadt wäre das gar nicht. Können Sie sich zum Beispiel vorstellen, dort eine Aufgabe zu übernehmen?

Nicht fix, nicht Tag für Tag. Aber im Prinzip schon. Man kann die Dinge ja koordinieren. Und mit dem Kleinen unterstützen mich meine Eltern schon.




von tennisnet.com

Dienstag
15.06.2010, 06:14 Uhr