Für die Australian Open 2019 wurde die Heat Policy zum Wohl der Profis noch einmal verschärft
Das Klagen der Profis wurde erhört: Für das erste Grand-Slam-Turnier 2019 im sommerlichen Melbourne (14. bis 27. Januar) wurden in punkto Hitze neue Schutzmaßnahmen getroffen.
von Ulrike Weinrich
zuletzt bearbeitet:
29.12.2018, 11:48 Uhr

Szenarien wie 2014 sollen bei den künftigen Australian Open vermieden werden: Damals hatten am zweiten Turniertag insgesamt neun Profis wegen der Folgen der damals herrschenden Hitze (bis zu 43,9 Grad Celsius) aufgegeben.
Beim vergangenen "Happy Slam" im Melbourne Park hatte es besonders Novak Djokovic und Gael Monfils hart getroffen. "Ich hatte Schwierigkeiten, Luft zu bekommen. Ich glaube, das war für 40 Minuten einer kleiner Hitzeschlag", erklärte der Franzose nach seiner Viersatz-Niederlage gegen den Serben.
Monfils klagte während des Drittrundenmatches über Schwindel und ließ sogar einen Arzt kommen. "Das waren mit die härtesten Bedingungen, unter denen ich jemals gespielt habe", sagte Melbourne-Rekordsieger Djokovic über die Sahara-Zustände, die damals sogar der eher hitzeresistenten Angelique Kerber zu schaffen gemacht hatten: "Es hat sich angefühlt, als wenn dir jemand mit einem Fön direkt ins Gesicht bläst."
"Delpo" über die Hitzeschlacht 2018: "Ich habe überlebt"
Für Juan Martin del Potro wurde damals bei Temperaturen bis zu 41 Grad Celsius sogar eine Grenze überschritten. "Die Temperaturen waren einfach zu hoch, um Tennis zu spielen", monierte der argentinische US-Open-Sieger von 2009 und fügte mit Galgenhumor hinzu: "Ich habe überlebt."
Die Verantwortlichen haben nun reagiert - unter anderem können nun auch Männer-Matches für 10 Minuten unterbrochen werden. Dies war bisher nur bei Partien der Damen möglich. "Die Gesundheit der Profis hat oberste Priorität", sagte Craig Tilley, der Turnierdirektor der Australian Open, über die Gründe des "Updates"
Die HSS ist neuer Bestandteil der Extreme Heat Policy
Bestandteil der bereits seit Jahren existierenden "Extreme Heat Policy (EHP)" ist seit Samstag offiziell die sogenannte "Heat Stress Scale (HSS)" (Hitzebelastungsskala), die von einem medizinischen Team des australischen Verbandes (Tennis Australia) und Experten der University of Sydney erarbeitet wurde.
Einfluss auf die "HSS" nehmen die klimatischen Faktoren Lufttemperatur, Strahlungswärme der Sonne, Luftfeuchtigkeit und Windgeschwindigkeit. Mehrere Messstationen auf der Anlage geben den Experten Aufschluss über die Höhe der "HSS".
Falls die Skala (1-5) eine 4 erreicht, kann bei den Frauen nach dem zweiten Satz sowie bei den Männern nach dem dritten Satz eine 10-minütige Pause eingelegt werden. Bei einer 5 besteht die Möglichkeit, die Begegnung für längere Zeit zu unterbrechen.
Die Extreme Heat Policy kam bislang zur Anwendung, wenn der sogenannte WBGT-Faktor (Wet Bulb Globe Temperature), der sich aus der Temperatur, der UV-Strahlung, dem Wind und der Luftfeuchtigkeit errechnen lässt, die magische Grenze von 32,5 Grad Celsius überstieg.
DTB-Arzt Wolter: "Zwei bis drei Liter pro Match trinken"
Der wasserblaue Plexicushion-Belag auf den Courts von Melbourne kann sich auf bis zu 50 Grad Celsius aufheizen. Die Profis werden deshalb von den Physios in der Umkleidekabine darauf hingewiesen, wie sie sich bei den extremen Bedingungen zu verhalten haben.
Unter anderem wird empfohlen, sich vor und nach dem Match zu wiegen, um so den Gewichtsverlust ausgleichen zu können. DTB-Arzt Didi Wolter hatte im Januar 2018 in Melbourne im tennisnet-Interview gesagt: "Wichtig ist es, während der Matches zwei bis drei Liter zu trinken. Nur so kann der Sauerstoffgehalt im Blut ausreichend aufrecht erhalten und die Konzentration über den Zeitraum der Spiele gehalten werden."