Welche Rivalität ist am größten?

Roger Federer, Rafael Nadal, Novak Djokovic und Andy Murray: Welches Duell zwischen den vier Superstars ist am bedeutendsten?

von Christian Albrecht Barschel
zuletzt bearbeitet: 08.04.2014, 17:48 Uhr

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Von Christian Albrecht Barschel

Roger Federer , Rafael Nadal , Novak Djokovic und Andy Murray : Diese Spieler werden gerne auch als die "Big Four" im Herrentennis bezeichnet. Zwischen Wimbledon 2004 und den US Open 2013 gewann das Quartett 36 von 38 Grand-Slam-Titeln - Federer: 15, Nadal: 13, Djokovic: 6, Murray: 2. Auch bei den ATP-Masters-1000-Turnieren führte in den letzten Jahren der Titelgewinn nahezu ausschließlich über die "Big Four". Zwischen 2011 und heute konnte nur David Ferrer die Dominanz des Quartetts durchbrechen, indem er 2012 das Masters-1000-Turnier in Paris-Bercy gewinnen konnte. 165 Matches hat es bislang zwischen den "Big Four" gegeben. Aber welche Rivalität ist die größte zwischen Federer, Nadal, Djokovic und Murray? tennisnet.com hat sich die einzelnen Duelle der vier Superstars angeschaut und eine Rangliste aufgestellt.

Platz 6: Rafael Nadal gegen Andy Murray (Head-to-head: 13:5 für Nadal)

Von einer sehr großen Rivalität zwischen Nadal und Murray kann man nicht mehr sprechen, dafür haben die beiden in letzter Zeit zu selten gegeneinander gespielt. Zuletzt gab es das Duell Nadal gegen Murray vor zweieinhalb Jahren, im Oktober 2011. Im Finale des Hartplatzturniers in Tokio setzte sich Murray im dritten Satz mit 6:0 durch. Im März 2012 sollte es im Halbfinale in Miami diesen Vergleich ein weiteres Mal geben, doch Nadal sagte kurz vor Spielbeginn wegen Knieschmerzen ab. Murray hat alle seine fünf Siege gegen den Spanier auf Hartplatz eingefahren. Sein größter Sieg war sicherlich der Halbfinalerfolg bei den US Open 2008. Ansonsten beherrschte Nadal den Großteil der Matches. Der Spanier gewann sechs der acht Grand-Slam-Duelle, darunter dreimal in Wimbledon.

Platz 5: Andy Murray gegen Roger Federer (Head-to Head: 11:10 für Murray)

Federer und Murray haben bislang 21-mal gegeneinander gespielt, allerdings noch nie auf Sand. Im Head-to-Head ist Murray mit einem Sieg vorne. Doch die Mehrzahl der bedeutenden Matches hat Federer für sich entschieden. Der Schweizer gewann alle drei Grand-Slam-Finals (US Open 2008, Australian Open 2010 und Wimbledon 2012), die er gegen Murray gespielt hat. Für die bittere Niederlage im Wimbledonfinale revanchierte sich der Schotte einige Wochen später an gleicher Stelle mit einem glatten Finalsieg bei den Olympischen Spielen. Im bislang letzten Duell setzte sich der Schweizer im Viertelfinale der Australian Open in vier Sätzen durch. Bei den ATP-Turnieren führt Murray klar mit 8:3. Beim Saisonfinale der acht besten Spieler, den ATP World Tour Finals, sieht die Sache hingegen anders aus. Federer gewann drei der vier Duelle gegen Murray bei der ATP-WM.

Platz 4: Novak Djokovic gegen Andy Murray (Head-to-Head: 12:8 für Djokovic)

Das Kumpel-Duell zwischen den gleichaltrigen Djokovic und Murray wurde bislang 20-mal ausgetragen. Die ersten zehn Duelle zwischen den beiden boten eher wenig Dramatik mit dem Highlight des Australian-Open-Finals im Jahr 2011, das Djokovic klar für sich entscheiden konnte. Der erste große spielerische Höhepunkt zwischen Murray und Djokovic war das Australian-Open-Halbfinale im Jahr 2012, das Djokovic nach 4:50 Stunden und nach einem 2:5-Rückstand im fünften Satz gewann. Aber auch Murray feierte besonders emotionale Siege gegen seinen guten Freund. Im Halbfinale der Olympischen Spiele in London besiegte Murray den "Djoker" auf dem Rasen von Wimbledon, wo eine Atmosphäre wie in einem Fußballstadion herrschte.

Mit einem Fünfsatzsieg über Djokovic im Endspiel der US Open 2012 holte sich Murray endlich den lang ersehnten ersten Grand-Slam-Titel. Es folgten zwei weitere Grand-Slam-Finals zwischen den beiden. Im Endspiel der Australian Open 2013 setzte sich Djokovic durch. Murray revanchierte sich mit dem emotionalen Sieg im Wimbledonfinale 2013 , mit dem er die lange Titeldürre der Briten beendete. Auf ATP-Ebene spielten die beiden im Jahr 2012 im Finale von Shanghai ihr denkwürdigstes Match. Djokovic gewann das Endspiel nach 3:21 Stunden und Abwehr von fünf Matchbällen. Das bislang letzte Duell zwischen Djokovic und Murray wurde in diesem Jahr im Viertelfinale beim Turnier in Miami ausgetragen, wo es zu einer Netzkontroverse zwischen den beiden kam ( hier zu sehen ).

Platz 3: Roger Federer gegen Novak Djokovic (Head-to-Head: 17:16 für Federer)

Im gleichen Jahr hatte sich Federer in einem hochklassigen Halbfinale bei den French Open durchgesetzt und die 43 Spiele andauernde Siegesserie des Serben beendet. Auch das bislang letzte Duell bei einem Grand-Slam-Turnier konnte Federer für sich entscheiden, als er sich im Wimbledon-Halbfinale im Jahr 2012 in vier Sätzen durchsetzen konnte und später seinen 17. Grand-Slam-Titel holte. Das einzige Grand-Slam-Endspiel bestritten Federer und Djokovic vor sieben Jahren. Bei den US Open 2007 gewann der Schweizer in drei Sätzen, nachdem der Serbe in den ersten beiden Sätzen insgesamt sieben Satzbälle ungenutzt ließ. In diesem Jahr spielten die beiden bislang zweimal gegeneinander. Federer siegte im Halbfinale in Dubai. Djokovic gewann das Endspiel in Indian Wells im Tiebreak des dritten Satzes.

Platz 2: Rafael Nadal gegen Roger Federer (Head-to-Head: 23:10 für Nadal)

Viele Jahre galt Federer gegen Nadal als das ultimative Duell im Tennissport, auch wegen der gegensätzlichen Spielstile und Mentalitäten der beiden. Doch in der Rangliste der Rivalitäten zwischen den "Big Four" ist es nicht mehr das Maß aller Dinge. Das liegt daran, dass die letzten Duelle zwischen Federer und Nadal zu einseitig waren. Der Spanier konnte die letzten fünf Vergleiche gegen den Schweizer recht souverän gewinnen. Der große Vorsprung im Head-to-Head hat sicherlich auch seinen Grund darin, dass knapp die Hälfte der Duelle auf Sand, dem Lieblingsbelag von Nadal, ausgetragen wurden. Von den 15 Spielen auf Sand konnte Nadal 13 für sich entschieden. Federer war es jedoch vorbehalten, die 81 Spiele umfassende Siegesserie des Spaniers auf Sand zu beenden. Im Endspiel des Turniers in Hamburg im Jahr 2007 verpasste Federer seinem Dauerrivalen sogar ein 6:0 im dritten Satz.

Elfmal trafen Federer und Nadal bei einem Grand-Slam-Turnier aufeinander. Nur zwei Matches davon konnte der Schweizer gewinnen - in den Endspielen in Wimbledon in den Jahren 2006 und 2007. Ihr denkwürdigstes Match bestritten die beiden ohne Zweifel im Wimbledonfinale im Jahr 2008, in dem sich Nadal kurz vor Einbruch der Dunkelheit mit 9:7 im fünften Satz durchsetzte. Bei den French Open duellierten sich die beiden in vier Endspielen, die allesamt an den Spanier gingen. Auch das Finale bei den Australian Open im Jahr 2009 entschied der Spanier nach fünf Sätzen für sich. Besonders in Erinnerung bleiben die Tränen von Federer bei der anschließenden Siegerehrung. In einer Statistik liegt der Schweizer allerding klar vorne. Er konnte vier von fünf Duellen bei den ATP World Tour Finals gewinnen. Auf ein Match wartet die Tennis-Welt seit vielen Jahren vergeblich. Ein Duell zwischen Federer und Nadal bei den US Open. Immer als ein Duell kurz bevorstand, schied einer der beiden in der Runde zuvor aus.

Platz 1: Rafael Nadal gegen Novak Djokovic (Head-to-Head: 22:18 für Nadal)

Das Duell zwischen Nadal und Djokovic ist in unserer Liste die größte Rivalität zwischen den "Big Four" und natürlich auch eines der bedeutendsten in der Tennisgeschichte. Im Herrentennis gab es innerhalb der Open Era, die im Jahr 1968 begann, kein Duell häufiger als die Partie zwischen dem "Stier von Manacor" und dem "Djoker". Da können unter anderem die Duelle zwischen John McEnroe gegen Ivan Lendl (36 Matches), Jimmy Connors gegen Lendl (36 Matches), Boris Becker gegen Stefan Edberg (35 Matches), Connors gegen McEnroe (35 Matches) und Andre Agassi gegen Pete Sampras (34 Matches) nicht mithalten.

Bei den Grand-Slam-Turnieren trafen die beiden Schwergewichte des Herrentennis bislang elfmal aufeinander. Kein Duell gab es häufiger bei den "Majors", nur Federer gegen Djokovic wurde ebenfalls elfmal ausgetragen. Spielen Nadal und Djokovic gegeneinander, ist hochklassiges und dramatisches Tennis garantiert. So spielten die beiden unter anderem bei den Australian Open 2012 mit 5:53 Stunden das längste Grand-Slam-Finale in der Geschichte sowie im Halbfinale in Madrid 2009 mit 4:04 Stunden das längste Herrenmatch über zwei Gewinnsätze - mit der Begrenzung auf den Tiebreak im dritten Satz.

Im direkten Vergleich führt Nadal noch komfortabel mit 22:18. Zwischenzeitlich sah es danach aus, dass Djokovic ihn ein- und überholen könnte. Zwischen Indian Wells 2011 und dem legendären Finale der Australian Open 2012 gewann Djokovic sieben Duelle in Folge. Danach siegte jedoch Nadal in sechs von sieben Vergleichen. Mittlerweile ist aber Djokovic wieder am Drücker. Die letzten drei Duelle gingen allesamt klar in zwei Sätzen an den Serben. Betrachtet man das Alter und die aktuelle Topform der beiden, dürfte es in den nächsten Jahren noch einige hochklassige Duelle zwischen Nadal (27 Jahre alt) und Djokovic (26 Jahre alt) geben. Die Rivalität zwischen dem Spanier und dem Serben ist auf dem besten Weg, auch unbestritten die größte Rivalität im Herrentennis zu werden.

von Christian Albrecht Barschel

Dienstag
08.04.2014, 17:48 Uhr