Björn Borg und sein unrühmliches Comeback

Heute vor 20 Jahren, am 9. November 1993, spielte der Schwede sein letztes Karriere-Match. Es war das Ende eines fehlgeschlagenen Comebacks.

von Christian Albrecht Barschel
zuletzt bearbeitet: 09.11.2013, 12:06 Uhr

Von Christian Albrecht Barschel

Am 23. Januar 1983 schockte Björn Borg die gesamte Sportwelt mit der Verkündung seines Rücktritts. "Ich kann nicht 100 Prozent geben. Und wenn ich das nicht tun kann, wäre es nicht fair mir selbst gegenüber, weiterzumachen. Tennis sollte Spaß machen, wenn du auf dem Weg an die Spitze bist. Ich fühle diesen aber nicht mehr. Deshalb höre ich auf", erklärte Borg, der zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 26 Jahre alt war, in der schwedischen Zeitung "Kvallposten".

Mit dem Rückzug vom Profitennis meinte es der elfmalige Grand-Slam-Sieger, der bereits 1982 nur das Turnier in Monte Carlo gespielt hatte, dann aber doch nicht ganz so ernst. Im März 1983 trat Borg zwei Monate nach seiner Rücktrittsäußerung in seiner Wahlheimat Monte Carlo an und schied in der zweiten Runde aus. Im Juli 1984 spielte er in Stuttgart und verlor gleich in der ersten Runde. Das waren dann aber auch schon seine einzigen Turnierteilnahmen für viele Jahre.

Comeback nach sieben Jahren

Borg wurde Geschäftsmann und war unter anderem Namensgeber für eine schwedische Kleidungs- und Parfümmarke. Doch nach einigen Jahren juckte es Borg wieder in den Fingern. Nach siebenjähriger Turnierpause gab der Schwede am 23. April 1991 beim Heimturnier in Monte Carlo sein Comeback. Borg war zu diesem Zeitpunkt 34 Jahre alt. Mit seinem alten Holzschläger und seinem Markenzeichen, dem Stirnband, betrat der Schwede unter den Augen der Weltöffentlichkeit den Sandplatz von Monte Carlo.

2:6, 3:6 gegen den Weltranglisten-52. Jordi Arrese aus Spanien, so lautete das nackte Ergebnis des ersten Comeback-Matches von Borg. "Ich weiß, dass die Leute hohe Erwartungen an mich haben. Aber ich setze mich nicht so sehr unter Druck. Ich genieße wieder den Wettkampf. Ich bin bereit, weiterzumachen. Hoffentlich kann ich länger in Turnieren bleiben", sagte der 34-jährige Borg nach der Niederlage.

Festhalten am Holzschläger

Für das Erste war es dann auch schon mit dem Comeback des Schweden. Erst ein Jahr später, im April 1992, spielte Borg wieder ein Profimatch - weiterhin mit seinem alten Holzschläger. Beim Sandplatzturnier in Nizza unterlag er in der ersten Runde dem Franzosen Oliver Delaitre mit 5:7, 2:6. "Die wichtigste Sache ist, wieder Punkte und Matches vor Publikum zu spielen", sagte Borg im Anschluss. Eine Woche später beim Turnier in Monte Carlo schnupperte der Schwede am Satzgewinn gegen den Südafrikaner Wayne Ferreira. Und auch die weiteren sieben Matches im Jahre 1992 gingen ohne Satzgewinn und teilweise deutlich verloren.

Erst 1993 lief es dann besser bei Borg, der weiterhin mit Wildcards ausgestattet wurde. Beim Hartplatzturnier in San Francisco Anfang Februar 1993 gewann der Schwede zwar seinen ersten Satz seit 1983, das Match gegen den Brasilianer Jaime Oncins ging jedoch verloren. Einen Monat später beim Turnier in Saragossa kam Borg dann noch näher an einen Sieg. Gegen den Portugiesen Joao Cunha-Silva verlor er mit 5:7 im dritten Satz. Nach acht Monaten Pause unternahm Borg im November 1993 einen letzten Anlauf.

Matchball gegen Volkov

Heute vor 20 Jahren, am 9. November 1993, traf der mittlerweile 37-jährige Borg in Moskau in der ersten Runde auf den Lokalmatador Alexander Volkov, damals Nummer 17 der Welt. Und Borg war ganz dicht dran, erstmals seit 1983 wieder ein Match auf der ATP-Tour zu gewinnen. Der Schwede hatte im Tiebreak des dritten Satzes einen Matchball - doch es reichte nicht zum Sieg. "Heute war das beste Match, seit ich zum Tennis zurückgekehrt bin. Es war das erste Mal, dass ich seit dem Comeback Spaß hatte, weil ich in drei Sätzen ziemlich gutes Tennis gespielt habe. Ich bin einfach froh, dass ich ein gutes Match auf der Tour gespielt habe", sagte Borg und erklärte kurz darauf seinen endgültigen Rücktritt.

Borg verdarb sich durch sein völlig erfolgloses Comeback auch sein starkes "Winning percentage" bei Matches auf der ATP-Tour. Der Schwede beendete seine Karriere mit 609 Siegen und 127 Niederlagen und liegt bei 82,74 Prozent. Hätte er sich die zwölf Niederlagen nach seinem Comeback erspart, wäre sein "Winning percentage" bei 84,1 Prozent. Damit würde Borg besser dastehen als Rafael Nadal, der derzeit auf Platz eins mit 83,67 Prozent liegt. So ganz ohne Erfolg verlief das Comeback von Borg allerdings dann doch nicht. Der Schwede erreichte 1992 unter anderem bei den U.S. Pro Tennis Championships - einem Turnier, das nicht in der Statistik der ATP auftaucht - das Viertelfinale und schied dort gegen Alexander Volkov aus, gegen den er ja dann sein allerletztes Match spielte.

Die Comeback-Matches von Björn Borg auf der ATP-Tour im Überblick:

1991:

Monte Carlo: Jordi Arrese 2:6, 3:6

1992:

Nizza: Oliver Delaitre 5:7, 2:6

Monte Carlo: Wayne Ferreira 6:7 (5), 2:6

München: Goran Prpic 0:6, 1:6

Washington: Thomas Högstedt 4:6, 6:7 (5)

Los Angeles: Chris Pridham 4:6, 2:6

Bordeaux: Andrei Medvedev 2:6, 2:6

Basel: Nicklas Kulti 1:6, 2:6

Toulouse: Lionel Roux 0:6, 4:6

1993:

San Francisco: Jaime Oncins 4:6, 7:6 (7), 4:6

Saragossa: Joao Cunha-Silva 1:6, 7:5, 5:7

Moskau: Alexander Volkov 6:4, 3:6, 6:7 (7)

Foto: GEPA pictures

von Christian Albrecht Barschel

Samstag
09.11.2013, 12:06 Uhr