Blickfang in L’Aquila: Alcaraz Garfia und Juan Carlos Ferrero beim Challenger-Turnier in den Abruzzen

Auch wenn der Großteil der Stars der ATP-Challenger-Tour die Reise über den großen Teich bereits angetreten hat, um in der Qualifikation zu den US-Open aufzuschlagen, findet im italienischen L’Aquila das weltweit einzige Turnier auf dieser Ebene in dieser Woche statt. Die Hauptrolle in den ersten Tagen bei dem mit 46.600 Euro dotierten Sandplatzevent spielten jedoch nicht die topgesetzten Spieler wie Andrej Martin aus der Slowakei oder der Chilene Alejandro Tabilo. Es war der spanische Jungstar Carlos Alcaraz Garfia, der ausgestattet mit einer Wildcard den Etablierten der Szene die Show stahl.

von Florian Heer aus L’Aquila
zuletzt bearbeitet: 22.08.2019, 16:16 Uhr

Alcaraz Garfia, Juan Carlos Ferrero
© Florian Heer
Alcaraz Garfia, Juan Carlos Ferrero

Als Carlos Alcaraz Garfia sein erstes Match bei heißen Temperaturen am Dienstagnachmittag auf dem Grandstand des verwinkelten Geländes des Circolo Tennis L’Aquila antrat, waren die schattenspendenden Plätze allesamt besetzt. Den Auftritt des erst 16-jährigen Spaniers, angereist mit seinem Coach Juan Carlos Ferrero, wollte man sich nicht entgehen lassen. Es hat sich bis in die Abruzzen herumgesprochen, dass der Teenager als wohl eines der größten Talente seines Jahrgangs gilt.

Alcaraz Garfia: Erste Erfolge auf Challenger-Ebene

Obwohl Alcaraz Garfia noch vorrangig auf dem Junior-Circuit unterwegs ist – in Wimbledon hatte er es bis ins Viertelfinale geschafft -, konnte er bereits bei seinen ersten beiden Auftritten auf der ATP-Challenger-Tour unter Beweis stellen, dass er auch bereits mit den Profis mithalten kann. Im April feierte er als noch als 15-jähriger an der Equelite Sport Academy von Juan Carlos Ferrero seinen ersten Matchgewinn auf diesem Turnierlevel gegen den italienischen Next-Gen-Star Jannik Sinner.

Bei seinem Heimspiel bei den Murcia Open in der Woche darauf konnte Alcaraz Garfia bis in die dritte Runde vorstoßen. Erst eine knappe Niederlage gegen Rudolf Molleker beendete seinen guten Lauf. Ende Juli feierte er schließlich seinen ersten Titel auf der ITF-World-Tennis-Tour mit einem Triumph bei dem mit 25.000 US-Dollar dotiertem Sandplatzturnier in Denia.

Erstrunden Erfolg in L‘Aquila

Quasi noch mit der Trophäe im Gepäck ging es in die Hauptstadt der Abruzzen und die Aufmerksamkeit der Zuschauer und Medien vor Ort war ihm sofort sicher. Ausgestattet mit einem guten Repertoire an Schlägen besiegte der noch etwas schmächtig wirkende Alcaraz Garfia den Australier Christopher O’Connell mit 6:4 und 6:2. Dieser war gerade von einem Turniersieg beim ATP-Challenger in Cordenons angereist.

„Es war nicht leicht heute, da mein Gegner mit viel Selbstvertrauen hierhergekommen ist“, gab Alcaraz Garfia im Anschluss an die gewonnene Partie zu Protokoll. Da sein Englisch noch sehr holprig wirkt, scheint er froh zu sein, bei den meisten Interviews in Italien auf Spanisch antworten zu können.

„Ich habe heute einfach mein Spiel durchgezogen. Ich genieße es, auf diesem Level dabei sein zu können“, so Alcaraz Garfia, der sich auch keinem Druck ausgesetzt zu sein scheint.

Mit Super-Coach unterwegs

Unter den Beobachtern natürlich auch sein Trainer. Seit September letzten Jahres trainiert der Junge aus Murcia an der Akademie von Ferrero in Villena, Alicante. Immer wieder geht die geballte Faust Alcaraz Garfias nach besonders spektakulär gewonnen Ballwechseln in Richtung des mit dunkler Sonnenbrille ausgestatteten ehemaligen French-Open-Champions.

„Natürlich ist das etwas ganz besonderes, eine ehemalige Nummer 1 in seiner Box zu haben“, ist die aktuelle Nummer 583 der ATP-Weltrangliste begeistert. Ferrero wirkt als Coach, wie auch früher bei seinen eigenen Matches, eher ruhig aber doch durchaus engagiert. In wichtigen Momenten des Matches kommen die entsprechenden Signale, wie zum Beispiel der nun folgende Return anzugehen ist.

Mentor Ferrero

„Für mich selbst ist es toll, auf diese Turniere zurückzukehren. Ich habe mein letztes Challenger-Turnier vor wahrscheinlich 20 Jahren gespielt“, so Ferrero im Rahmen des Turniers in L’Aquila. „Ich versuche Carlos nun meine Erfahrungen mitzugeben, mit Rat und Tat an seiner Seite zu stehen und ihm zu helfen ein guter Profi zu werden. Er muss als Person natürlich noch weiter heranwachsen und sich weiterentwickeln. Auf dem Platz hat er bereits einige gute Waffen, wie seine Vor- und Rückhand. Am Aufschlag, an der Bewegung und seiner Physis muss er noch arbeiten. Aber er ist erst 16 Jahre alt, da gibt es natürlich noch einiges zu optimieren. Nichtsdestotrotz ist er auf einem guten Weg und schon sehr weit für sein Alter. Wir werden sehen, wie es weiter geht.“

In L’Aquila war in der zweiten Runde allerdings erstmal Endstation. Alcaraz Garfia verlor am Mittwochnachmittag in einem spannenden Match gegen den an Nummer 8 gesetzten Portugiesen Frederico Ferreira Silva mit 3:6, 6:4, 3:6. Seine Reise als Tennisprofi wird jedoch bestimmt bald fortgesetzt. Der Fokus der Beobachter des Turnierverlaufs in Mittelitalien wird inzwischen auf die weiteren Cracks des Events gerichtet sein.

von Florian Heer aus L’Aquila

Donnerstag
22.08.2019, 17:15 Uhr
zuletzt bearbeitet: 22.08.2019, 16:16 Uhr