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Boris Becker - "Alexander Zverev mit besseren Titel-Chancen als das DFB-Team"

Boris Becker verfolgt die French Open als Eurosport-Experte. Im SID-Interview zeigt er sich durchaus beeindruckt von Alexander Zverev und schätzt die Chancen auf einen Finaleinzug der deutschen Nummer eins ein.

von SID
zuletzt bearbeitet: 10.06.2021, 14:14 Uhr

Boris Becker und Alexander Zverev beim ATP Cup 2019
© Getty Images
Boris Becker und Alexander Zverev beim ATP Cup 2019

SID: "Boris Becker, Alexander Zverev hat fünf Matches in Paris absolviert und ist ins Halbfinale der French Open eingezogen. Welche Schulnote würden Sie ihm für seine bisherigen Auftritte ausstellen?"

Boris Becker (53, Eurosport-Experte): "Eine 2. Das war wirklich hervorragend. Nach den Problemen der ersten Runde hat er eigentlich fehlerfrei die nächsten vier Matches gespielt. Vielleicht war es auch wichtig für ihn, eine so schwere erste Runde zu haben, um wirklich ins Turnier reinzukommen. Das Match gegen Nishikori war absolute Weltklasse. Im Spiel gegen Davidovich Fokina kam er mehr über den Kampf zum Spiel. Was ihn jetzt auszeichnet ist, dass er auch relativ glatt gewinnt, wenn er nicht sein bestes Tennis spielt. Du kannst über zwei Wochen nicht in jedem Match perfekt spielen, du musst auch manchmal kämpfen, manchmal kratzen. Das hat er jetzt gelernt, ohne dass er zu viele Sätze verloren hat."

SID: "Stimmen Sie dem Eindruck zu, dass sich Zverevs Ausstrahlung und seine Wirkung noch einmal verändert hat und die Gegner schneller resignieren, weil sie bei einem deutlicheren Rückstand nicht das Gefühl haben, noch einmal zurückkommen zu können?"  

Becker: "Er ist ein cooler Spieler, er zeigt nicht groß Emotionen nach außen, auch wenn er mal nicht so gut spielt. Er bleibt eigentlich immer gleich und das schüchtert ein. Viele Spieler habe doch eine Berg- und Talfahrt, was ihre Emotionen angeht und das sieht man bei Zverev immer weniger. Er hat auch mal einen Moment, in dem er mal den Schläger schmeißt oder auch mal flucht, aber nicht permanent. Er akzeptiert auch Situationen, die nicht so gut laufen, schluckt das runter und spielt dann weiter. Was mich besonders beeindruckt, ist wirklich seine physische Dominanz, man hat nie den Eindruck, er wird jetzt mal müde ist oder nach einem langen Ballwechsel zehn Minuten außer Atem. Ich glaube, das schüchtert auch den Gegner ein, dass er sechs Stunden spielen kann, ohne dass er einbricht."

Tsitsipas und Zverev kennen sich bestens

SID: "Worauf wird es für Zverev gegen Tsitsipas ankommen? Entscheiden Nuancen?"

Becker: "Wenige Punkte. Ich glaube, es ist eine Frage der Einstellung, des Willens, auch der richtigen Strategie, aber vor allem des Glaubens. Derjenige, der mehr an die eigene Stärke glaubt, wird am Freitag gewinnen. Ich sehe keinen Favoriten, ich sehe nicht, dass eigentlich Tsitsipas gewinnen müsste, das sehe ich überhaupt nicht. Das gleiche gilt für Zverev. Jeder hat die gleichen Chancen, es geht wirklich um die Tagesform."

SID: "Die Bilanz spricht etwas für Tsitsipas, wobei beide noch nicht oft auf Sand gegeneinander gespielt haben. Sie kennen es aus Ihrer Karriere auch, dass man gegen gewisse Gegner nicht so gut zurechtkommt. Ist es noch einmal ein besondere Situation, wie geht man damit als Spieler um?"

Becker: "Sie kennen sich sehr gut, haben als Teenager auch mal zusammen trainiert und zusammen bei Gastfamilien gewohnt. Also das ist ein ganz langes Verhältnis, die kennen sich wirklich in- und auswendig. Es gibt Spieler, die liegen einem mehr als andere. Es ist aber erst der Anfang der Karriere, sie werden noch mindestens zehn bis 15-mal gegeneinander spielen. Die Bilanz ist momentan für Tsitsipas, aber das letzte Spiel hat Zverev im März gewonnen. Ich gebe noch nicht zu viel auf die Bilanz."

SID: "Sie sind ja auch fußballbegeistert. Was halten Sie in diesem Sommer für realistischer: Dass Zverev die French Open gewinnt oder dass die deutsche Nationalmannschaft bei der EM den Titel einfährt?"

Becker: "Das ist eine Gretchenfrage, wie ich es beantworte, ist es schlecht. Ich bin mal direkt und sage, dass Zverev größere Chancen hat, Paris zu gewinnen."

Hier das Einzel-Tableau in Roland Garros

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von SID

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