Boris Becker in Hamburg - "Das Wichtigste sind immer Matches"

Die Beziehung zwischen Boris Becker und der Freien und Hansestadt Hamburg ist eine ganz besondere. Intensiv, emotional, leidenschaftlich – und beständig.

von PM
zuletzt bearbeitet: 23.09.2020, 08:03 Uhr

Boris Becker verbindet mit Hamburg eine große Liebe
© Getty Images
Boris Becker verbindet mit Hamburg eine große Liebe

„Ich komme stets mit einem Lächeln nach Hamburg“, sagte Boris Becker und kramte dann in seinen Erinnerungen: „Ich glaube, ich war 1984 zum ersten Mal hier.“ War er. Als 16-jähriger Leimener schlug er erstmals am Rothenbaum auf, ein Jahr vor seinem Wimbledon-Triumph.

Es folgten zahlreiche vergebliche Versuche als Spieler, das Turnier zu gewinnen, eine Finalniederlage 1990 gegen Juan Aguilera, eine legendäre Halbfinal-Niederlage gegen Michael Stich 1991 „zum Niederknien“. Dann seine Zeit als Chairman von 2002 bis 2006, wodurch er auch dazu beigetragen hatte, das Turnier zu retten. Dazu diverse spannende private Erlebnisse und Freundschaften. Am Dienstag nun war er mal wieder als „Head of Mens´ Tennis“ des Deutschen Tennis Bundes da, schaute sich die deutschen Spieler an und freute sich über die Siege von Dominik Koepfer und Yannick Hanfmann: „Die Jungs haben eine sehr gute Einstellung, sind harte Arbeiter und leben für ihren Sport.“

Dass der gebürtige Hamburger Alexander Zverev nach seiner Finalniederlage bei den US Open in New York gegen Dominic Thiem nicht am Rothenbaum aufschlägt, versteht Becker. „Das Ende war brutal für ihn, sehr emotional“, weiß der sechsmalige Grand-Slam-Champion, „da muss man runterkommen. Und dann in Deutschland die große Aufmerksamkeit durch die Medien...“.

Becker - "Wir brauchen mal wieder einen Grand-Slam-Sieger"

Ob die Entscheidung von Zverev ohne Matchpraxis auf Sandplatz nach Paris zu den French Open in der kommenden Woche zu fahren, richtig war, werde man sehen. Becker hat seine Zweifel: „Ideal wäre gewesen, hier zu spielen. Ich glaube, das Wichtigste für die Spieler sind immer Matches.“ Als Verantwortlicher für den männlichen Leistungsbereich in Deutschland bedauert Becker besonders, dass es für Zverev nicht zum ganz großen Triumph gereicht hat. Die Vorbildwirkung eines solchen Titelgewinns auch für den Nachwuchs könne nicht unterschätzt werden: „Wir brauchen mal wieder einen Grand-Slam-Sieger“, meinte er.

Tatsächlich war er selbst 1996 in Australien der letzte deutsche Mann, dem solch ein Triumph gelang, eine sportliche Ewigkeit ist das her. Aber zurück in die Gegenwart: „Hamburg hat die Gunst der Stunde genutzt“, sagte er mit Blick auf das erstklassige Teilnehmerfeld bei den Hamburg European Open in diesem Jahr. Der Termin unmittelbar vor den French Open passt einfach ideal. Diese Chance kann das Turnier für die Zukunft nutzen, wenn die Welt wieder „normal“ ist und auch der Tenniskalender wieder wie gewohnt. „Die Spieler reden darüber und merken sich, wie sie auf Turnieren behandelt werden“, weiß der erfahrene Boris Becker, „die Turnierverantwortlichen werden alles dafür tun, die Spieler zu überzeugen. Das kann ein Bonus für die Zukunft sein.“ Boris Becker aber braucht niemand mehr von Hamburg zu überzeugen: „das ist eine der wenigen Städte, die eine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt haben“, sagte er, „ich werde immer gerne wiederkommen.“

von PM

Mittwoch
23.09.2020, 09:50 Uhr
zuletzt bearbeitet: 23.09.2020, 08:03 Uhr