Boris Becker: "Was ich erlebt habe, hält eigentlich keine Sau aus"
Boris Becker über Fluch und Segen seines frühen Wimbledonsiegs und Lernen aus Niederlagen.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
08.05.2025, 22:40 Uhr

In diesem Sommer jährt sich der erste Wimbledonsieg von Boris Becker zum 40. Mal: 1985 war's, als Becker sensationell auf dem Heilgen Rasen siegte und Leimen auf der Tennisweltkarte verortete. Und sich selbst unsterblich machte.
Zwei weitere Erfolge an der Church Road folgten (1986, 1989), dazu drei weitere Majorsiege und die Nummer 1 der Welt. Sein größter Sieg? Vielleicht, dass er am frühen Triumph in Wimbledon nicht zerbrochen sei, sagte Becker nun in einem Interview mit der Sports Illustrated. "Zwangsläufig musste ich nach meinem ersten Wimbledon-Sieg sehr schnell erwachsen werden. Ich musste mich wehren, kämpfen und lernen, mein eigenes Ding durchzuziehen."
Viele Probleme, die Becker anschließend durchlebte, hätte es ohne den Wimbledonerfolg nicht gegeben, mutmaßt er. “Der jüngste Wimbledon-Sieger aller Zeiten, das brachte viele Vorteile, aber auch Nachteile.” Vermutlich wäre es besser gewesen, er hätte Wimbledon erst später gewonnen, mit 21 oder 22. “Weil ich dann nicht mehr das Wunderkind gewesen wäre, als das mich die Leute noch immer sehen.”
“Was ich beruflich und privat erlebt habe, das hält eigentlich keine Sau aus”, so Becker weiter - speziell in Bezug auf die Behandlung in deutschen Medien. "Ich habe es überlebt – und bin dadurch vielleicht noch stärker zurückgekommen. Dass es mich mit 57 noch gibt, überrascht mich selbst und ist für mich wie ein weiterer Wimbledon-Sieg."
Aus seinen Krisen habe er mehr gelernt als aus seinen Siegen, ist Becker überzeugt. Während seiner Haftstrafe habe er zu sich gefunden. “Es blieb mir ja nichts anderes übrig." Er habe sich zurückgezogen auf seine Persönlichkeit und seinen Charakter. "Mein Innerstes, das war in schwierigen Zeiten schon immer mein Zufluchtsort."
Becker hofft auch, zu Deutschland wieder ein besseres Verhältnis zu bekommen. “Ich hoffe, für den Rest meines Lebens respektvoller behandelt zu werden, dass man meine Lebensleistung als bester deutscher Tennisspieler der Geschichte mehr würdigt als bisher.” Die Behandlung seitens der Medien sei immerhin zuletzt besser geworden. "Ich möchte noch mal die Hand ausstrecken. Vielleicht wird’s ja noch was."
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