Königin von Singapur

Caroline Wozniacki hat nach einer beeindruckenden Woche ihren größten Karrieresieg errungen - und will ihren Triumph einfach nur genießen.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 30.10.2017, 08:04 Uhr

Caroline Wozniacki

Von Florian Goosmann aus Singapur

Caroline Wozniacki sagte diese Woche einen Satz, der, wenn man ihn nur liest, nicht zu ihr passt. Angesprochen auf ihre starke Vorstellung, zunächst gegen Elina Svitolina (6:2, 6:0), dann gegen Simona Halep (6:0, 6:2), meinte sie: "Es muss frustrierend sein für die anderen Mädels."

Es war eine sachliche Feststellung, keine Angeberei, wie Wozniacki das aussprach; es war die Analyse einer Spielerin, die um ihre gute Form wusste, die als eine der wenigen Spielerinnen in Singapur den langsamen Platz gerne annahm, und die ebenso der Tatsache gewahr war, dass sie zum Jahresende oft zu Galaform aufläuft.

Und doch hätte das Jahr noch bitter enden können. Im Finale gegen Venus Williams überzeugte Wozniacki wieder mal mit bester Verteidigung, wenigen Eigenfehlern und, als sie im zweiten Satz davonzog, mit ungeahntem Schlägerzug.

Da ein Tennismatch aber nun mal derjenige gewinnt, der den letzten Punkt macht, und dies in der großartigen Tenniszählweise meist ein Spiel mit vier Punkten voraussetzt, wurde es noch mal spannend. Williams schoss beim Stand von 4:6, 0:5 nun aus allen Rohren, und sie traf plötzlich.

Als Williams vom 0:5 auf 4:5 herangekommen war, hatte sie fast die gesamte Halle hinter sich. Nicht, weil die Leute gegen Wozniacki waren - sie wollten schlicht und einfach mehr Tennis sehen. Die Dänin aber behielt die Nerven, und als Williams beim Matchball gegen sich nicht entschlossen genug ans Netz aufrückte, schob Wozniacki die Rückhand zum Sieg an ihr vorbei.

Williams den Tränen nahe, Wozniacki im Hier und Jetzt

Für Williams war es die dritte Niederlage im dritten großen Finale 2017, nach Melbourne (gegen Serena) und Wimbledon (gegen Muguruza). In der Pressekonferenz war die 37-Jährige den Tränen nahe. "Sie hat das ganze Match über stark gespielt, ich habe mein Bestes versucht", sagte sie. "Am Ende der Saison ist einfach jeder müde."

Für Wozniacki war der Sieg über Williams der erste in acht Versuchen, nur acht unerzwungene Fehler unterliefen ihr im gesamten Match. "Acht ist meine Glückszahl", meinte die Dänin zum ersten Statistikteil, "wenn man sie herumdreht, bedeutet sie unendlich. Das mag ich, das ist cool." Aber auch Wozniacki wirkte erledigt. Sie fasse jetzt vier Wochen lang keinen Schläger an, versprach sie. "Ich werde nur etwas Fitness machen, um in Form zu bleiben."

Als zum Ende noch die unvermeidliche Frage gestellt wurde, ob ihr der Singapur-Triumph den Mut geben würde, 2018 ihren ersten Grand-Slam-Titel zu holen, wollte sich die 27-Jährige auf dieses Thema gar nicht einlassen. "Ich werde es versuchen. Ich bekomme die Frage ja dauernd gestellt - aber können wir das hier jetzt nicht einfach genießen, ohne an die Zukunft zu denken?"

Es war zum Abschluss dieser Woche noch ein Satz aus dem Mund von Caroline Wozniacki, der einfach richtig klang.

von Florian Goosmann

Montag
30.10.2017, 08:04 Uhr