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Es steht 2:3 und 30:40 aus deiner Sicht. Du schlägst auf. Dein erster Aufschlag hat dich in den letzten zwei Minuten bereits Richtung Seitenwechsel verlassen. Du bist nervös. Dein Arm ist verkrampft und deine Finger wirken unruhig am Griffband. Deine Gedanken fliegen im Kopf wild umher. Du schaust auf den Boden in der Hoffnung noch einen Geistesblitz zu erwischen - ohne Erfolg. Eigentlich willst du nur schnell aus dieser brenzligen Lage wieder herauskommen.

von Marco Kühn / Tennis-Insider
zuletzt bearbeitet: 04.11.2017, 08:02 Uhr

Wie servierst du taktisch clever?

Doch hast du keine Idee, wie du das anstellen kannst. Obwohl du genau weißt, dass du verunsichert bist, wirfst du den Ball zum ersten Aufschlag hoch. Du merkst bereits bei deiner Aufschlagbewegung, dass das Timing nicht stimmt. Trotzdem servierst du den Aufschlag mit 120% Power - zwei Meter ins Aus. Für den zweiten Aufschlag nimmst du dir kaum Zeit. Du wirfst den Ball hoch, schubst die Kugel irgendwie auf die andere Seite des Netzes und schaust wenige Augenblicke später dem Returnwinner deines Gegners nur noch hinterher.

Der Plan

Das eben beschrieben Szenario kommt dir vermutlich bekannt vor. Bei Breakball gegen dich wird der Druck auf dich noch größer. Du fühlst dich so, als wenn du gerade in dieser Situationen einen ganz besonderen Aufschlag spielen musst. Am besten einen knallharten Aufschlag direkt auf die Linie. Der Gegner soll gar keine Möglichkeit bekommen einen guten Return spielen zu können. Das wäre natürlich der Idealfall, doch ist dieser Plan mit viel zu viel Risiko versehen.

Klüger agierst du, wenn du bei Breakball gegen dich die Sache rational betrachtest:

Es kommt nicht selten vor, dass Spieler mit einem geraden und harten Aufschlag weitaus weniger Probleme haben, als mit einem Slice-Aufschlag. Kurioserweise versuchen aber viele Spieler bei Breakball gegen sich eine richtige Kanone abzufeuern. Frei nach dem Motto: "Je härter ich serviere, desto schneller ist der Breakball verschwunden". Ein Irrtum, der schon viele Breaks zufolge hatte.
In dieser schwierigen Situation musst du bei deinem Aufschlag eine Balance finden.

Die Balance besteht aus dem Risiko, über deinen zweiten Aufschlag gehen zu müssen und der Variation, die deinem Gegner die größten Probleme beim Return bereiten wird. Bleiben wir bei dem Beispiel mit dem harten Aufschlag mit hohem Tempo. Dieser würde deinen Gegner vermutlich vor nicht allzu große Probleme stellen.

Allerdings würdest du ein hohes Risiko eingehen. Daher fällt dieser Variante raus. Wenn du aber weißt, dass dein Gegner mit einem Slice-Aufschlag direkt auf seinen Körper erhebliche Probleme hat, kannst du diese Variation für deinen ersten Aufschlag wählen. Ein Slice-Aufschlag würde dich weniger Risiko kosten. Dein Gegner hätte aber einen wesentlich unangenehmeren Return zu spielen.

Du hättest die ideale Balance gefunden.

Die Mentalität

Das alles klingt in der reinen Theorie simpel und logisch. Das größte Problem die richtige Aufschlagvariation zu finden ist aber deine Mentalität. Denn oft ist es auf dem Platz hektisch, chaotisch und du kommst gar nicht dazu die Ruhe zu finden, um die Spielsituation zu bewerten und die richtigen Entscheidungen für dich zu treffen. Du ärgerst dich dann über deinen letzten Fehler, schnappst dir schnell zwei Bälle, stellst dich an die Grundlinie und beginnst einfach mit deiner Aufschlagbewegung - wie ferngesteuert. Daher ist es wichtig, dass du gerade in diesen Situationen schnell wieder einen ruhigen Kopf bekommst und dich auf den wichtigen Aufschlag konzentrieren kannst.

Wie aber kannst du dich selbst schnell aus der Negativspirale holen? Als Clubspieler steht dir dabei eine Option zur Verfügung, die den Profis verwehrt bleibt. Du kannst dich umdrehen und den Ball holen, der am weitesten von dir entfernt liegt. Dies schenkt dir Zeit. Diese Zeit kannst du nutzen, um durchzuatmen und dich zu sammeln. Eine andere Möglichkeit ist das Richten deiner Saite. Du kannst dich auch umdrehen und dich so erstmal aus dem Geschehen nehmen. Wichtig ist, dass du nicht den Fehler machst und dich so schnell es geht wieder an die Grundlinie zum Aufschlag bewegst.

Fazit

Nicht das Tempo deines Aufschlags hilft dir bei Breakball gegen dich, sondern deine Beobachtungsgabe. Du musst wissen mit welchen Aufschlagvariationen dein Gegner seine größten Probleme hat. Diese Variationen kannst du dann gezeilt bei Breakball gegen dich einsetzen. Kalkuliere dabei immer das Risiko, welches du bereit bist, bei deinem ersten Aufschlag zu gehen.

Lass in deine Entscheidungen auch immer dein aktuelles Vertrauen in dich selbst einfließen. Wie fühlst du dich beim Aufschlag? Bist du sehr nervös? Hast du vielleicht ein größeres Selbstvertrauen, als es dir Spielstand aussagt? Dies sind wichtige Faktoren, die dir bei Breakball gegen dich helfen werden.
Triff deine Entscheidungen vor dem Aufschlag nie aus Hektik und Chaos heraus. Bleib ruhig, souverän und schalte deinen Kopf ein.

von Marco Kühn / Tennis-Insider

Samstag
04.11.2017, 08:02 Uhr