Corona-Krise: Warum die kleinen Tennisturniere ums Überleben kämpfen

Wie geht es weiter im Tennisjahr 2020? Antworten gibt es momentan noch keine, aber klar ist: Vor allem die kleineren Turniere stehen vor einer ungewissen Zukunft.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 05.04.2020, 16:29 Uhr

Wimbledon - abgesagt. Die French Open - verschoben. Die US Open - noch im Plan, aber zurzeit umfunktioniert in ein Krankenhaus, um New York beim Kampf gegen den Coronavirus zu helfen. Nichts ist planbar zurzeit, ob es 2020 überhaupt noch mal Tennis zu sehen gibt, scheint fraglich./

Vor allem für die kleineren Turniere. "Es ist bei uns nicht wie im Fußball, wo 60 oder 70 Prozent der Einnahmen über Fernsehen und sonstige Medien kommen", erklärte Edwin Weindorfer kürzlich gegenüber der New York Times. Weindorfer steckt hinter den Turnieren am Stuttgarter Weissenhof, in Berlin und Mallorca. "Es ist eher so, dass 70 Prozent von Seiten der Sponsoren kommen, zumindest in den unteren Kategorien. Damit sind wir stärker betroffen als andere Sportarten, wenn die Sponsoren schwächeln."

Weindorfer hatte es bereits im tennisnet-Podcast ausgeschlossen, seine Turniere in Stuttgart und Berlin ohne Zuschauer stattfinden zu lassen. Auch wenn die ATP gebeten hatte, alle Möglichkeiten auszuloten. "Mit einem vollen Preisgeld kann das nicht gespielt werden", so Alex Antonitsch, Turnierdirektor der Generali Open in Kitzbühel über mögliche Geisterspiele.

250er-Turniere: "Einen mittelgroßen Sponsor davon entfernt, in den roten Zahlen zu landen"

Bill Oakes, ehemaliger Turnierdirektor der Winston-Salem Open und Chairman der ATP-250er-Turniere, rechnete der New York Times vor, dass Turniere der 250er-Kategorie einen durchschnittlichen Reingewinn von 125.000 US-Dollar verbuchen können - bei einem Budget von 4 Millionen US-Dollar (das Preisgeld, Antrittsgelder, Instanthaltung, Catering und Co. umfasst). Bei den 500er-Turnieren spreche man hingegen von 1,1 Millionen US-Dollar Profit, bei den Masters-1000er-Turnieren seien es rund 6 Millionen.

"Das durchschnittliche 250er-Turnier ist einen mittelgroßen Sponsor davon entfernt, in den roten Zahlen zu landen", bringt es Oakes auf den Punkt. "Jedes Turnier muss zurzeit sehr besorgt darüber sein, was passieren wird." Ein anderer Punkt sei natürlich die Lizenz-Gebühr. Kann ein Turnier normalerweise nicht ausgetragen werden, droht der Verkauf.

Coronavirus: Keine Versicherung

13 von 38 Turnieren der 250er-Kategorie hätten in 2018 Geld verloren, in einer Zeit ohne Corona, heißt es in der New York Times weiter. "Es ist ein Unterschied, ob du Indian Wells bist und Larry Ellison die finanziellen Mittel stellt - oder ob du die Winston-Salem Open bist", wird Oakes weiter zitiert.

Eine Versicherung indes, wie sie Wimbledon abgeschlossen hatte, ist vielen zu teuer, bei Jahresgebühren für ATP- und WTA-Events zwischen 200.000 und 700.000 US-Dollar. "Wir haben eine Versicherung gegen Erdbeben oder Terrorismus", so Weindorfer. "Aber kein Turnier, das ich kenne, hat eine Versicherung gegen dieses Virus. Da greift nichts."

von Florian Goosmann

Sonntag
05.04.2020, 19:25 Uhr
zuletzt bearbeitet: 05.04.2020, 16:29 Uhr