Daniil Medvedev - Returns aus einem anderen PLZ-Bezirk
Von wegen offensive Return-Position: Daniil Medvedev hat bei den ATP Finals 2020 gezeigt, dass der Erfolg auch von weit hinten auf dem Platz kommen kann.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
12.12.2020, 08:43 Uhr

Vor dem US-Open-Viertelfinale 2018 zwischen Rafael Nadal und Dominic Thiem haben die Kommentatoren den Scherz gemacht, dass die beiden Spieler beim Return so weit hinter der Grundlinie stünden, dass sie sich bereits in unterschiedlichen Postleitzahl-Bezirken befänden. Was John McEnroe, Brad Gilbert oder Darren Cahill damals gefühlt haben, hat der Statistik-Guru der ATP, Craig O´Shannessy, am Beispiel von Daniil Medvedev bei den ATP Finals in London mit Zahlen unterlegt. Das heißt, O´Shanessy hat anhand der Auswertungen einiger Matches bei den ATP Finals gezeigt, dass Thiem und Nadal nicht die einzigen sind, die beim Rückschlag viel Auslauf hinter der Grundlinie schätzen.
Daniil Medvedev jedenfalls hat das Hawk-Eye-System in London überfordert. Letzteres deckt "nur" die ersten fünf Meter hinter der Grundlinie ab. Medvedev aber stand bei den ersten Aufschlägen von Alexander Zverev im Durchschnitt 5,51 Meter hinter der Baseline. Keine Ausnahme übrigens: 88 Matches wurden auf die Position beim Return des ersten Aufschlages untersucht - und Daniil Medvedev belegt mit Abständen zwischen durchschnittlich 4,51 und eben 5,51 Meter die ersten fünf Plätze dieser Wertung.

Thiem gegen Federer extrem offensiv
Das andere Extrem lieferte Roger Federer 2018 gegen Kei Nishikori, der natürlich bei weitem nicht dieselbe Aufschlag-Power mitbringt wie Alexander Zverev. Federers Kontaktpunkt beim ersten Aufschlag des Japaners lag lediglich 22 Zentimeter hinter der Grundlinie. Über alle 88 Matches gesehen liegt der Durchschnitt bei 1,9 Meter.

Beim zweiten Service positionieren sich die Spieler naturgemäß weiter vorne. Allerdings hat sich in dieser Hinsicht in den letzten drei Jahren eine Rückwärtsbewegung ergeben: von 0,23 Metern 2018 über 1,25 Meter 2019 bis zu 1,43 Meter in diesem Jahr. Dominic Thiem liefert beim zweiten Service übrigens die Extremwerte: Gemäß O´Shannessy retournierte der Österreicher 2018 gegen Roger Federer dessen zweite Aufschläge 1,23 Meter innerhalb (!) der Grundlinie. Und gegen Alexander Zverev im Halbfinale 2019 5,33 Meter dahinter.