Darum kann Alexander Zverev Wimbledon (noch) nicht gewinnen
Wo holt Alexander Zverev seinen ersten Grand-Slam-Titel? Die deutsche Nummer eins und sein Bruder Mischa sind sich einig: Am schwierigsten wird es in Wimbledon.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
02.11.2021, 10:08 Uhr

Wenn Alexander Zverev in seiner grandiosen Saison 2021 ein Match noch einmal spielen könnte - welches wäre das? Der interessierte Beobachter könnte hier etwa auf die Achtelfinal-Niederlage gegen Félix Auger-Aliassime in Wimbledon tippen. Zverev hatte gegen den Kanadier in den vorherigen Partien nie Probleme gehabt, in London aber schoss sich die deutsche Nummer eins fast selbst aus dem Wettbewerb. Auf Nachfrage ließ Zverev in Wien aber wissen, dass ihn diese Niederlage nicht besonders wurme: „Ich hätte Wimbledon sowieso nicht gewonnen.“
Was ihn aber schmerzte: Die Pleite gegen Stefanos Tsitsipas im Halbfinale von Roland Garros. Da holte Alexander Zverev einen 0:2-Satzrückstand auf, hatte zu Beginn des fünften Satzes früh Chancen, die Wende endgültig klar zu machen. „Da hätte ich nur einen einzigen Ball gerne zurück. Weil in Paris wollte ich das Turnier gewinnen.“ Was durchaus im Bereich des Möglichen gelegen wäre - vor allem in Anbetracht des beeindruckenden Erfolgs in Madrid im Vorfeld des zweiten Majors des Jahres.
Nadal und Djokovic haben in Wimbledon auch Zeit gebraucht
Wo gibt es also im kommenden Jahr die größte Chance für Alexander Zverev, endlich sein erstes Grand-Slam-Turnier zu gewinnen? Er selbst wollte diese Frage nicht beantworten. Der deutsche Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann hat schon vor ein paar Jahren gemeint, dass die Asche potenziell der beste Belag für Zverev sein könnte. Nachdem die Dominanz von Rafael Nadal am Bois de Boulogne schön langsam zu Ende zu gehen scheint, wären die Chancen bei den French Open wohl recht groß.
Bruder Mischa Zverev hat die Aussichten seines Bruders in Wien gegenüber tennisnet wie folgt beschrieben. „Saschas Chancen sind überall fast gleich große, außer in Wimbledon. Da muss er sein Spiel noch etwas anpassen. In Wimbledon muss man in erster Linie klug spielen, seine eigenen Schläge sehr gut kennen. Und die Deines Gegners. Manchmal ist nicht der schönste Schlag der effektivste, sondern der hässlichste. Das zu begreifen haben auch Rafa und Novak länger gebraucht. Danach waren sie gefährlich. Sobald Sascha weiß, wie man auf Rasen in Wimbledon spielt - auch auf den unterschiedlichen Plätzen - dann wird er dort gefährlich werden.“
Alexander Zverev erster Anwärter auf den Titel in Australien?
Dass sein Bruder in der besten Position der Herausforderer ist, darüber besteht für Mischa Zverev kein Zweifel. „Für mich ist Sascha vorne. Er hat einen der schnellsten Aufschläge, kann auch Matches abliefern, in denen er keine Doppelfehler serviert und knapp 70, 80 Prozent Erste-Aufschlag-Quote hat. Sein Aufschlag ist sehr gut, vielleicht der beste. Wenn auch nicht so schwer zu lesen wie der von Medvedev.“
Damit nicht genug. „Sascha spielt die Rückhand mit einer Geschwindigkeit wie kein anderer, vielleicht nicht so konstant wie Novak Djokovic“ so Bruder Mischa weiter. „Die Vorhand ist schnell und gut. Und dann vor allem die Reichweite: Sascha bewegt sich nicht wie ein Zwei-Meter-Mann, sondern wie ein 1,90-Mann. Wenn Sascha wirklich auf seinem besten Level spielt, wüsste ich nicht, welche Waffen gegen ihn effektiv sein könnten.“
Mischas Reihenfolge für die Chancen seines Bruders sieht so aus: „US Open, Australian Open, Paris und dann Wimbledon.“