Davis Cup 2014 mit Melzer? „Keine Entscheidung aus der Emotion heraus“
Der Niederösterreicher meinte zwar, sich keine konkreten Gedanken gemacht zu haben, doch ein überzeugendes „Ja“ sieht anders aus.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
15.09.2013, 19:59 Uhr

Manuel Wachta live aus Groningen
Groningen war keine Reise wert: Österreichs Davis-Cup-Team steigt mit einer 0:5-Niederlage gegen die Niederlande zum ersten Mal seit dem Jahr 2009 wieder aus der Weltgruppe ab. Die nicht allzu große Dichte innerhalb der Mannschaft war schon vorher bekannt und dass daher Ausfälle, wie es sie dieses Mal zuhauf gab, nicht so leicht kompensiert werden können. Zum wiederholten Male lag fast der ganze Druck auf Jürgen Melzer. Und zum wiederholten Male hat es unter dieser Grundvoraussetzung, dass wohl zwei bis drei Siegpunkte von Österreichs Nummer eins benötigt worden wären, um den Gegner in die Knie zu zwingen, nicht geklappt. Melzer hat seine letzten sechs Einzel-Matches allesamt verloren. Das stimmt nachdenklich – auch den Deutsch-Wagramer selbst.
Und so klang es alles andere als nach einem aus dem Brustton der Überzeugung kommenden „Ja“, als Melzer nach dem verlorenen vierten Match gegen Jesse Huta Galung gefragt wurde, ob er dem ÖTV-Team auch 2014 in der Europa-Afrika-Zone weiterhin zur Verfügung stehen wird: „Das ist keine Entscheidung, die ich aus der Emotion heraus treffen werde“, meinte der 32-Jährige. „Fest steht: Für mich war es 15 Jahre lang eine Ehre, den rot-weiß-roten Anzug zu tragen. Wann ich ihn nicht mehr tragen werde, möchte ich selbst entscheiden können.“ Dass es sich ÖTV-Kapitän Clemens Trimmel derzeit ohnehin ganz bestimmt nicht leisten kann, auf die Nummer 27 der Welt, die dem Davis Cup immer alles untergeordnet hatte, zu verzichten, liegt auf der Hand.
Rücktritt? „Ich sehe keinen Grund“
Allzu viele Sorgen muss man sich um einen etwaigen Rücktritt von Österreichs zweitbestem Spieler aller Zeiten wohl sowieso noch nicht machen. Melzer relativierte auch ein bisschen: „Echte Gedanken habe ich mir darüber nicht gemacht. Ich sehe auch keinen Grund, warum ich nicht weiterhin für Österreich spielen soll.“ Der Abstieg der Equipe von Trimmel in eine niedere Spielklasse könne dies auch nicht bewirken, lediglich möglicherweise die typischen Altersbeschwerden, die sich im fortgeschrittenen Tennisspieler-Alter doch allmählich immer mehr bemerkbar machen: „2014 werde ich 33 Jahre alt, und wenn ständig irgendwas zwickt und man anfällig für Verletzungen wird, ist das natürlich auch fürs Team nicht gut“, ist sich Melzer bewusst. Man darf jedoch davon ausgehen, dass sich Melzer nicht mit sechs Niederlagen in Folge aus dem Team verabschieden möchte und alles daran setzen wird, um einen schöneren Zeitpunkt für den Abschied zu finden.
Oliver Marach und Julian Knowle hatten Trimmel übrigens schon ganz fix zugesagt, auch im nächsten Jahr spielen zu wollen. Immerhin zwei positive Ereignisse hatte dieses Wochenende auch für Melzer zu bieten: den ersten Hochzeitstag mit Frau Iveta und die Einstellung eines nationalen Rekords von Thomas Muster. Der Steirer hatte von 1984 bis 1997 insgesamt 63 Matches in 24 Länderkämpfen für Österreich bestritten, dabei 45 Siege bei 18 Niederlagen gefeiert. Melzer hält nun ebenso bei 63 Einsätzen, diese gar in 28 Begegnungen und damit vier mehr als Muster. „Das ist schön“, freute sich Melzer, „auch wenn man sich darum nichts kaufen kann.“ Seine Bilanz liest sich mit 27:36 freilich nicht ganz so gut wie jene der 46-jährigen heimischen Tennislegende, und Melzer weiß auch: „Ich werde nie den Status eines Thomas Muster erreichen können, und das auch zu Recht nicht.“(Foto: GEPA pictures)
