Federer oder Djokovic?

Der Endspurt um Platz eins in der Weltrangliste ist eröffnet.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 28.09.2012, 13:37 Uhr

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Von Petra Philippsen

Nein,Roger Federerhat noch nicht genug vom Tennisspielen. Man hätte es fast meinen können, wenn man den Schweizer Ausnahmekünstler gerade auf seiner Webseite im Fußball- und Volleyballdress posieren sah, so als hätte er spontan die Fronten gewechselt. Beides sind Sportarten, die Federer sehr mag, und die ihn auf die eine oder andere Art sicher als Profession reizen würden, doch natürlich ist es bloß eine hübsche Werbeidee einer seiner Sponsoren. Werbung für Sport in Brasilien - da denkt man doch sofort an die Olympischen Spiele in Rio 2016. Federer tut das auch. Also von wegen aufhören, der Mann hat noch viel vor - und zuallererst mal in diesem Herbst. Da wird Federer sein Maximum abrufen müssen, will er die Saison als Nummer eins beenden.

Federer lässt Urlaub sausen

Es ist fast schon ein Fluch, wenn man eine so starke Phase hatte, wie Federer im letzten Jahr um diese Zeit. Denn das dicke Ende kommt zwölf Monate später, wenn es ans Verteidigen geht. Basel gewonnen, das Masters in Paris auch und als Krönung noch das Tour-Finale in London - das macht 3000 Punkte, die nun für Federer auf dem Spiel stehen. UndNovak Djokovicliegt im Ranking nur 1335 Zähler hinter ihm auf der Lauer. Bis zum Turnier in Federers Heimatort Basel hat der Serbe nichts mehr zu verteidigen und kann somit in Asien kräftig punkten. Allein beim Masters in Shanghai sind 1000 Punkte zu vergeben, das weiß auch Federer. Und wie wichtig ihm die Nummer-eins-Position am Ende des Jahres ist, sieht man nun daran, dass er den eigentlich so dringend nötigen Urlaub sausen lässt und auch in Shanghai antritt. Im letzten Jahr hatte Federer auf die Asientour verzichtet, und es sollte sich auszahlen, dass er mit vollen Akkus erst in Basel zurückkehrte und einen furiosen Endspurt hinlegte.

Federer will offenbar ein bisschen vorsorgen und möglichst viele Punkte in Asien als Polster ansammeln, denn er kann nicht unbedingt davon ausgehen, dass ihm der gleiche Coup wie im letzten Herbst noch einmal genauso gelingt. Sein Vorteil ist jedoch: Seine schärfsten Konkurrenten sind genauso erschöpft wie er nach zehn harten Monaten Turnierbetrieb.Andy Murrayist nach seinem erlösenden Triumph von New York zwar im Gefühlsrausch, doch der Schotte hatte vor einem Jahr eine ähnlich starke Phase wie Federer und gewann Bangkok, Tokio und Shanghai - Murray muss allein in Asien 1750 Punkte verteidigen und liegt im Ranking 3235 Zähler hinter Federer zurück. Murrays Hauptaugenmerk liegt im Grunde nur noch auf den Tour-Finals, die er unbedingt gewinnen will. Es ist ohnehin fraglich, wie viele Turniere Murray überhaupt noch vor London spielen wird.

Djokovic verpasst seine Ziele

Bliebe also Djokovic, und dessen Selbstvertrauen hat in den letzten Monaten heftig gelitten: Federer schnappte sich nicht nur den Wimbledon-Titel, sondern auch seinen Platz auf dem Thron gleich mit. Murray vermieste ihm die Titelverteidigung bei den US Open. Und schlimmer noch, Djokovic scheiterte an seinen beiden wichtigsten Zielen für diese Saison: dem Triumph in Roland Garros und einer olympischen Medaille. Das muss man erstmal wegstecken nach einer Saison, in der man scheinbar unschlagbar gewesen ist. Doch Djokovic weiß, dass er auf Hartplätzen, ob draußen oder in der Halle, stets gefährlich ist. In den letzten Jahren hat er im Herbst ein halbes Duzend Titel gewonnen, warum könnte es nicht wieder so kommen?

Djokovic hat für die nächste Woche in Peking gemeldet, danach spielt er in Shanghai - im Idealfall hätte er 1500 Punkte gewonnen, abhängig davon, was Federer macht. Selbst danach hätte der Serbe noch die Chance, in Wien, Stockholm oder Moskau eine Wildcard anzunehmen und vor Basel weitere 250 Punkte anzuhamstern. Die Frage bleibt: Wer von beiden hat noch genügend Sprit im Tank übrig für den Kraftakt um die Nummer eins? Djokovic ist mental angeschlagen, Federer körperlich. Keiner von ihnen muss noch irgendetwas beweisen, doch sie wollen beide am Jahresende unbedingt oben stehen. So oder so, es wird ein heißer Herbst...(Foto: GEPA pictures)

von tennisnet.com

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28.09.2012, 13:37 Uhr