Der lange Atem des Hyeon Chung
Nach mehr als zwei Jahren verletzungsbedingter Abstinenz vom Turniertennis gab Hyeon Chung letzte Saison im Herbst sein Comeback, allerdings nur im Doppel. Knapp ein halbes Jahr später startet der Südkoreaner diese Woche bei seinem nächsten Einsatz im Einzel beim Heim-Challenger in Seoul.
von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet:
10.08.2024, 07:51 Uhr

Bereits in jungen Jahren zeichnete sich eine erfolgsversprechende Karriere für Hyeon Chung ab. Mit insgesamt vier Titeln auf der ITF Junior-Tour im Jahr 2012 spielte sich der Südkoreaner bis auf Platz 7 in der Junioren-Weltrangliste hoch. Auch der Übergang zu den Herren gestaltete sich zunächst als Erfolgsstory. Mit vier Titeln auf der ATP Challenger-Tour im Jahr 2015 kletterte er bis an die Top 50 im ATP-Ranking heran, ehe ihm im Folgejahr eine Knöchelverletzung erstmals die Schattenseiten einer Profikarriere aufzeigte.
Sieg bei den Next Gen ATP-Finals
Unbeeindruckt von dem verletzungsbedingten Rückschlag kämpfte sich der heute 26-jährige bis Ende der Saison 2017 wieder nahe an sein Career-High heran und setzte in Turin ein riesiges Ausrufezeichen. Bei den erstmalig ausgetragenen Next Gen ATP-Finals sicherte er sich mit Siegen unter anderem gegen Denis Shapovalov und Daniil Medvedev nach dem Finalsieg gegen Andrey Rublev die Krone.
Traumlauf bei den Australian Open
Als absolutes Highlight gehen die Australian Open 2018 in die Annalen von Chung ein, dessen weiße Sportbrille als Markenzeichen weltweite Bekanntheit erlangte. Nachdem er unter anderem die Top-Spieler Daniil Medvedev, Alexander Zverev und Novak Djokovic hintereinander bezwingen konnte, spielten sich im Halbfinale gegen Roger Federer dramatische Szenen ab. Aufgrund einer riesigen Blase am Fuß musste der südkoreanische Davis Cup-Spieler beim Stand von 1:6, 2:5 aufgeben. Nach Erreichen seines Karrierehochs mit Platz 19 in der Weltrangliste fehlte er im weiteren Verlauf der Saison mehrere Monate aufgrund einer Beinverletzung und im Folgejahr zwang ihn erstmalig sein Rücken zu einer längeren Pause.
Gescheiterter Comback-Versuch
In der Saison 2020 startete Chung trotz anhaltender Beschwerden am Rücken wieder auf der Tour, jedoch blieben die erhofften Erfolge aus. Nach vier Auftaktniederlagen bei Challenger-Turnieren versuchte er es noch einmal auf der großen Bühne. In der Qualifikation zu den French Open, die aufgrund von Corona erst im Herbst ausgetragen wurden, feierte er mit dem Sieg gegen den Franzosen Baptiste Crepatte seinen ersten Saisonerfolg. Seine anschließende Niederlage gegen Renzo Olivo aus Argentinien sollte bis heute sein bislang letzter Einzel-Auftritt auf der Tour bleiben.
Neuer Anlauf in der Heimat
Nach unumgänglicher Operation am Rücken dauerte es über zwei Jahre, bis sein Name wieder in einem Turnier-Draw aufgeführt wurde. Beim ATP 250-Turnier in seiner Heimatstadt Seoul feierte er letzten Herbst sein Comeback im Doppel-Wettbewerb an der Seite seines Landsmannes Soonwoo Kwon, der mittlerweile schon zwei ATP-Titel im Einzel gewinnen konnte. Mit zwei Siegen und dem Erreichen des Halbfinals sah das Comeback durchaus vielversprechend aus, jedoch sollten weitere sechs Monate ins Land gehen, bis Chung in dieser Woche mit einer Wildcard einen erneuten Anlauf nimmt. Beim Challenger-Turnier der Kategorie 125 in Seoul wartet in der ersten Runde im Einzel mit dem drittgeführten Australier Jordan Thompson keine leichte Aufgabe, jedoch dürfte das Resultat für ihn nach so einer langen Verletzungshistorie erst einmal zweitrangig sein.