Der Laver Cup ist gekommen, um zu bleiben

Der Laver Cup findet in diesem Jahr in San Francisco statt. Und die Fans und Spieler nehmen das Event nach wie vor mit großer Freude an.

von Von Dietmar Gessner aus San Francisco
zuletzt bearbeitet: 20.09.2025, 14:37 Uhr

Carlos Alcaraz, Alexander Zverev und Tim Henman am Freitag in San Francisco
© Getty Images
Carlos Alcaraz, Alexander Zverev und Tim Henman am Freitag in San Francisco

Das Chase Center in San Francisco ist Heimat der Golden State Warriors, siebenfacher Champion in der besten Basketball-Liga der Welt, der NBA. Wie passend, dass daher auch die Wasserhähne in einigen Sanitärbereichen der prachtvollen 19.000-Zuschauer-Arena goldfarben sind. Weiträumige Terrassen im Außenbereich geben freie Sicht auf die San Francisco Bay mit ihren Hafenkränen. Containerschiffe ziehen vorbei. Ein Weltklasse-Blick in einer Weltklasse-Stadt. 

Sehenswertes gibt es jedoch auch mit dem Rücken zum Meerblick an der Wand des Chase Centers zu bewundern. Auf einer riesigen Digital-Leinwand flimmert ebenfalls Weltklasse: kurze, schnelle Videos zeigen Roger Federer, Rafael Nadal, Carlos Alcaraz oder Novak Djokovic.

Derweil sitzt Andy Roddick entspannt auf einer Freiluft-Bühne und interviewt Andre Agassi – eine ehemalige Nummer einer der Tenniswelt im launigen Austausch mit einer anderen ehemaligen Nummer 1 der Tenniswelt. Superstar fragt Weltstar. Agassi ist seit diesem Jahr als Nachfolger von John McEnroe erstmals als Kapitän beim Laver Cup im Einsatz.

Agassi bringt die Reporter zum Schmunzeln

Gespielt wird seit Freitag bis Sonntag, Eurosport überträgt live. Agassi führt also das Team Welt an, das gegen das Team Europa (mit Alexander Zverev) antritt. Und Agassi sagt schmunzelnd: „Überall werden Kameras sein. Meine größte Sorge ist, dass ich nicht fluche.“ Dafür gibt es Lacher.

Später wird er aber auch ganz ernsthaft sagen: „Ich kann nachvollziehen, wenn Menschen lieber ein Wochenende beim Laver Cup als bei einem Grand-Slam-Turnier verbringen.“

Der Laver Cup. Seit 2017 wird er ausgespielt. Er ist zu jung, um schon Tradition zu haben. Wer zuerst 13 Punkte ergattert hat, der gewinnt die Trophäe. 2024 war das in Berlin das Team Europa, das in der Gesamtwertung mit 5:2 führt.

Es gibt keine Weltranglisten-Punkte. Ein Sieg am Freitag ist weniger wert (1 Punkt) als am Samstag (2 Punkte) und Sonntag (3 Punkte). Pro Spieltag werden drei Einzel und ein Doppel über zwei Gewinnsätze ausgetragen, bei Satz-Gleichstand entscheidet der Match-Tiebreak. 

Tennis-Puristen mag dieses Konzept weniger gefallen.

Die Anzahl der Sponsoren hat sich fast vervierfacht

Aber der Laver Cup ist bei seiner achten Austragung (2020 fand er wegen der Corona-Pandemie nicht statt) auch schon zu etabliert und spektakulär, um ihn als substanzloses Jux-Event abzutun. Der Entertainment-Faktor ist hoch, die Arenen rappelvoll, die Stimmung grandios.

Erfunden haben den Laver Cup Roger Federer und sein Manager Tony Godsick. Dabei orientierten sie sich am Ryder Cup im Profi-Golf, der zu den prestigeträchtigsten Teamwettbewerben im Weltsport gehört.

Welt-Unternehmen engagieren sich im Laver Cup, wie zum Beispiel Rolex und Mercedes (stellen auch die Fahrzeug-Flotte und Fahrdienste). Godsick freut sich, dass „wir unsere Erwartungen an den Laver Cup übertroffen haben. Wir sind in San Francisco bei unserem achten Laver Cup zum achten Mal ausverkauft. Und die Anzahl unserer Sponsoren ist von anfangs sechs auf inzwischen 22 angewachsen“.

Die chinesische Online-Zahlungsplattform Alipay kam kurz vor der Austragung in San Francisco als Global Sponsor dazu. „Wir freuen uns darauf, unsere Fanbase in Asien zu erweitern und Alipay beim Wachstum in Schlüsselmärkten zu unterstützen“, sagt Steve Zacks, der Laver Cup CEO. 

Das klingt nach kühl nach Business.

Aber der größte Trumpf des Laver Cup ist dennoch die Emotion: bei Beteiligten und Fans.

Zverev: “Wir brauchen keinen Anführer”

„Die Idee des Laver Cup ist: Man hat als Team zusammen eine tolle Zeit und lernt voneinander. Man geht auf den Platz und gibt einfach alles. Rivalen werden Teamkollegen“, sagt Roger Federer. Die Schweizer Tennis-Ikone hat selbst mit seinen Emotionen dafür gesorgt, dass der Laver Cup bekannter wird.

Bei der Austragung 2022 in London beendete Federer offiziell seine Karriere. Danach weinten er und sein langjähriger Rivale (und Freund) Rafael Nadal minutenlang. Diese Bilder gingen um die Welt. Auch auf der Leinwand vor dem Chase Center waren sie wieder zu sehen.

Alexander Zverev ist mit 14 Partien (und 21 Punkten) der Rekordspieler der Laver-Cup-Historie. Das macht den Hamburger zum gefühlten Anführer vom Team Europa (mit Kapitän Yannick Noah, der in diesem Jahr Björn Borg in dieser Rolle abgelöst hat).

Zverev sagt gleichwohl: „Wir brauchen hier keinen Anführer.“ Er liebt den Laver Cup, bei dem es mehr um das Miteinander als das Gegeneinander geht. 

Es ist diese Mischung, die den Laver Cup noch populärer machen soll: Weltklasse-Spieler spielen in Weltklasse-Arenen in Weltmetropolen. Sie nehmen es ernst, aber nicht zu ernst. Sie unterhalten – und sie unterhalten sich. Launig und respektvoll. Das Verbissene der üblichen ATP-Turniere fehlt. Bisher wird immer wechselweise in einer europäischen und nicht-europäischen Metropole gespielt. Im Vorjahr in Berlin, im nächsten Jahr zum zweiten Mal in London.

Dieser Wechsel ist bisher ein wichtiges Mittel gewesen, um die Popularität des Laver Cup anzufachen. Das muss nicht so bleiben. So gibt es inzwischen auch die Überlegung, das Event eventuell in den Stadien der vier Grand-Slams auszutragen. 

So oder so. Der Laver Cup ist gekommen, um zu bleiben. Zverev ist einer der größten Verfechter von einem reduzierten Turnierkalender auf der ATP-Tour. Auf so manches Turnier würde er gerne verzichten. Auf den Laver Cup nicht: „Für mich ist es immer eine Ehre dabei zu sein.“

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20.09.2025, 15:30 Uhr
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