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Die HTT Future-Problematik und ein neues Siegergesicht

Die selten als repräsentativ geltende Future-Tour hat am vergangenen Turnier-Wochenende von sich red...

von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet: 30.03.2023, 05:18 Uhr

Die selten als repräsentativ geltende Future-Tour hat am vergangenen Turnier-Wochenende von sich reden gemacht. Die als sowas wie die 3. Liga der Hobby Tennis Tour geltende Turnierserie, hat in den letzten März-Tagen beim Babolat-Future-Turnier einerseits einen hoch interessanten jungen Mann als Sieger hervorgebracht, und auf der anderen Seite ein heißes und brandaktuelles Thema aufgemacht. Ein Bericht von C.L

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HTT Future-Tour fristet mediales Schattendasein

Mittlerweile ist es bald schon wieder 17 Jahre her! Im Sommer 2006 wurde die Future-Tour – damals noch als Second Series bezeichnet – für die weniger fortgeschrittenen, aber mindestens ebenso enthusiastischen Hobby Tennis Spieler eingeführt. Eine Turnierserie innerhalb der HTT, die ihren Weg gemacht hat, und dennoch in der breiteren Tennis-Öffentlichkeit ein eher bescheidenes Dasein fristet. Während die HTT Superstars Woche für Woche für die glamourösen Geschichten und glanzvollen Berichte und Bilder sorgen, fristen die Future-Spieler ein mediales Schattendasein. Damian Roman & Co transportieren und verkaufen das Produkt HTT mit ihren Auftritten auf höchster Ebene nach Außen, während man als interessierter Fan oder Angehöriger eines HTT Future Spielers maximal die Resultate im World Wide Web ausfindig machen kann. Dabei stellen die Spieler aus der zweiten und dritten Reihe das Gros aller Aktiven, sind damit eigentlich nicht nur ein wichtiger, sondern sogar der tragende Teil der Hobby Tennis Tour, und sehr wohl repräsentativ was Tennis-Breitensport in Österreich angeht. Wie auf der ATP Tour bei den Profis aber auch, sind es eben die Topspieler und nicht die Tennis-Cracks auf Future-Niveau, um die sich medial Alles dreht. Da wollen wir doch heute einmal eine Ausnahme machen!

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Die ewige Diskrepanz zwischen ambitionierter Jugend und dem klassichen Hobbytennisspieler auf Future-Ebene

Tummeln sich auf ITF-Future-Ebene großteils junge Spieler am Anfang ihrer Karriere auf den teils krassesten Nebenschauplätzen der Tenniswelt, ist die Situation auf der HTT Future-Tour schon etwas diffiziler zu betrachten. Hier sammeln nämlich nicht nur junge ambitionierte Tennisspieler(innen) ihre ersten Turniererfahrungen. Neben den Talenten von Morgen, ist die Future-Tour im Breitensport auch sowas wie die Spielwiese und das Betätigungsfeld des klassischen Hobbytennisspielers, der für gewöhnlich im höheren ITN-Segment angesiedelt ist. Und genau hier entsteht ein gewisses Problem- und Spannungsfeld, das die Zukunft der Future-Tour vor massive Schwierigkeiten und große Aufgaben stellt. Jugendliche Talente mit riesigen Trainingsumfängen, vorallem aber mit falschen und unsachlichen ITN-Ratings treffen bei den eigentlich beliebten Future-Bewerben auf die ein Mal pro Woche Tennis spielende Hausfrau, oder den klassischen Freizeitspieler, der sich tatsächlich seinen ITN-Wert zwischen 8 und 10 auf die Fahnen heften kann. Eine Diskrepanz ist da unweigerlich gegeben, die mittlerweile Woche für Woche negative Schlagzeilen produziert, und für unzufriedene oder unglückliche HTT-Kunden sorgt. Auch der HTT Veranstalter ist durch die herrschende ITN-Problematik einer Diskrepanz ausgesetzt. Einerseits will man seinem Auftrag treu bleiben, die Tennisjugend zu fördern, und den Jungs & Mädels die Möglichkeit geben, in Duellen mit Erwachsenen Matchpraxis und Turniererfahrung zu sammeln. Auf der anderen Seite gilt es wie schon erwähnt, die Interessen des klassischen Tennisspielers aus dem oberen ITN-Segment zu schützen.

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Future KAT 3 Turniere ab sofort Kids- und Juniors freie Zone

Diesen sportlich zu organiserenden Spagat wird man ohne Eingriffe ins Reglement nicht hinbekommen. Zwar wird sich der HTT-Veranstalter nach ersten guten Gesprächen mit dem österreichischen Tennisverband schon in Kürze wieder mit den bemühten Verantwortlichen zur Lösung dieser heiklen Problematik zusammensetzen, bis dahin wird die HTT aber die Spielregeln für Future-Turniere der Kategorie 3 modifizieren. Mit Beginn der Sandplatzsaison sind bis zur Lösung des ITN-Problems bei Kinder & Jugendlichen, die HTT Future-Events ab ITN 8,0 eine Kids- und Juniors freie Zone. Das heißt im Klartext, dass bei Turnieren ab ITN 8,0 ausschließlich Spieler und Spielerinnen ab 18 Jahren eine Starterlaubnis erhalten. “Wir halten damit zwei Future-Kategorien weiter für alle HTT Aktiven offen, geben der Jugend weiter die Chance auf der großen HTT passend für ihr Spielniveau einzusteigen, schützen aber auf der anderen Seite unsere klassischen Hobbyspieler und Senioren, die Vergleiche und Duelle gegen ambitionierte Kinder & Teenager mit chaotischen ITN-Rating-Werten schlichtweg satt haben”, betont der HTT Veranstalter.

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Georg Kuffner und sein Titel-Doppelpack

Apropos Future KAT 3 und die Jugend! Da haben wir vom vergangenen Wochenende ein exemplarisches Beispiel zu bieten, wobei die nachfolgenden Textzeilen nicht den Start des jugendlichen Siegers beim Babolat-Future anprangern sollen, sondern auf unsere eingangs erwähnte Thematik mit dem medialen Schattendasein der HTT Future-Asse abzielen. Heute schafft es mit Georg Kuffner eine 14jährige Nachwuchshoffnung vom CTP Pötzleinsdorf ins Scheinwerferlicht der Hobby-Tennis-Tour. Mit diesem Artikel wird der frischgebackene und übrigens 765. Turniersieger der langen HTT Geschichte den Sprung auf die Titelseiten der HTT-Homepage und von Österreichs größter tennisspezifischer Webseite tennisnet.com schaffen, wo er sich unter all den ATP Stars und WTA Sternchen finden wird. Verdient hat Kuffner diese Aufmerksamkeit mit einem Titel-Doppelpack der speziellen Art. Vor einer Woche holte sich der 14jährige eine Stufe tiefer auf der Juniors-Hobby-Tennis-Tour beim Junioren März Masters Series 1000 Turnier am Flötzersteig seinen allerersten Turniersieg. Wenige Tage später legte Kuffner nach, und feierte beim Babolat-Future-Turnier auch gleich seinen ersten Titel auf der großen HTT. Bis zur vorerst erfolgreichsten Tenniswoche seiner Karriere, hatte der Teenager aus Wien im HTT Junioren-Bereich gerade einmal ein Semifinale auf 250er-Ebene hingekriegt. Seit November letzten Jahres feilt Kuffner bei einem auf der HTT sehr bekannten Mann an seinem Tennis. Phillipp Jahn, seines Zeichens HTT Wimbledonsieger von 2020, hat den jungen Mann in die Erfolgsspur geführt.

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Georg K. und seine beiden Duelle mit Freund Lukas Schwarzmayr

Binnen weniger Tage ist beim 14jährigen jetzt also sportlich und ergebnistechnisch der Knoten geplatzt. Und seine noch junge Karriere ist am Dienstag Abend förmlich explodiert. Zuerst der souveränst gewonnene Titel, dann die gemeinsame Siegerehrung mit HTT Branchen-Primus Damian Roman, da kann schon mal die Gefühlswelt eines Underdogs durcheinander geraten. Dabei hing der erste im Konzert der Großen errungene HTT-Turniersieg im Semifinale an einem seidenen Faden. Dort stand das Duell mit seinem Freund und ehemaligen Trainingspartner Lukas Schwarzmayr auf dem Programm. Eine Woche zuvor war Schwarzmayr auch sein Gegner im Junioren-1000er-Finale, und dort eine extrem hohe Hürde. Im Tie-Break des zweiten Satzes hatte Kuffner nämlich gleich fünf Matchbälle ungenützt gelassen, ehe der Zweisatzsieg fixiert war. Warum das von Bedeutung ist? Nun, weil sich die beiden am Montag im Semifinale des Future-Turniers im La Ville wieder gegenüberstanden, und Kuffner im alles entscheidenden Match-Tiebreak erneut eine schwere Geburt hinlegte. Wieder führte Georg deutlich, diesmal mit 9:4, ehe das große Zittern abermals begann. Vier der fünf Matchbälle konnte Schwarzmayr abwehren, ehe Kuffner mit einem problemlos verwandelten Smash zum 10:8 seine Final-Premiere sicher stellte. Dort gab es einen ungefährdeten 6:2, 6:3 Erfolg über Alexander Hofer, und dann die bislang schönsten und prägendsten Momente seiner Laufbahn.

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HTT-Juniors-Star Georg Kuffner trifft HTT Superstar Damian Roman und hat noch hohe Ziele für diese Saison

“Es war eine tolle Erfahrung. Ich habe mir das Babolat-500er-Finale angesehen, und war vom Spiel schwer begeistert. Damian und Emanuel haben auf einem tollen Niveau gespielt, und der Schluss war extrem spannend. Dann durfte ich den Damian kennen lernen. Ich glaube, er ist ein sehr netter Typ”, schilderte Kuffner, der für die heurige Saison noch Großes vor hat. “Ich möchte bei einem der nächsten wichtigen Juniors-Turniere die nötigen Punkte holen, um mich für die Juniors-Finals zu qualifizieren. Danach möchte ich mich auf die große HTT konzentrieren. Apropos Konzentration! Die ist für den 14jährigen Shooting-Star auch der wichtigste Faktor im Vergleich zwischen Juniors- und Erwachsenen-HTT. “Bei den Junioren hast du meist erst im Semifinale und Finale schwere Matches zu spielen. Bei den Erwachsenen wird es ab dem zweiten Spiel schwierig. Die Gegner sind meist sehr ballsicher und erlaufen viel. Du musst konstanter spielen, oft auch anders agieren als bei den Juniors und du musst vom ersten Ballwechsel an voll fokussiert sein”. Kluge Worte eines jungen Mannes, dessen vielleicht große Karriere am Dienstag Abend ins Rollen gekommen ist.

von Claus Lippert

Donnerstag
30.03.2023, 03:28 Uhr
zuletzt bearbeitet: 30.03.2023, 05:18 Uhr