Die Over- und Under-Achiever der Grand-Slam-Saison
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
30.08.2025, 11:55 Uhr
Aus erzählerischen Gründen wäre es natürlich passend gewesen, wenn Benjamin Bonzi mit einem deutschen Pass unterwegs wäre. Dann hätte man nämlich mit Fug und Recht behaupten können, dass drei deutsche Over-Achiever bei den US Open 2025 gegen drei notorischen Under-Achiever gewonnen hätten. Im Kontext der gesamten Tennissaison, versteht sich.
Und so wollen wir uns zunächst einmal jene Spieler ansehen, die bei den vier Majors besser spielen als im Rest der Saison:
- Fangen wir mit Jan-Lennard Struff an, dessen aktuelle Spielzeit wahrlich nicht nach Wunsch verlaufen ist. Der aber nun schon beim zweiten Grand-Slam-Turnier in Folge groß aufspielt. In Wimbledon lieferte Struff Carlos Alcaraz in der dritten Runde ein mitreißendes Match, hatte davor gegen Félix Auger-Aliassime gewonnen. In Flushing Meadows nun musste Struff sogar in die Qualifikation, hatte dabei ein bisschen Wetterglück, machte dann aber gleich erfolgreich weiter. Und schickte in Runde zwei Holger Rune nach Hause. Zum Dänen unten mehr.
- Weiter im Text mit Daniel Altmaier. Als wäre der Auftakterfolg in Roland-Garros mit anschließendem Einzug ins Achtelfinale des Guten noch nicht genug gewesen, zeigte Marathon-Mann Altmaier in New York gegen Stefanos Tsitsipas (auch von ihm wird zu lesen sein) erneut Nerven wie Stahlseile. Dabei hatte er in den Wochen davor richtig herzlich wenig gewonnen.
- Das könnte man von Kamil Majchrzak auf ATP-Ebene auch sagen. Aber bei den US Open steht der Schützling von Christopher Kas nach einem wahrlich epischen Sieg gegen Karen Khachanov nun in Runde drei. Gegen den Russen war Majchrzak in Wimbledon gescheitert. Aber auch erst, nachdem er davor drei Matches im Hauptfeld gewonnen hatte. Stichwort „Over-Achiever“.
- Benjamin Bonzi schließlich kann sich zugute halten, zweimal in Folge bei einem Major Daniil Medvedev geschlagen zu haben. In Wimbledon kam das Aus allerdings sofort danach, in New York in Runde drei gegen Landsmann Arthur Rinderknech. Dennoch: Chapeau!
Und damit zu den Enttäuschungen …
- Holger Rune ist da so ein bisschen in der Mitte. Denn eine Achtelfinal-Niederlage bei den Australian Open gegen Jannik Sinner kann man dem Dänen nicht zum Vorwurf machen, auch ein Ausscheiden gegen Lorenzo Musetti in der vierten Runde in Roland-Garros ist im Rahmen des Erwartbaren. Aber dass Rune in Wimbledon nach 2:0-Satzführung gegen Nicolas Jarry noch verliert und nun bei den US Open nicht über die zweite Runde hinauskommt, kann seinen Ansprüchen nicht genügen.
- Zu Daniil Medvedev ist mittlerweile alles gesagt. Wenn auch nicht von jedem. Nur so viel: Ein einziger Match-Erfolg bei den vier Majors 2025 insgesamt - darauf hätte man mal Geld setzen sollen.
- Stefanos Tsitsipas kann von sich immerhin behaupten, dass er doppelt so viel erreicht hat wie Medvedev. Den ersten Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier 2025 gab es in Roland-Garros gegen Tomas Martin Etcheverry. Den zweiten in New York gegen Alexandre Muller. Es wird kein weiterer dazukommen.
- Wen man in dieser Kategorie auch noch erwähnen könnte: Francisco Cerundolo. In Australien noch in Runde drei an Alex de Minaur gescheitert, gab es in Paris ein Erstrunden-Aus gegen Gabriel Diallo, ebenso wie in Wimbledon gegen Nuno Borges. In Flushing Meadows kam Cerundolo gegen Matteo Arnaldi noch nach einem 0:2-Satzrückstand zurück. Und vergab in Runde zwei einen ebensolchen Vorsprung gegen Leandro Riedi.
