Die zehn besten Davis-Cup-Spieler aller Zeiten

tennisnet.com präsentiert in einer Top-10-Liste die Spieler, die im wichtigsten Mannschaftswettbewerb die größten Leistungen erbracht haben.

von Christian Albrecht Barschel
zuletzt bearbeitet: 28.02.2011, 12:22 Uhr

Von Christian Albrecht Barschel

Der Davis Cup hat seine eigenen Gesetze. Das wird jedes Jahr immer wieder deutlich. "Viele verrückte Dinge können passieren", sagte die australische Legende Fred Stolle, der dreimal die "hässlichste Salatschüssel der Welt" für sein Land gewinnen konnte. Im Davis Cup zählen keine Turniersiege und Weltranglistenplätze, es geht allein um die totale Hingabe für sein Land und die Chance, unsterblich zu werden. Immer wieder passieren Überraschungen, mit denen nicht zu rechnen ist. "Ein Grand Slam-Sieg macht einen Spieler zum Champion, ein Erfolg im Davis Cup zum Helden", sagte Niki Pilic, der als Teamchef und Berater mit drei unterschiedlichen Ländern fünfmal beim ältesten jährlich ausgetragenen Sportwettbewerb triumphierte.

Davis Cup macht Spieler zu Volkshelden

So hat der Davis Cup dazu beigetragen, dass Spieler wie der Deutsche Michael Westphal, der Russe Mikhail Youzhny und zuletzt der Serbe Viktor Troicki zu Volkshelden aufgestiegen sind. Für manche Spieler hat der Davis-Cup-Sieg sogar einen höheren Stellenwert als ein Grand-Slam-Titel. "Das ist der beste Moment in meiner Karriere und vielleicht auch meiner Nation. Es ist definitiv das beste Gefühl, das ich jemals auf einem Tennisplatz erfahren habe", kommentierte Novak Djokovic den Davis-Cup-Sieg von Serbien im Dezember 2010.

Tennisspieler stehen immer alleine auf dem Platz und sind nur für sich selbst verantwortlich. Auch beim Davis Cup ist das nicht anders. Aber hier spielen sie nicht nur für sich selbst, sondern für ihr Team und für eine gesamte Nation. Während viele Spieler unter diesem Druck in der oft hitzigen Atmosphäre beim Davis Cup überhaupt nicht zurechtkommen, wachsen einige in diesen Momenten über sich hinaus. tennisnet.com präsentiert die zehn besten Einzelspieler im Davis Cup seit Einführung der Open Era im Jahre 1968. Berücksichtigt wurden nur Spieler mit mindestens 20 Einzelsiegen.

10. Andy Roddick

Auf Platz zehn unserer Rangliste befindet sich Andy Roddick, trotz der mit 31:11-Siegen nur leicht schlechteren Bilanz gegenüber Spielern wie Roger Federer, Thomas Muster oder Ilie Nastase. Der Grund: Roddick hat im Vergleich zu seinen Kollegen den Davis Cup gewonnen und eine weitere Finalteilname vorzuweisen. 2007 triumphierte "A-Rod" mit dem USA im Finale gegen Russland. Damit endete auch eine lange Durststrecke für den erfolgsverwöhnten Rekordsieger, der zwölf Jahre lang nicht den Davis Cup gewinnen konnte.

"Der Gewinn der US Open, die Teilnahme an Grand Slams, das spielst du nur aus vielen egoistischen Gründen. Hier einzulaufen und mit diesen Leuten das zu teilen, mit denen du eine Freundschaft entwickelt hast und alles was dazu gehört, die Lacher und die Tränen. Das ist einfach fantastisch", sagte Roddick nach dem Erfolg im Davis Cup. Der US-Amerikaner schaffte noch ein weiteres Kunststück im Davis Cup. Beim Halbfinalsieg 2004 gegen Weißrussland schlug Roddick gegen Vladimir Voltchkov mit 249,4 km/h den bis heute schnellsten Aufschlag in der Geschichte.

9. David Nalbandian

David Nalbandian ist einer der besten Spieler, der nie ein Grand-Slam-Turnier gewonnen hat. Der Argentinier erreichte bei jedem der vier "Majors" mindestens das Halbfinale. Seine Leistungen im Davis Cup sind noch erstaunlicher. Nalbandian kann eine Bilanz von 20:5-Siegen vorweisen. "Es ist ein anderer Druck als bei den Grand Slams. Ich spiele dort besser als jeder andere" erklärte Nalbandian die besondere Situation im Davis Cup.

Dass Argentinien bislang den Davis Cup noch nicht gewinnen konnte, liegt aber nicht an Nalbandian. 2005 fertigte er Lleyton Hewitt in dessen Heimat Australien in drei glatten Sätzen auf Rasen ab. 2006 und 2008 führte er die Gauchos jeweils ins Finale. Dort lief "Fat Dave", wie Nalbandian aufgrund seiner Körperfülle oft tituliert wird, zur Höchstform auf. Im Finale 2006 gegen Russland in Moskau gewann er beide Einzel deutlich gegen Marat Safin und Nikolay Davydenko.

Auch 2008 vor heimischer Kulisse gegen Spanien brachte er Argentinien durch einen Sieg gegen David Ferrer in Führung. Letztendlich reichte es nicht zum ersehnten ersten Davis-Cup-Triumph von Argentinien, denn seine Teamgefährten spielten dabei nicht mit. Auch im Doppel präsentierte sich Nalbandian als Marathomann. Gemeinsam mit Lucas Arnold gewann er im Halbfinale 2002 gegen die Russen Yevgeny Kafelnikov und Marat Safin mit 6:20 Stunden das längste Doppel der Tennisgeschichte. Was bleibt, ist das große Ziel von Nalbanidan. "Sehr gute Spieler wie Vilas und Clerc haben alles gewonnen, außer den Davis Cup. Deshalb will ich den Davis Cup gewinnen."

8. Stefan Edberg

Stefan Edberg startete mit 18 Jahren seine Davis-Cup-Karriere und ist mit sieben Finalteilnahmen der erfolgreichste schwedische Spieler. Dreimal (1984, 1985, 1994) gewann Edberg die "hässlichste Salatschüssel" der Welt, wobei er 1987 beim Sieg der Schweden ebenfalls beteiligt war, aber aufgrund einer Verletzung im Endspiel nicht teilnehmen konnte. Am Ende sprang eine 35:15-Bilanz im Einzel heraus für den besonnenen Schweden, der fünfmal mit dem Sportsmanship Award der ATP für sein vorbildliches Verhalten ausgezeichnet wurde. Später wurde der Preis in seinen Namen umgetauft.

Bei seinem ersten Davis-Cup-Sieg 1984 mit Schweden schaffte es Edberg mit seinem Partner Anders Järryd die Erfolgsserie des überragenden Doppel John McEnroe und Peter Fleming mit 15 Siegen am Stück zu beenden. Trotz der großen Erfolge im Davis Cup galt Edberg nicht gerade als mental stabil. Insgesamt fünfmal zog der Schwede im Einzel in Finalspielen den Kürzeren, dreimal darunter gegen Boris Becker. Deshalb rangiert Edberg trotz seiner sieben Finalteilnahmen nur auf Rang acht.

7. Mats Wilander

Schweden war in den Achtzigern die führende Nation im Herrentennis. Zwischen 1983 und 1989 erreichte das schwedische Davis-Cup-Team siebenmal in Folge das Davis-Cup-Finale. Großen Anteil daran hatte auch Mats Wilander. Der siebenfache Grand-Slam-Sieger war bei drei Davis-Cup-Siegen (1984, 1985 und 1987) die schwedische Nummer eins. Wilander spielte 1983, 1988 und 1989 ebenfalls im Finale. Nur das Endspiel 1986 musste der Schwede wegen seiner anstehenden Hochzeit absagen.

Am Ende seiner langen Spieler-Karriere im Davis Cup, die mit der Halbfinalniederlage gegen die USA im Jahre 1995 endete, stand die Bilanz von Wilander bei 36:16 in seinen Einzelspielen. Obwohl der Schwede dreimal den Davis Cup gewinnen konnte, bleiben zwei Niederlagen besonders in Erinnerung. Zum einem verlor der damals 17-jährige Wilander beim Viertelfinale 1982 gegen die USA das entscheidende letzte Einzel gegen John McEnroe mit 7:9, 2:6, 17:15, 6:3, 6:8. Lange Zeit war dieses Spiel mit 6:22 Stunden das längste in der Tennisgeschichte und ist bis heute immer noch die längste Partie im Davis Cup.

Das andere negative Highlight von Wilander ist die Niederlage im Finale 1988 gegen den Deutschen Carl-Uwe Steeb. Als Nummer eins der Weltrangliste verlor der Schwede vor heimischem Publikum nach einer 2:0-Satzführung noch sensationell mit 10:8. 6:1, 2:6, 4:6, 6:8 und leitete den ersten Davis-Cup-Sieg von Deutschland ein. Dem Davis Cup blieb Wilander auch nach seiner aktiven Zeit als Spieler immer verbunden. 2003 übernahm er das Kapitänsamt in Schweden und blieb sieben Jahre lang der Chef der Mannschaft. Doch ein weiteres Finale blieb Wilander verwehrt. Ende 2009 trat er schließlich aus familiären Gründen von seinem Amt zurück.

6. Andre Agassi

Während sein Landsmann Pete Sampras den Davis Cup oft als notwendiges Übel betrachtete und nur eine mäßige Bilanz vorzuweisen hat, blühte Andre Agassi in diesem Mannschaftswettbewerb immer wieder auf. Bei 30 Einzelsiegen von Agassi stehen nur sechs Niederlagen gegenüber. Bereits mit 17 Jahren und zehn Monaten gab Agassi 1988 sein Debüt für die USA. Doch bevor es so richtig losging mit seiner Davis-Cup-Karriere musste Agassi zwei bittere Niederlagen einstecken. Im Halbfinale gegen Deutschland 1989 verlor der US-Amerikaner in einer Zweitages-Partie gegen Boris Becker nach einer 2:0-Satzführung, auch gegen Charly Steeb kassierte er eine Schlappe.

Doch danach ging es so richtig los für Agassi. Zweimal gewann er (1990 und 1992) den Davis Cup für die USA, 1991 stand er zudem im Finale. Beim Davis-Cup-Sieg 1992 war er dabei der überragende Spieler der US-Amerikaner mit sieben Einzelsiegen. Zwischen 1991 und 1998 gewann Agassi 17 Einzel in Folge. Auch beim Davis-Cup-Sieg 1995 der USA war er mit zwei Erfolgen im Viertel- und Halbfinale beteiligt.

2005 gab Agassi nach fünf Jahren ein Comeback im Davis Cup und spielte sein letztes Match, das er allerdings verlor. Schon 2000 gab der US-Amerikaner seine Entscheidung auf den Verzicht im Davis Cup bekannt. "Der Davis Cup hat mir eine Menge gegeben, aber er verlangt auch viel. Ich kann nicht mehr so viel geben, dass ich den Jüngeren den Platz wegnehmen kann", erklärte Agassi damals seinen Rücktritt im Davis Cup.

5. Lleyton Hewitt

Lleyton Hewitt ist generell immer "heiß wie Frittenfett", wenn es in ein Tennismatch geht. Im Davis Cup, wenn es gilt für sein Land alles zu geben, ist "Rusty", wie der Australier genannt wird, meistens noch einen Tick motivierter, was ihn auch zum erfolgreichsten Davis-Cup-Spieler von Australien gemacht hat. Bereits im Alter von 22 Jahren hatte Hewitt mehr Einzelsiege als jeder andere australische Spieler in seiner Vita stehen. Derzeit steht der Australier im Einzel bei einer Bilanz von 36:9-Siegen.

Seit 1999 gehört Hewitt zum Inventar der australischen Davis-Cup-Mannschaft. Trotz vieler Verletzungen spielte er seitdem jede Saison für sein Heimatland. Zweimal durfte sich Hewitt über den Gewinn des Davis Cups mit Australien freuen (1999 und 2003), zwei weitere Male stand er im Finale (2000 und 2001).

Seinen größten Sieg im Davis Cup feierte er gegen Roger Federer. Im Halbfinale 2003 in der Rod Laver Arena besiegte er den Schweizer nach 0:2-Satzrückstand mit 5:7, 2:6, 7:6, 7:5, 6:1 und führte Australien damit ins Finale. Anschließend schrie Hewitt seine Freude heraus und zeigte, was der Davis Cup ihn bedeutet. "Dieser Sieg schlägt meine Siege in Wimbledon und bei den US Open grün und blau."

4. Guillermo Vilas

Guillermo Vilas ist ohne Zweifel nicht nur der beste Spieler, der nie Weltranglisten-Erster geworden ist, sondern auch ein herausragender Akteur im Davis Cup gewesen. Der Argentinier bekam 2008 für seine Verdienste sowie die Verkörperung der Ideale in diesem Wettbewerb von der ITF und der International Tennis Hall of Fame den Preis "Davis Cup Award of Exellence" verliehen. Vierzehn Jahre lang war der "Young Bull of the Pampas", wie Vilas liebevoll genannt wurde, Mitglied im argentinischen Davis-Cup-Team.

In 55 gespielten Einzelpartien siegte Vilas 45-mal. Für den ganz großen Wurf im Davis Cup reichte es aber nie. 1981 führte Vilas Argentinien zum ersten Mal in das Endspiel im Davis Cup. Doch das Finale gegen die USA ging verloren und die Argentinier warten bis heute auf einen Triumph im Davis Cup. Im Weg stand auch seine Rivalität zum zweiten argentinischen Top-Ten-Spieler José Luis Clerc, mit dem sich Vilas nicht sonderlich gut verstand und keine Einheit bildete. Während Vilas in Argentinien mit vier Grand-Slam-Siegen Heldenstatus innehatte, stand Clerc fast immer im Schatten seines Landsmannes. Heute ist Vilas, der ehemalige Playboy im Tenniszirkus, dem eine Affäre zu Prinzessin Caroline von Monaco angedichtet wurde, als Buchautor für Gedichte und Musiker aktiv.

3. Björn Borg

Björn Borg legte auch im Davis Cup eine beeindruckende Karriere hin. Der Schwede hat eine Bilanz von 37 Siegen bei nur drei Niederlagen vorzuweisen. Borg wurde 1972 als 16-Jähriger das erste Mal in das schwedische Davis-Cup-Team berufen. Nach den ersten sieben Einzeln sah es für Borg aber nicht nach einer glanzvollen Statistik aus. Dreimal ging der stille Schwede als Verlierer vom Platz. Doch in den nächsten sieben Jahren war Borg unschlagbar. Er gewann 33 Einzel in Folge und führte Schweden 1975 zum Davis-Cup-Sieg. Solch eine Siegesserie ist bis heute Rekord.

Trotz seiner Unschlagbarkeit im Davis Cup reichte es für den "Iceborg" nur zu einem Triumph im Davis Cup. Dafür war meistens der zweite schwedische Einzelspieler zu schwach und Borg im Doppel einfach kein Hochkaräter. Seine Bilanz im Doppel ist mit 8:8 nur ausgeglichen. Außerdem blieb er dem Traditionswettbewerb oft fern und spielte lieber Schaukämpfe, was ihm nicht nur in der schwedischen Presse viel Kritik einbrachte. "Ich verstehe nicht was Björn tut. Die einzige Person, die er durch sein Fernbleiben verletzt, ist er selbst", sagte Tennislegende Chris Evert über den Schweden. Gerade deshalb reicht es für Björn Borg nur zu Platz drei in unserer Rangliste.

2. John McEnroe

John McEnroe ist Mr. Davis Cup in den USA. Während sein großer Rivale und Landsmann Jimmy Connors dem Davis Cup meistens fern blieb, lieber Schaukämpfe spielte und nur in sieben Begegnungen dabei war, kommt "Big Mac" auf eine Anzahl von 30 gespielten Davis-Cup-Partien. Seine Leidenschaft im Davis Cup ging auf ein Versprechen an seine Mutter zurück. "Meine Mutter hat mit das Versprechen abgerungen, dass ich immer für mein Land spiele, wenn ich gefragt werde." Im Doppel war McEnroe nahezu unschlagbar mit einer Bilanz von 18:2 Siegen. Er gewann fünfzehn Spiele in Folge, davon 14 mit seinem Doppelpartner Peter Fleming. Auch als Einzelspieler war auf McEnroe immer wieder Verlass. In 49 Matches siegte der US-Amerikaner 41-mal.

Am Ende seiner vierzehnjährigen Dienstzeit im Davis Cup standen für McEnroe fünf Triumphe (1978, 1979, 1981, 1982 und 1992) mit den USA. 1984 erreichte "McNasty", der mit seinem Wutausbruch "You cannot be serious" Kultstatus erlangte, zudem das Finale. Unvergessen bleiben zwei Davis-Cup-Spiele von McEnroe, die lange Zeit die beiden längsten Tennisspiele in der Geschichte waren. 1982 rang der US-Amerikaner den Schweden Mats Wilander in einem epischen langen Match von 6:22 Stunden mit 9:7, 6:2, 15:17, 3:6, 8:6 nieder und sicherte den USA den Einzug ins Halbfinale.

Die bitterste Niederlage erlebte "Big Mac" beim Relegationsspiel gegen Deutschland. In der Schlacht von Hartford gegen Boris Becker stand er nur eine Minute weniger als gegen Wilander auf dem Platz. Am Ende setzte sich Becker mit 4:6, 15:13, 8:10. 6:2, 6:2 durch. Die USA stieg zwei Tage später aus der Weltgruppe ab. Auch als Davis-Cup-Kapitän der USA versuchte sich McEnroe eine Saison lang. Doch nach der Halbfinalniederlage 2000 gegen Spanien schmiss der US-Amerikaner nach Streitereien hin.

1. Boris Becker

Boris Becker ist für tennisnet.com der ultimative Davis-Cup-Spieler. Wenn es darum ging, Deutschland zu vertreten, holte Becker alles aus sich heraus und spielte unglaubliche Matches. Seine Partien im Davis Cup fesselten die ganze deutsche Nation vor den Bildschirmen und steigerten immens seinen Beliebtheitsgrad. "Davis Cup, das Spielen für das eigene Land, das hatte lange Zeit oberste Priorität bei mir", sagte Becker. Der Leimener stand am Ende seiner Davis-Cup-Karriere bei einer Einzelbilanz von 38:3-Siegen und galt lange als unschlagbar in diesem Wettbewerb.

Als 17-jähriger begann Becker im Davis Cup für Deutschland zu spielen. Gleich in seiner ersten Saison erreichte er das Endspiel. Trotz der Einzelsiege gegen Stefan Edberg und Mats Wilander ging das Finale gegen Schweden verloren. Nachdem Becker Deutschland 1987 beim 3:2-Sieg in den USA vor dem Abstieg aus der Weltgruppe bewahren konnte, in dem er John McEnroe nach 6:21 Stunden in der Schlacht von Hartford sowie Tim Mayotte in fünf Sätzen niederrang, startete Deutschland die nächsten beiden Jahre im Davis Cup richtig durch. 1988 gewann das deutsche Team im Finale gegen Schweden in Göteborg erstmalig die "hässlichste Salatschüssel der Welt".

Unter der Führung von Becker wuchsen auch die anderen deutschen Spieler wie Charly Steeb, Erik Jelen und Michael Westphal zu Beckers Zeiten über sich hinaus. 1989 standen sich Deutschland und Schweden erneut im Davis-Cup-Finale gegenüber. Zuvor hatte die deutsche Mannschaft im Halbfinale gegen die USA gewonnen. Dort siegte Becker in einem epischen Match über zwei Tage nach 0:2-Satzrückstand gegen Andre Agassi.

Im Finale im heimischen Stuttgart erlebte Deutschland den wohl besten Becker aller Zeiten. Der Leimeiner steuerte beim 3:2-Sieg alle drei Punkte zum Erfolg bei und gab in seinen Einzeln gegen die Weltklassespieler Edberg und Wilander in sechs Sätzen nur zwölf Spiele ab. Nachdem er Wilander mit 6:2, 6:0, 6:2 verprügelt hatte und Deutschland den zweiten Davis-Cup-Triumph bescherte, meinte Becker auf die Frage, ob dies das der perfekteste Match seiner bisherigen Karriere war: "Das überlege ich auch gerade. Und ich glaube, ich komme zu diesem Standpunkt".

Nur zwei Spieler schafften es, Becker im Einzel im Davis Cup überhaupt zu besiegen. Dabei war Sergio Casal der Angstgegner des Deutschen. Der Spanier schlug Becker 1985 nicht nur in dessen zweitem Davis-Cup-Einzel, sondern sorgte 1987 auch durch seinen Sieg gegen Becker dafür, dass Deutschland in die Relegation musste. Nach der zweiten Niederlage gegen Casal gewann der Deutsche 22 Einzel in Folge, bis der Niederländer Paul Haarhuis ihm seine dritte und letzte Einzelpleite zufügte.

Die Davis-Cup-Karriere von Becker wäre wohl noch glanzvoller verlaufen, hätte es nicht immer wieder Reiberein mit seinem Landsmann Michael Stich gegeben. In nur sechs Partien gehörten beide dem deutschen Aufgebot an. In der Regel war es so, dass nur einer von beiden spielte. So verzichtete Becker in den Jahren 1990, 1993 und 1994 komplett auf den Davis Cup und gehörte beim dritten und bislang letzten Davis-Cup-Sieg von Deutschland nicht der Erfolgsmannschaft an.

Dabei war es doch die Kameradschaft die für Becker so wichtig war für den gemeinsamen Erfolg. "Es spielt eine sehr große Rolle, dass man sich in den acht Tagen, in denen man praktisch Tag und Nacht zusammen ist, gut versteht. Dass keine Probleme aufkommen und dass man Spaß an der Sache hat. Und das ist auch ein Hauptgrund, warum es mir so gut geht im Davis-Cup-Team, weil wir alle vier gute Kameraden sind", meinte der beste Davis-Cup-Spieler nach dem Triumph 1989. (Fotos: GEPA pictures; Collage: tennisnet.com)

von Christian Albrecht Barschel

Montag
28.02.2011, 12:22 Uhr