Die zehn besten Herrendoppel aller Zeiten

tennisnet.com präsentiert die Bestenliste der zehn erfolgreichsten männlichen Doppel-Paarungen.

von Christian Albrecht Barschel
zuletzt bearbeitet: 21.12.2011, 10:17 Uhr

Von Christian Albrecht Barschel

"Ein gutes Doppel kann eines der schnellsten und aufregendsten Sportevents sein", sagte einst die australische Legende John Newcombe. Das Doppel hat in den letzten Jahren etwas an Bedeutung verloren und wird zumeist auf die Nebenplätze verbannt. Dabei deckt ein gutes Doppel alles ab, was der Tennissport zu bieten hat.

"Die Leute genießen das Doppelspiel mehr als das Einzel, weil sie weniger arbeiten müssen, einen Partner haben, den sie für die Niederlage verantwortlich machen können, und jemand da ist, der ihren Meckereien während des Spiels zuhört", scherzte der US-Amerikaner Bill Tilden, der große Star in den Zwanzigern.

Doppel als Friedensstifter

Ein Doppel kann auch viel mehr bewirken als die Politik. Beim Wimbledonturnier 2002 schlossen sich der jüdische Israeli Amir Hadad und der muslimische Pakistaner Aisam-Ul-Haq Qureshi zu einer politisch brisanten Partnerschaft zusammen. Der pakistanische Verband drohte Qureshi mit dem Ausschluss vom Davis Cup. Doch dieser gab nicht nach und spielte mit Hadad. "Unser Spiel hat nichts mit Politik und Religion zu tun. Ich hoffe, die Leute erkennen, dass zwei Menschen, die als Feinde bestimmt sind, gut miteinander auskommen können", erklärte der Israeli Hadad.

Einige Jahre später wiederholte sich die Geschichte. Diesmal bandelte Qureshi mit dem indischen Hindu Rohan Bopanna an. Pakistan und Indien sind bis heute verfeindete Atommächte. Bopanna/Qureshi galten fortan als Friedensdoppel und brachten bis zum Ende dieses Jahres ihre Mission "Stop War, Start Tennis" unter die Leute.

tennisnet.com präsentiert die zehn besten Doppelpaarungen im Herrentennis seit Beginn der Open Era im Jahre 1968. Auffallend ist dabei, dass die meisten Top-Doppel ein Links-Rechts-Gespann sind, mit einem Rechtshänder und einem Linkshänder.

10. Leander Paes / Mahesh Bhupathi

Es war ein Hauen und Stechen um die hinteren Plätze in unserer Bestenliste. Auch Doppelpaarungen wie die Spanier Sergio Casal/Emilio Sanchez, die US-Amerikaner Ken Flach/Robert Seguso und Rick Leach/Jim Pugh sowie die Australier Peter McNamara/Paul McNamee und das australisch-schwedische Duo John Fitzgerald/Anders Järryd hätten die Teilnahme in den Top 10 verdient gehabt. Wir haben uns auf Platz zehn aber für das indische Duo Leander Paes/Mahesh Bhupathi entschieden.

Der "Indian Express" hat in seinem Heimatland Heldenstatus erlangt. Bhupathi/Paes haben in ihrer gemeinsamen Doppelpartnerschaft viele Höhen und Tiefen erlebt und eine bewegende Geschichte hinter sich. Nach 15 Turniersiegen kam Ende 1999 ziemlich überraschend die vorläufige Trennung. Und das obwohl Bhupathi/Paes als erstes Duo seit 47 Jahren bei allen Grand-Slam-Turnieren (Siege bei den French Open und in Wimbledon) jeweils das Endspiel erreicht hatten und gemeinsam die Weltrangliste anführten. Paes beschuldigte Bhupathis Trainer, "eine Umwelt des Misstrauens" zwischen den beiden zu schaffen.

"Eine Menge, was zwischen Mahesh und mir passiert ist, wurde in der Presse verfälscht. Statt miteinander zu sprechen, haben wir die Lügen weiter laufen lassen", erklärte Paes damals. Die Olympischen Spiele in Sydney 2000 brachten die Inder wieder zusammen. Sie spielten die komplette 2001er-Saison miteinander und gewannen ein weiteres Mal die French Open. Danach war aber wieder Schluss zwischen Bhupathi/Paes, die jahrelang nur noch sporadisch miteinander spielten. Im Davis Cup (seit 1996 ungeschlagen) liefen beide aber trotzdem immer gemeinsam auf.

Ende 2010 verkündeten die Inder dann ziemlich überraschend die Wiedervereinigung. "Wir wollen den Karriere-Grand-Slam komplettieren. Der Fokus liegt auf den Australian Open. Wir haben zweimal Roland Garros gewonnen, einmal in Wimbledon und die US Open mit verschiedenen Partnern. Aber wir haben nie in Melbourne gesiegt", verkündete Paes. Und beide waren 2011 auch dicht dran, ihr großes Ziel zu realisieren. Doch es reichte nur für das Finale bei den Australian Open. Stattdessen gab es drei weitere gemeinsame Turniersiege (bislang 26) für den "Indian Express", dem zusätzlich noch eine Olympiamedaille in der Sammlung fehlt. 2012 hätte das Jahr von Bhupathi/Paes werden können. Doch die beiden Inder trennten sich Ende 2011, obwohl 2012 die Olympischen Spiele anstehen.

9. Jonas Björkman / Todd Woodbridge

Die Liaison von Jonas Björkman und Todd Woodbridge dauerte nur vier Jahre. Das lag aber nicht daran, dass beide sich nicht mehr verstanden, sondern viel mehr daran, dass Woodbridge 2005 seine Karriere beendete. Bis 2000 bildete der Australier mit einem Landsmann eines der weltbesten Doppel, worauf wir später noch zu sprechen kommen. 2001 wurde der Schwede Björkman dann der Doppelpartner von Woodbridge. Björkman hatte sich ebenfalls den Ruf als ausgezeichneter Doppelspieler erarbeitet. Bis zur Partnerschaft mit Woodbridge trug sich der Schwede zweimal in die Siegerliste der Australian Open ein (einmal mit Jacco Eltingh, einmal mit Patrick Rafter).

In den vier Jahren erspielten sich Björkman/Woodbridge 14 Turniersiege. Das sind zwar weitaus weniger Titel als viele Duos außerhalb unserer Top 10, doch die schwedisch-australische Kombination steht zu Recht auf Platz neun. Ein Grund dafür ist die Tatsache, dass die beiden in vier Jahren 23 Finals (14 Siege) bestritten haben. Ein anderer Grund ist, dass darunter fünf Erfolge bei Grand-Slam-Turnieren waren. Von 2002 bis 2004 waren Björkman/Woodbridge in Wimbledon nicht zu schlagen. Dazu gab es einen Titel bei den Australian Open und einen bei den US Open. Eine Niederlage in einem Grand-Slam-Endspiel war ein Fremdwort für das Duo.

Woodbridge ist damit der einzige Spieler, der zweimal in unserer Top-10-Liste auftaucht - doch mehr dazu später. Nach dem Karriereende des Australiers musste sich Björkman einen neuen Partner suchen, den er für drei Jahre in Max Mirnyi fand. Mit dem Weißrussen ging die Doppel-Erfolgsgeschichte des Schweden nahtlos weiter. Mit Mirnyi gewann Björkman zweimal die French Open und vervollständigte damit seine Titelsammlung. Der Schwede ist damit einer von zehn Doppelspielern in der Open Era, die den Karriere-Grand-Slam in der Vita stehen haben.

8. Robert Lutz / Stan Smith

Die US-Amerikaner Robert Lutz und Stan Smith gehörten mehr als ein Jahrzehnt lang zur Crème de la Crème der Doppelszene und waren so etwas wie die Vorreiter für die späteren Erfolge von US-Doppeln in der Open Era. Smith legte die weitaus bessere Einzelkarriere im Vergleich zu seinem Partner Lutz, der von allen nur "Bob" genannt wurde, hin. Im Doppel bildeten sie ein schlagkräftiges Tandem. Von 1968 bis 1980 erspielte sich das US-Duo 36 Turniersiege und stand in 20 weiteren Finals.

Besonders erfolgreich waren die fast gleichaltrigen Lutz/Smith in ihrer Heimat mit vier US-Open-Titeln. Dazu gab es einen Triumph bei den Australian Open. Mit den Titeln bei den French Open und in Wimbledon wurde es jedoch nichts. Drei Wimbledonfinals und ein Endspiel in Paris gingen in die Hose. Im Einsatz für ihr Heimatland im Davis Cup waren Lutz/Smith dagegen fast unschlagbar. In 14 Spielen verließ das Duo 13 Mal als Sieger den Platz und führte die USA zu fünf Davis-Cup-Siegen. Smith erreichte sogar insgesamt sieben Triumphe in diesem Wettbewerb.

7. Mark Knowles / Daniel Nestor

In der Liste der besten Doppelpaarungen dürfen natürlich die besten Tennisspieler, die Kanada und die Bahamas bislang hervorgebracht haben, nicht fehlen. Die Rede ist von Mark Knowles (40 Jahre) und Daniel Nestor (39 Jahre), die in ihrer 13-jährigen Partnerschaft 40 Turniersiege feiern konnten und 26 Wochen als gemeinsames Duo von der Weltranglistenspitze grüßten - als Einzelperson war es sogar noch viel länger (Knowles: 65 Wochen, Nestor: 89 Wochen). Ganz oben in der Wertigkeit stehen natürlich die drei Grand-Slam-Siege (Australian Open 2002, US Open 2004, French Open 2007). Bei sechs "Major-Endspielen" musste sich das Duo mit der Finalistenrolle begnügen.

Aus dem erhofften Wimbledontitel und dem gemeinsamen Karriere-Grand-Slam wurde dagegen nichts für Knowles/Nestor, die Ende 2007 getrennte Wege gingen. "Die Trennung kam von meiner Seite, Mark hat sich ein wenig über diese Entscheidung aufgeregt", erklärte Nestor. Zum Ende dieser idealen Partnerschaft der beiden Ausnahme-Doppelspieler, die zufälligerweise auch am gleichen Tag Geburtstag haben, gab es beim letzten gemeinsamen Auftritt den ersten und einzigen Titel bei der ATP-Weltmeisterschaft.

Während Knowles ab 2008 zwei Jahre lang mit dem Inder Mahesh Bhupathi spielte und bislang keinen Grand-Slam-Titel mehr einfahren konnte, startete Nestor mit dem Serben Nenad Zimonjic noch einmal voll durch. Das kanadisch-serbische Duo wäre bei 22 Turniersiegen und drei Grand-Slam-Titeln ebenfalls ein heißer Anwärter auf die Top 10 gewesen. Mit Zimonjic erfüllte sich Nestor schließlich den Traum vom Wimbledonsieg und schaffte als bislang letzter Doppelspieler den Karriere-Grand-Slam. Nach drei Jahren war aber auch die Partnerschaft von Nestor/Zimonjic beendet, die ebenfalls zum Abschluss ihrer dreijährigen Partnerschaft ATP-Weltmeister wurden. Nestor spielt nun mit dem Weißrussen Max Mirnyi, Zimonjic mit dem Franzosen Michael Llodra - beides überaus erfolgreiche Partnerschaften.

6. Bob Hewitt / Frew McMillan

Die Liebe brachte Bob Hewitt und Frew McMillan als Doppelpartner zusammen. Bis 1966 bildete der Australier Hewitt mit seinen Landsmännern Fred Stolle und Ken Fletcher ein exzellentes Duo, das auch zu Grand-Slam-Erfolgen führte. Dann zog Hewitt der Liebe wegen von Australien nach Johannesburg zu seiner zukünftigen Frau Dalaille und wurde südafrikanischer Staatsbürger. Schließlich bildete er mit Frew McMillan 15 Jahre lang ein Doppel der Extraklasse.

Das südafrikanische Duo gewann in der Open Era insgesamt 47 Turniere, darunter vier Grand Slams. Nur der Titel in Hewitts Heimatland Australien fehlte den beiden zum gemeinsamen Karriere-Grand-Slam. Das Duo wurde nach Einführung der Doppelweltrangliste im Jahre 1976 jeweils separat Weltranglisten-Erster (Hewitt: 6 Wochen; McMillan: 85 Wochen). Im Davis Cup führten Hewitt/McMillan ihr Land Südafrika 1974 zum bislang einzigen Triumph und verloren in 17 Doppeln nur eine einzige Partie.

Über die Herabstufung des Doppels nach seinem Karriereende zeigte sich McMillan später sehr verärgert. "Die Art, wie Turniere das Doppel behandeln, erinnert mich an einen Supermarkt, der gute Produkte hat, aber nicht ins Regal räumt. Die Leute würden das Produkt kaufen, wenn sie es sehen würden, aber die meisten sind sich nicht einmal bewusst, dass es vorhanden ist, weil es versteckt ist aus ihrer Sicht", schimpfte der Südafrikaner Anfang der Neunziger. Hewitt machte nach seiner Profikarriere leider vermehrt Negativschlagzeilen. In einer Fernsehdokumentation wurde der Südafrikaner dieses Jahr von einigen seiner Tennisschüler des sexuellen Missbrauchs beschuldigt. Die International Hall of Fame prüft derzeit, ob Hewitt aus der Ruhmeshalle geworfen wird.

5. Jacco Eltingh / Paul Haarhuis

Jacco Eltingh und Paul Haarhuis waren in den Neunzigern neben Richard Krajicek der ganze Tennisstolz der Niederlande. Trotz einer gemeinsamen 8:2-Doppelbilanz im Davis Cup reichte es in diesem Wettbewerb aber nie zum großen Coup für die Niederländer. Die großen Erfolge erzielten Eltingh/Haarhuis woanders. Zwischen 1991 und 1998 gewannen Elting/Haarhuis 39 Turniere. Dabei hätten es noch weitaus mehr werden können, doch Eltingh beendete seine Karriere bereits im Alter von 28 Jahren.

Zum gemeinsamen Abschluss der siebenjährigen Partnerschaft gab es den zweiten Weltmeistertitel. "Ich gehe aus und trinke fünf, sechs oder sieben Bier. Wen stört es? Ich brauche nun nicht mehr in Form zu bleiben", witzelte Eltingh hinterher. Der größte Coup für Eltingh/Haarhuis war aber das Erreichen des Karriere-Grand-Slams als erstes Doppelduo in der Open Era. Mit ihrem fünften und letzten Grand-Slam-Sieg beim Wimbledonturnier 1998 vervollständigten die Niederländer ihre Titelsammlung. Neben zwei weiteren Major-Endspielen waren Eltingh/Haarhuis 18 Wochen lang Weltranglisten-Erste. (Eltingh: insgesamt 62 Wochen; Haarhuis: insgesamt 70 Wochen)

Ein kleiner Makel blieb jedoch in der Karriere des besten niederländischen Doppels aller Zeiten. Bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta flogen Eltingh/Haarhuis nach bitteren Niederlagen ohne Medaille nach Hause. Nach der Halbfinalniederlage gegen die "Woodies" (16:18 im dritten Satz) ging auch das Match um Bronze gegen Marc-Kevin Goellner/David Prinosil verloren. 13 Jahre nach dem letzten gemeinsamen Antreten feierten der mittlerweile 40-jährige Eltingh und der 44-jährige Haarhuis im Februar 2011 beim Heimturnier in Rotterdam ein Kurz-Comeback, das aber sehr schnell beendet war.

4. John Newcombe / Tony Roche

Australien war von der Nachkriegszeit bis kurz nach Beginn der Open Era die führende Doppelnation im Tennis. Ein Duo ragte in dieser Zeit dabei heraus: John Newcombe und Tony Roche. Das australische Duo räumte alles ab, was es zu gewinnen gab. Mit zwölf Triumphen haben beide bis heute die meisten Major-Titel als gemeinsame Paarung erspielt. Sieben Grand-Slam-Siege fielen in die Zeit der Open Era nach 1968.

In der langen Partnerschaft zwischen Newcombe und Roche, die auch Nachbarn in Australien waren, kam es laut eigener Aussage nie zu einem Streit auf und abseits des Platzes. Im Davis Cup gab es dagegen nur recht selten die Symbiose zwischen dem Rechtshänder Newcombe und dem Linkshänder Roche. Nur sechsmal spielte das Weltklasse-Doppel gemeinsam fürs Heimatland - mit einer 4:2-Bilanz.

"Ich bin genauso stolz auf meine Doppelrekorde, wie auf meine Einzelerfolge", sagte Newcombe, der mit insgesamt 17 Grand-Slam-Titeln im Doppel immer noch Rekordhalter ist. Nach seiner Karriere war der Mann mit dem Schnauzer unter anderem sechs Jahre Davis-Cup-Teamchef und führte Australien im Jahre 1999 zum Sieg in diesem Wettbewerb. Roche arbeitete nach Karriereende mehrere Jahre erfolgreich als Trainer. Der Hall-of-Famer führte Ivan Lendl, Patrick Rafter, Lleyton Hewitt und Roger Federer zu vielen großen Titeln.

3. Peter Fleming / John McEnroe

"John McEnroe und irgendjemand!". So antwortete Peter Fleming auf die Frage, wer denn das beste Doppel ist. Gesucht ist aber hier nicht der beste Doppelspieler an sich - McEnroe würde sich auch in dieser Kategorie weit oben einordnen -, sondern das weltbeste Duo. Fleming selbst spielte aber auch eine erhebliche Rolle in der erfolgreichen Doppelkarriere von "Big Mac". Das US-Duo feierte in ihrer langjährigen Partnerschaft 57 Turniersiege und steht damit zu Recht auf Platz drei unserer Bestenliste. "Er war Linkshänder, ich war Rechtshänder. Ich habe hart geschlagen, er hatte Gefühl. Ich war groß, er war klein. Wir haben so gut zusammen funktioniert", versuchte Fleming das Besondere an dieser Paarung zu erklären.

Viermal siegten Fleming/McEnroe in Wimbledon, dreimal bei den US Open. Dazu gab es zwei weitere Finalteilnahmen in Wimbledon und eine in New York. Erstaunlich ist die Tatsache, dass das US-Duo nie bei den French Open spielte. Beide gingen auch bei den Australian Open nur einmal an den Start. Was wäre nur möglich gewesen, wenn Fleming/McEnroe auch diese beiden Grand-Slam-Turniere gespielt hätten? Der ATP-Weltmeisterschaft im New Yorker Madison Square Garden drückten die beiden mit sieben Titeln in Folge von 1978 bis 1984 ganz fett ihren Stempel auf. Kein Doppel kam bislang auch nur in die Nähe dieser Rekordmarke.

Auch im Davis Cup harmonierten Fleming/McEnroe außerordentlich gut. 1979, 1981, 1982 waren beide an den Triumphen der USA beteiligt. Nur eines ihrer 15 Doppelmatches verloren die US-Amerikaner - ausgerechnet das letzte gemeinsame Doppel im Finale 1984 gegen Schweden. McEnroe war im Doppel auch nach dem Karriereende von Fleming weiterhin sehr erfolgreich. Mit Mark Woodforde (US Open 1989) und Michael Stich (Wimbledon 1992) siegte er noch bei zwei Grand-Slam-Turnieren.

Im reifen Alter von 47 Jahren gewann "Bic Mac" nach einer langen Auszeit von mehr als zehn Jahren gemeinsam mit Jonas Björkman den letzten Doppeltitel seiner Karriere. Fünf Jahre lang zwischen 1979 und 1984 beherrschte McEnroe die Doppelszene nach Belieben. Der US-Amerikaner ist bislang der einzige Spieler, der gleichzeitig Nummer eins im Einzel und im Doppel war. Während McEnroe insgesamt 270 Wochen die Doppelweltrangliste anführte, kommt Fleming nur auf 17 Wochen. "Wir waren ein tolles Team. Er war mein Trainer, und ich war seiner", blickte Fleming zurück.

2. Todd Woodbridge / Mark Woodforde

Australien war wie bereits erwähnt über viele Jahre die führende Doppelnation. Ein Duo führte diese Tradition mit Beginn der Neunziger fort und avancierte zum besten australischen Doppel in der Geschichte. Die Rede ist von Todd Woodbridge und Mark Woodforde oder schlicht und einfach von den "Woodies". Die beiden Australier haben ausnahmslos alles erreicht, was es im Doppel zu gewinnen gibt. Bei ihren 61 gemeinsamen Turniersiegen sind darunter elf Grand-Slam-Titel. Alleine sechsmal trugen sich die "Woodies" in die Siegerliste beim prestigeträchtigsten Turnier in Wimbledon ein. Dazu gab es jeweils zwei Triumphe bei den Australian Open und den US Open sowie einen Titel bei den French Open, was ihnen den Karriere-Grand-Slam bescherte. Zudem stehen noch vier weitere Finalteilnahmen bei Grand Slams zu Buche.

Was hat die "Woodies" als Doppel so stark gemacht? "Wir haben viel auf und neben dem Platz miteinander gesprochen. Der nächste Punkt ist, dass wir immer einen Weg gefunden haben, um ein Match zu gewinnen. Wenn wir ein oder zweimal gegen ein Team verloren haben, ist es selten ein weiteres Mal vorgekommen. Bei der Taktik waren wir fantastisch. Drittens haben wir am besten in großen Matches gespielt, besser als zu jedem anderen Zeitpunkt im Turnier", versuchte Woodbridge die Dominanz zu erklären. Sicherlich kommt auch hinzu, dass sich die beiden als Rechtshänder (Woodbridge) und Linkshänder (Woodforde) perfekt ergänzten.

Woodbridge/Woodforde drückten auch den Olympischen Spielen mit dem Gewinn der Goldmedaille 1996 in Atlanta und der Silbermedaille 2000 in Sydney ihren Stempel auf. Im Davis Cup (14:2-Bilanz) waren die "Woodies" am Triumph der Australier im Jahre 1999 beteiligt. Bei der ATP-WM holten sich beide zweimal die Weltmeisterkrone. In der Weltrangliste standen beide als Duo ein Jahr unangefochten an der Spitze. Für den Rotschopf Woodforde reichte es insgesamt für 83 Wochen, Woodbridge war 204 Wochen lang Weltranglisten-Erster. Nachdem Woodforde nach dem verlorenen Davis-Cup-Finale Ende 2000 den Schläger an den Nagel hing, war auch die Karriere der "Woodies" zu Ende.

Woodbridge ging mit Jonas Björkman eine neue Doppelpartnerschaft ein und ist stolz über das Erreichte. "Eine Leistung von mir war, dass ich mit einem anderen Partner weitere Majors gewinnen konnte. Ich hatte somit die Fähigkeit, mich anzupassen. Der Grund, warum ich Jonas als Partner ausgesucht habe, ist, dass ich nie gerne gegen ihn gespielt habe. Er hat mich immer unter Druck gesetzt, deshalb wollte ich ihn lieber auf meiner Seite des Netzes haben", kommentierte Woodbridge, der mit 16 Grand-Slam-Titeln immer noch der Rekordhalter in der Open Era ist. Seine 83 Turniersiege im Doppel sind bis heute auch noch nicht übertroffen worden.

1. Bob Bryan / Mike Bryan

Kommen wir nun zur verdienten Nummer eins: Die Bryan-Brüder, Bob und Mike, sind die beste Doppelpaarung seit Beginn der Open Era. Die Zwillinge aus Kalifornien setzen die Tradition erfolgreicher Brüderpaare aus den USA fort. Zunächst gab es die Gulliksons, Tim und Tom, danach kamen die Jensens, Luke und Murphy, die wichtige Punktgewinne mit dem "Chest Bump" feierten. Diese Jubelpose nahmen die Bryans auch in ihr Programm auf. "Wir haben uns das von den Jensens abgeschaut. Sie haben mit so viel Energie gespielt, sie waren unsere Idole. Als wir auf die Tour kamen, haben die älteren Spieler es gehasst, wenn zwei Frischlinge den 'Chest Bump' gemacht haben. Sie haben das als respektlos aufgefasst", erklärt Mike das Markenzeichen der Bryans.

Die Zwillinge haben (fast) alles abgeräumt, was man als Doppel gewinnen kann und dazu noch Uraltrekorde gebrochen. 75 Turniersiege stehen für die 33-Jährigen bislang zu Buche. Die "Woodies" kommen als zweitbestes Team auf 61 Turniersiege. Der Gewinn des Karriere-Grand-Slams glückte den Bryans schon 2006. Elf Grand-Slam-Siege (fünfmal Melbourne, dreimal New York, zweimal Wimbledon, einmal Paris) und acht weitere Finals haben die US-Amerikaner bereits erreicht - ein Ende ist noch nicht in Sicht. Dazu gewannen die beiden dreimal die ATP-Weltmeisterschaft und einmal den Davis Cup. Die Weltrangliste führen die Bryans seit eineinhalb Jahren ununterbrochen an und haben im Dezember dieses Jahres den Rekord von John McEnroe, der 270 Wochen lang Weltranglisten-Erster war, gebrochen.

Ein großer Titel fehlt den Bryans aber noch in ihrer Sammlung: der Gewinn der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen. 2008 in Peking reichte es nur für die Bronzemedaille, 2012 in London soll es Gold werden. Als Zwillinge bringen die beiden die besten Voraussetzungen für ein schlagkräftiges Doppel mit, vor allem weil sie als Rechts- und Linkshänder eine unterschiedliche Schlaghand haben. "Auf jeden Fall ist es ein Plus, wenn man sich gut kennt. Wir kennen uns ja gegenseitig auswendig. Und wir teilen viel gemeinsame Erfahrung auf dem Platz. Aktionen von dem einen kommen eigentlich nie unerwartet für den anderen", erklärt der zwei Minuten jüngere Bob.

Ihre Ambitionen im Einzel haben die Zwillinge frühzeitig aufgegeben. "Ich denke immer noch, dass ich besser bin. Ich trete ihm immer noch jeden Tag beim Training in den Hintern", scherzt Mike. Dafür haben die Bryans neben dem Tennissport eine große Leidenschaft für die Musik entdeckt. Bei einigen Turnieren treten sie in einer Band als Rockmusiker auf. "Das ist jetzt schon eine Art Karriere. Wir treten regelmäßig bei kleineren Veranstaltungen auf und haben eine Platte draußen. Darauf rappen auch Andy Murray und Novak Djokovic. Bob spielt Keyboard und ich Schlagzeug, ein Freund macht die Gitarre. Irgendwann einen Song in die Charts zu bringen, wäre ein Traum" blickt Mike auf das zweite Karriere-Standbein. (Fotos: GEPA pictures)

von Christian Albrecht Barschel

Mittwoch
21.12.2011, 10:17 Uhr