Michael Stich
Der Schleswig-Holsteiner triumphierte in Wimbledon, erreichte zwei weitere Grand-Slam-Finals und stand auf Platz zwei in der Weltrangliste.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
18.12.2013, 08:57 Uhr

Vom 1. bis 20. Dezember präsentierttennisnet.comeine Bestenliste und kürt die zehn erfolgreichsten deutschen Spieler und Spielerinnen seit Beginn der Profiära im Jahre 1968. Bei der Auswahl wurden nur die Ergebnisse im Einzel berücksichtigt. Getreu dem Motto „Ladies first“ haben die Damen immer den Vorrang. Die Herren ziehen dann am nächsten Tag nach.
Die erfolgreichsten deutschen Spieler – Platz 2: Michael Stich
Platz 2 der erfolgreichsten deutschen Spieler belegt Michael Stich. Der gebürtige Pinneberger hatte eine recht kurze Karriere als Tennisprofi, Im Alter von 28 Jahren hing er seinen Schläger an den Nagel. In den Profizirkus stieg Stich erst spät ein. Mit 18 Jahren spielte er sein erstes Turnier bei den Profis. So richtig los ging es aber erst, als er das Abitur bestanden hatte. Stich spielte 1989 seine erste volle Saison als Profi. In diesem Jahr wurde er bereits 21 Jahre alt. Befreit vom Schulstress spielte er sich in Windeseile nach oben. 1990 gewann er in Memphis seinen ersten Titel auf der ATP-Tour. Der ganz große Durchbruch erfolgte im Jahr 1991. Stich begann die Saison als Nummer 42. Bei den French Open erreichte er das Halbfinale und zog dadurch erstmals in die Top Ten ein. Es folgte sein Erfolgslauf in Wimbledon.Im denkwürdigen deutschen Endspiel setzte er sich gegen Boris Becker glatt in drei Sätzen durch.Allerdings kürte der Schiedsrichter Becker nach dem Matchball zum Sieger. Dieses birgt eine gewisse Ironie in sich, denn auch am Tag seines größten Triumphs stand Stich teilweise im Schatten von Becker.
Stich gewann insgesamt 18 Titel auf der ATP-Tour. Auf deutschem Boden räumte Stich alles ab, was man gewinnen kann. Er triumphierte in Halle/Westfalen, München, Stuttgart (sowohl auf Sand als auch in der Halle), beim Grand Slam Cup, beim World Team Cup und bei seinem Heimturnier in Hamburg. Als er 1993 am Rothenbaum den Titel holte sorgte er mit einer tränenreichen Liebeserklärung an seine damalige Frau Jessica Stockmann für Schlagzeilen. 1993 war gleichzeitig das erfolgreichste Jahr in der Karriere von Stich. Er spielte sich in der Weltrangliste bis auf Platz zwei vor, gewann sieben Titel und schaffte das Kunststück, was damals nur wenigen gelang: Triumphe in einem Jahr auf allen Bodenbelägen (Sand, Rasen, Hartplatz, Teppich). Zum Ende des Jahres 1993 krönte er sich in Frankfurt zum ATP-Weltmeister. Kurz danach gewann er mit der deutschen Mannschaft den bislang letzten Davis-Cup-Titel für Deutschland. Der Davis Cup ist aber auch ein dunkles Kapitel in der Vita von Stich.1995 vergab im Halbfinale im entscheidenden Einzel gegen den Russen Andrei Chesnokov neun Matchbälle bei eigenem Aufschlag.Stich verlor schließlich die Begegnung und Deutschland ging ein lukratives Heim-Endspiel gegen die USA durch die Lappen.
Nach seinem Matchball-Drama folgte kurz darauf der nächste Nackenschlag für Stich. Beim Turnier in Wien knickte er übel um und zog sich einen Bänderriss zu. Stich kam bärenstark auf die Tour zurück. Bei den French Open 1996 erreichte er als erster Deutscher seit Henner Henkel im Jahr 1937 das Endspiel, in dem er Yevgeny Kafelnikov unterlag. Bei allen vier Grand-Slam-Turnieren erreichte Stich mindestens das Halbfinale. Bei den US Open spielte er sich 1994 ins Finale vor, wo er von Andre Agassi gestoppt wurde. 1997 spielte Stich sein letztes Jahr als Profi. Im Laufe der Saison kündigte er an, dass er nach Wimbledon wegen chronischer Schulerprobleme aufhören werde. Als Nummer 88 der Welt zog Stich ins Halbfinale ein und verpasste nur knapp das Finale. Betrachtet man die Zeitspanne, in der Stich intensiv als Profi spielte, sind seine Erfolge erstaunlich. Allerdings musste er sich immer wieder die Kritik anhören, dass er aus seinem spielerischen Potenzial zu wenig mache. „Wenn alle ihr bestes Tennis spielen, ist Michael Stich der Beste", sagten Pete Sampras und Jim Courier über Stich.
Auch im Doppel gelangen Stich herausragende Erfolge.Mit John McEnroe gewann er 1992 den Titel in Wimbledon.Im längsten Doppel der Wimbledongeschichte setzten sich die beiden mit 19:17 im fünfen Satz durch. Im gleichen Jahr gewannStich mit Boris Becker die Goldmedaille im Doppel bei den Olympischen Spielen.Stich ist nach seinem Karriereende als Profi dem Tennissport stets treu geblieben. Seit 2009 ist er Turnierdirektor am Hamburger Rothenbaum.
Steckbrief:
Michael Stich
Geburtstag: 18. Oktober 1968 in Pinneberg
Größe: 193 cm
Erstes Profiturnier Einzel: 1987
Letztes Profiturnier Einzel: 1997
Spielhand: Rechts, einhändige Rückhand
ATP-Karriere-Bilanz Einzel: 385:176
ATP-Titel im Einzel: 18
ATP-Finals im Einzel: 31
Höchste Platzierung im Einzel: 2
Grand Slam: Sieg Wimbledon, Finale French Open und US Open, Halbfinale Australian Open
Davis-Cup-Bilanz Einzel: 21:9
(Text: cab; Foto: GEPA pictures)