Dominic Stricker im Interview: "Ich finde das Zocken am Netz ziemlich cool"

Dominic Stricker steht beim ATP-Challenger-Turnier in Prag im Halbfinale. Vor seinem Match gegen den topgesetzten Filip Krajinovic hat tennisnet mit dem jungen Schweizer gesprochen.

von Florian Heer
zuletzt bearbeitet: 06.05.2023, 07:34 Uhr

Dominic Stricker schlägt in dieser Woche in Prag auf
© Florian Heer
Dominic Stricker schlägt in dieser Woche in Prag auf

Von Florian Heer aus Prag

Dominic Stricker hat ein Ranking unter den besten 100 Tennisspieler der Welt fest im Visier. Auf dem Weg dorthin hat der 20-jährige Schweizer sich neue Unterstützung gesucht. Die Zusammenarbeit mit seinem bisherigen Coach Sven Swinnen ist beendet und nun soll Dieter Kindlmann, der den Sport in der Eidgenossenschaft bereits von früheren Tätigkeiten bei Swiss Tennis kennt, Stricker zum nächsten Karriereschritt verhelfen. Der 40-jährige Deutsche war einst über lange Zeit Hitting Partner von Maria Sharapova und später Trainer der Top-Spielerinnen Angelique Kerber und Aryna Sabalenka. Mit Kindlmann an der Seite gewann der junge Berner im Februar im italienischen Rovereto seinen bereits vierten Titel auf der ATP-Challenger-Tour.

In dieser Woche ist Stricker bei den Advantage Cars Prague Open unterwegs. Nach Siegen über den Wild-Card-Spieler Kalin Ivanovski aus Nordmazedonien und dem Brasilianer Felipe Meligeni Alves traf die Nummer 129 der Weltrangliste im Viertelfinale am Freitag auf das tschechische Nachwuchstalent Dalibor Svrcina. Nach einem hartumkämpften Dreisatzerfolg haben wir uns mit Stricker zum Interview getroffen.

Tennisnet: Glückwunsch zum Sieg heute! Das Match war ein wenig wie eine Achterbahnfahrt. Was hat am Ende den Unterschied ausgemacht?

Dominic Stricker: Vielen Dank. Es war wirklich nicht leicht heute. Dalibor gibt dir auf Sand sehr wenig und hat eine gute Hand. Am Schluss war ich vielleicht konstanter in den wichtigen Momenten. Glück hat aber sicherlich auch eine Rolle gespielt.

Ihr seid beide 20 Jahre alt. Kanntet ihr euch noch von den Junioren?

Wir kennen uns sehr gut und hatten auch auf der Junioren-Tour bereits einmal gegeneinander gespielt. Wir haben ein gutes Verhältnis und er ist ein super Typ.

Bei Ihnen war in letzter Zeit einiges los. Die Zusammenarbeit mit Ihrem Coach Sven Swinnen ist beendet. Können Sie nochmal zusammenfassen, was sich in den letzten Wochen ereignet hat und warum die Entscheidung für Dieter Kindlmann als neuer Trainer gefallen ist?

Ich hatte eine kleine Verletzung am Fuß und habe drei Wochen pausiert. Jetzt fühlt es sich gut an wieder auf der Tour zu sein. Auch außerhalb des Platzes hat sich vieles getan. Die Partnerschaft mit Sven ist zu Ende gegangen. Wir haben uns im Guten getrennt und haben noch immer ein super Verhältnis. Er schreibt mir nach jedem Match und wir werden uns auch weiterhin am Trainingsstützpunkt in Biel sehen. Jetzt bin ich allerdings mit Didi unterwegs. Wir haben uns bei Swiss Tennis kennengelernt und es ist eine tolle Sache einen so erfahrenen Coach an meiner Seite zu haben. Er ist ein netter Typ und wir verstehen uns auch außerhalb des Platzes sehr gut. Er hat auf dem Platz aber seine Linie und ist streng. Das brauche ich. Bei unserem ersten Turnier in Rovereto, Italien habe ich gleich den Titel gewonnen. Mir gefällt seine Einstellung und was er mit mir erreichen will. Das alles hat es wohl ausgemacht.

Sie sind gerade hier in Prag auf Ihrem ersten Sandplatzturnier der Saison unterwegs. Wie fühlt es sich an und wie fällt das Fazit für die erste Saisonhälfte aus?

Es war ein gutes halbes Jahr. Ich habe gut gespielt. Ich hatte in den vergangenen Spielzeiten immer etwas Mühe auf Sand. Auch wenn es vielleicht bei diesem Turnier schon einmal anders hätte laufen können, bin ich insgesamt sehr zufrieden.

Zu Beginn des Jahres standen Sie kurz davor sich für das Hauptfeld der Australian Open zu qualifizieren. Ist das Erreichen eines Main Draws bei einem Grand Slam das Hauptziel?

Klar, das ist eines der großen Ziele und ein Traum für jeden. Darüber hinaus würde ich gerne die Top-100 knacken.

Wie würden Sie Ihren Spielstil beschreiben? Wo liegen die Stärke und woran müssen Sie vielleicht noch arbeiten?

Mein Aufschlag ist bestimmt eine meiner Stärken. Mit meiner Vorhand versuche ich das Spiel zu dominieren. An der Rückhand wird weiterhin gearbeitet. Verbesserungspotentiale gibt es natürlich immer.

Auch den Weg an das Netz scheinen Sie nicht zu scheuen.

Ich finde das Mutige, das Zocken am Netz ziemlich cool. Man weiß nie was passiert und das möchte ich natürlich gerne beibehalten.

Es gibt in der Schweiz zurzeit wieder einige gute Nachwuchsspieler. Neben Ihnen sind da besonders Leandro Riedi und Jerome Kym zu nennen. Was ist das Geheimnis des Erfolgs?

Wir haben seit Juniorenzeiten immer zusammen trainiert und man puscht sich gegenseitig hoch. Wenn einer gut spielt, möchten die anderen nachziehen. Das ist schon extrem cool, wie wir uns entwickelt haben. Wir verstehen uns auch außerhalb des Platzes sehr gut. Gerade mit Leandro bin ich viel unterwegs. Es ist fantastisch, so eine tolle Truppe zu haben.

Was können wir die Woche noch von Ihnen erwarten?

Ich freue mich nun auf das Match gegen top-gesetzten Filip Krajinovic. Es ist immer toll gegen einen besser platzierten Spieler anzutreten. Ich werde aber sich meine Chancen bekommen und dann sehen wir, was passiert.

Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg.

von Florian Heer

Samstag
06.05.2023, 10:50 Uhr
zuletzt bearbeitet: 06.05.2023, 07:34 Uhr