Dominic Thiem: Eine außergewöhnliche Persönlichkeit verlässt den Tennissport

Mit Dominic Thiem beendet einer der größten österreichischen Sportler der vergangenen Jahren seine Karriere. Eine Hommage.

von Nikolaus Fink
zuletzt bearbeitet: 10.05.2024, 14:10 Uhr

Dominic Thiem gewann 2020 die US Open
© Getty Images
Dominic Thiem gewann 2020 die US Open

Das Coronavirus hatte Österreich noch fest im Griff, da sorgte Dominic Thiem 2020 in den USA für eine Sternstunde der rot-weiß-roten Sportgeschichte. Als erst zweiter heimischer Sportler nach Thomas Muster gewann der Lichtenwörther ein Grand-Slam-Turnier im Einzel und erfüllte sich damit seinen großen Lebenstraum. Einen Lebenstraum, dem Thiem jahrelang alles untergeordnet hatte.

Leicht hatte es Thiem im Laufe seiner Karriere nie. Der Österreicher durchlief die beinharte Schule von Günter Bresnik und musste - trotz zahlreicher Erfolge in der Jugend - plötzlich auf eine einhändige Rückhand umstellen. Eine harte, aber notwendige Entscheidung, um später einmal im Herrentennis bestehen zu können, wie Bresnik, mit dem es später zum Bruch kommen sollte, einst erklärte. 

Bresnik: "Er ist von den Toten auferstanden"

Noch deutlich größere Bauchschmerzen bereiteten Thiem Campylobacter-Bakterien, die jahrelang in seinem Darm schlummerten und erst 2013 lokalisiert wurden. "Er war drei Jahre lang wirklich schwer krank", sagte Bresnik im Jahr 2014 über die Erkrankung. "Er ist letztes Jahr von den Toten auferstanden."

Und wie! Thiem war es, der dem legendären Trio Novak Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer stets auf Augenhöhe begegnete. Und Thiem war es folgerichtig auch, der die Grand-Slam-Dominanz der alten Garde mit seinem Triumph in New York durchbrach.

Obwohl längst weltberühmt, behielt sich Thiem seine bescheidene Art stets bei. Ein Umstand, der ihn auch bei seinen Spielerkollegen äußerst populär machte. "Er ist ein toller Kerl, ein sehr guter Mensch, jemand mit sehr guten Manieren, guten Werten, ein Familienmensch, jemand, der sich immer Zeit genommen hat, um Hallo zu sagen, der auf dem Platz und außerhalb des Platzes immer Respekt gezeigt hat", stimmte Novak Djokovic etwa erst kürzlich eine Lobeshymne auf den 30-Jährigen an.

Djokovic war es auch, mit dem sich Thiem die mitunter spektakulärsten Duelle seiner Karriere lieferte. Unvergessen sind die beiden Siege des Österreichers bei den ATP Finals 2019 und 2020. Genauso wie das Australian-Open-Finale vor vier Jahren, das Djokovic in fünf Sätzen gewann. Darüber hinaus erreichte Thiem auch bei den French Open (2018 und 2019) zweimal das Finale.

Zum ganz großen Wurf reichte es für Thiem auf Sand allerdings nie, erwies sich Nadal in Roland Garros doch stets als etwas zu stark. Dass der legitime Thronfolger des Spaniers seine größten Erfolge auf Hartplatz einfuhr, hatte er nicht zuletzt Nicolas Massu zu verdanken. Der Chilene führte Thiem 2019 unmittelbar nach Beginn der Zusammenarbeit in Indian Wells zum Turniersieg und war auch 18 Monate später in New York einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren.

Thiem schreibt Geschichte - und wird haltlos kritisiert

Neben den insgesamt vier Major-Endspielen finden sich in Thiems beeindruckender Vita 17 Titel, darunter der "Austrian Slam" im Jahr 2019. Spätestens mit den Triumphen in Kitzbühel und Wien sicherte sich der ehemalige Weltranglistendritte für immer einen Platz in den Köpfen und Herzen der rot-weiß-roten Tennisfans. Sollte man meinen.

Denn trotz seiner immensen Verdienste für den österreichischen Tennissport sah sich Thiem in den vergangenen Jahren teils haltlosen Beleidigungen ausgesetzt. Der "Grund": Nach seiner im Juni 2021 erlittenen Handgelenksverletzung kam der Lichtenwörther nie mehr an sein altes Leistungsniveau heran.

Wie Thiem am Freitag erklärte, waren die anhaltenden Probleme am Handgelenk einer der Mitgründe für sein Karriereende am Saisonende. Es ist ein Karriereende, das sich der 30-Jährige so keinesfalls verdient hat. Denn einen Sportler wie Dominic Thiem wird man in Österreich lange vergeblich suchen.

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von Nikolaus Fink

Freitag
10.05.2024, 13:40 Uhr
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