Freundin Romana als Erfolgsgeheimnis? – „Ich bin extrem froh, dass ich sie habe“

Der Schützling von Österreichs Starcoach Günter Bresnik im exklusiven tennisnet.com-Interview.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 29.02.2016, 22:15 Uhr

Dominic Thiem - ATP-Tour

930 von 1250 möglichen Punkten in drei Wochen – hinterDominic Thiemliegt eine ungemein gelungene Reise nach Übersee, mitTurniersiegen in Buenos AiresundAcapulcosowie einemHalbfinale in Rio de Janeiroim Gepäck. Am Montag stand Österreichs Youngster in Wien der einheimischen Presse Rede und Antwort. tennisnet.com hat den 22-jährigen Himmelsstürmer dabei vor das Mikrofon gelotst. Im exklusiven Interview spricht Thiem über seine Erfolge und Aussichten, den Davis Cup in Portugal. Und machte klar, warum seine Freundin Romana ein nicht unerheblicher Mitgrund für seinen Tennis-Höhenflug sein könnte. Hier das ausführliche Gespräch mit dem Schützling von Günter Bresnik.

Dominic, herzliche Gratulation zu deinen tollen Erfolgen der letzten Zeit! Du hast in den letzten Tagen und Wochen vieles gewonnen und mehrere ganz besondere Dinge erreicht – einenRafael NadalundDavid Ferrerauf Sand zu schlagen, den Turniersieg in Buenos Aires, dein erster ATP-World-Tour-500-Titel in Acapulco. Was bewertest du jetzt selbst davon sportlich am höchsten?

Danke. Sicher den 500er-Turniersieg, ganz klar. Denn der ist alles andere als einfach zustande gekommen. Ich habe dort in Acapulco auch wieder fünf sehr gute Spieler geschlagen, mit fast keiner Vorbereitungszeit auf Hardcourt – und ich bin natürlich auch schon ein bisschen müde von den ganzen vorigen zwei Wochen gewesen. Dass ich dann das Turnier gewinne, habe ich ehrlich gesagt selber nicht erwartet und ist natürlich bis jetzt mit Abstand mein größter Erfolg.

Du bist dadurch in Österreich und auch international in aller Munde. Wie stark kriegst du den Hype um deine Erfolge mit? Und wie gehst du damit um?

Durch facebook und die ganzen Sachen kriege ich ihn sicherlich ein bisserl mit. Aber in erster Linie freut es mich halt einfach, dass etwa viele Leute in der Früh aufstehen, und ich versuche natürlich, dass ich ihnen gute Matches und Siege bieten kann. Das ist mein großes Ziel.

Du bist schon die Nummer 14 in einer Weltsportart, das kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Dir ist wohl dennoch bewusst, dass du, um den nächsten Schritt zu machen, bei den ganz großen Turnieren mehr als bisher gewinnen müsstest. Warum, glaubst du, könnte das 2016 besser klappen? Inwiefern fühlst du dich vielleicht weiter oder reifer?

Ich habe mir jetzt eine ganz gute Ausgangsposition geschaffen. Ich werde wahrscheinlich bis Wimbledon sicher unter den ersten 16 gesetzt sein, das macht die Sache auch schon mal ein bisschen angenehmer. Ich versuche einfach, dass ich so konstant spiele, so wie das ganze Jahr bis jetzt. Ich habe bisher sechs Turniere gespielt, habe davon vier Mal das Semifinale erreicht. Ich hoffe einfach, dass ich so konstant weitermachen kann. Wenn ich das schaffe, dann denke ich, dass die Ergebnisse auch bei den ganz großen Turnieren kommen werden.

„Ich sehe Djokovic sowieso für alle in einer eigenen Liga.“
Dominic Thiem

„Djokovic,Murray,Federerwürde ich drüber stellen“, sonst aber über Thiem niemand mehr unbedingt, das hatJürgen Melzergegenüber tennisnet.com am Samstag über dich gesagt. Ehrt dich so etwas?

Ja, ganz sicher – wenn das jemand so Erfahrener wie Jürgen sagt, der, glaube ich, 17 Jahre auf der Tour ist, dann ist das natürlich eine Riesen-Sache, vor allem von ihm so etwas zu hören.

Und wie siehst du diese Aussage von ihm selbst?

Ich sehe Djokovic sowieso für alle in einer eigenen Liga, und die anderen Top-Ten-Leute sind alle extrem schwer zu schlagen. Das kommt auf jeden Fall auch stets auf die Tagesverfassung und auf den Belag an. Man hat gesehen:Gegen Federer war ich in Brisbane eigentlich völlig chancenlos.Aber es kommt auch drauf an, wie viele Partien man auf diesem Level hat. Wenn ich konstant die Spieler, die hinter mir sind, besiege, dann werde ich einfach zu mehr Matches gegen die absoluten Top-Leute kommen. Und das ist, denke ich, das Allerwichtigste, das man als junger Spieler kriegen kann, weil man sich dann an den hohen Level von diesen gewöhnt.

Das und deine mittlerweile schon etwas größere Erfahrung auf diesem Niveau sind wohl auch Mitgründe, dass dir nun Siege wie gegen Nadal und Ferrer geglückt sind, oder?

Genau. In Rio de Janeiro habe ich zwei Matches vor so einer Begegnung gewinnen müssen, in Buenos Aires davor deren drei – hätte ichden Matchball gegen Gastao Eliasnicht abgewehrt, wäre das eh nicht zustande gekommen. Man muss einfach konstant seine Leistungen bringen, um zu diesen Matches gegen die Top-Leute zu kommen, und diese haben dann einfach einen extrem hohen Einfluss auf die Entwicklung.

Du warst mehr als drei Wochen in Übersee. Während das Davis-Cup-Team größtenteils schon in Portugal ist, legst du noch einen Zwischenstopp daheim ein. Wie wichtig ist der für dich, um runterzukommen?

Das ist natürlich sehr angenehm, die Familie habe ich ganz lange nicht gesehen, die werde ich jetzt auch ein Monat wieder nicht sehen. So wie meinen Hund, Hugo. Und ich brauche zudem auch neue Saiten und neue Sachen – ich habe nur dreckige Sachen in der Tasche.

„Die anderen werden anstoßen. Ich nicht!“
Dominic Thiem lässt die alkoholischen Siegesfeiern aus

Was wirst du bis zur Abreise zum Länderkampf noch in der Heimat machen?

Es ist jetzt eh schon Montagabend.(lacht)Aber morgen werde ich dann noch mit meiner und Günters Familie und ein paar Freunden essen gehen…

… und ein bisschen auf deine Erfolge anstoßen, oder?

Ja, aber die anderen werden anstoßen.(alkoholisch; Anmerkung)Ich nicht!(lacht)Dann geht es am Mittwoch zum Flughafen, und dann freue ich mich riesig auf das Team in Portugal.

Wie sieht deine Zielsetzung dort wirklich genau aus? Sagst du dir: „Wenn ich dort zwei Mal verliere und wir gewinnen, ist mir das auch recht.“? Oder geht es für dich genauso sehr darum, endlich deinen ersten Sieg im Davis Cup zu feiern?

Natürlich geht es auch darum. Aber beim Davis Cup ist das Team absolut im Vordergrund – und nicht der Thiem!(lacht)Deswegen wäre es für mich auch völlig okay, wenn ich zwei Mal verliere und wir gewinnen 3:2. Natürlich will ich alles dafür machen, damit ich auch was zum Sieg beisteuern und die Scharte auswetzen kann und die Punkte für Österreich holen. Aber so wie gesagt, das ist ein Teambewerb. Das ist genauso wie, wenn ein Fußballer kein Tor schießt und die Mannschaft gewinnt, dann wird er sich genauso freuen. Der Davis Cup ist eh nur drei, vier Mal im Jahr, und da muss man einfach die Mannschaft in den Vordergrund stellen.

Günter Bresnik wäre dagegen gewesen, dass du diesen Länderkampf in Portugal spielst und hat dir die Entscheidung selbst überlassen.Möchtest du auch in Zukunft dem Davis Cup den Vorzug geben? Wie hoch ist er auf deiner Prioritätenliste wirklich?

Er ist sehr hoch. Aber es sind halt oft recht unglückliche Spieltermine. Man muss einfach von Davis Cup zu Davis Cup schauen, wie gut es hineinpasst. Das Team ist jedenfalls sehr lässig. MitDennis(Novak), einer meiner allerbesten Freunde und auch eine ganz wichtige Person in meinem Leben. MitGerald(Melzer)verstehe ich mich gut, auch mit ‚Andi’(Andreas Haider-Maurer)– es ist natürlich sehr schade, dass er verletzt ist, aber er wird sicherlich wieder stark zurückkommen. Und mit ‚Alex’(Alexander Peya), der im Doppel sicher noch so einige Jahre auf Top-Niveau vor sich hat, denke ich, dass Österreich im Davis Cup eine gute Zukunft hat.

Siehst du mit diesem Team auch die Chance, dass man sich wieder in der Weltgruppe etablieren kann?

Auf jeden Fall. Die anderen sind alle stark, und vor allem sind wir ein junges Team. Von dem her glaube ich es, und es muss wohl auch das Ziel sein, dass wir uns wieder in der Weltgruppe etablieren und vielleicht auch mal in naher Zukunft für Furore sorgen können.

Anderes Thema. Seit Herbst müssen wir auf tennisnet.com keine „Ich bin unglücklicher Single“-Annonce mehr von dir entgegennehmen, wie in der Vergangenheit. Die oftmalig weiten, langen Reisen als Tennisprofi haben natürlich auch ihre Nachteile. Wie sehr hat dir denn deine Freundin Romana in den letzten Wochen gefehlt?

Sie fehlt mir natürlich immer, wenn sie nicht da ist. Sie ist um 7:00 Uhr aufgestanden und hat meine Matches angeschaut, mittlerweile kennt sie sich auch im Tennis schon ein bisschen aus. Ich bin extrem froh darüber, dass ich sie habe, und natürlich fehlt sie mir extrem, wenn ich so lange weg bin.

„Es war schon irgendwie auch ein Teil, der mir in den letzten Jahren ein bisschen gefehlt hat.“
Dominic Thiem über seine neue Beziehung

Was macht deine Freundin?

Sie arbeitet bei Riedel Glas.

Mit ihr an deiner Seite hast du jetzt deine bisher größten Erfolge eingefahren. Wie sehr gibt dir so eine Beziehung Auftrieb und Halt?

Natürlich gehört auch das im Leben einfach dazu und ist für mich ganz wichtig. Es war schon irgendwie auch ein Teil, der mir in den letzten Jahren ein bisschen gefehlt hat. Sicher ist vor allem viel harte Arbeit in den letzten Jahren geleistet worden, aber trotzdem: Ich bin extrem froh, dass ich sie habe und will in nächster Zeit nicht wirklich ohne sie sein.

Das Gespräch führte Manuel Wachta.

von tennisnet.com

Montag
29.02.2016, 22:15 Uhr