Dominic Thiem: "Plane gerade nicht, wieder im Tour-Alltag dabei zu sein"

Wenn die Sonne langsam über dem Kantabrischen Meer untergeht, die Zuschauer auf der proppenvollen Tribüne am Strand Platz nehmen und der letzte Schwung Meeresbrise durch die Gassen des Fischerdorfs zieht, dann beginnt in Luanco ein Sportereignis, das es so kein zweites Mal gibt. Die BDO Tenis Playa Luanco sind kein gewöhnliches Turnier, es ist ein Festival mit asturianischer Identität. In diesem Jahr ist zum ersten Mal auch Dominic Thiem dabei. Der Österreicher stand tennisnet.com nach seinem Finaleinzug Rede und Antwort.

von Florian Heer aus Luanco, Asturien
zuletzt bearbeitet: 07.08.2025, 11:55 Uhr

Dominic Thiem steht in Luanco im Finale
© BDO Tenis Playa Luanco
Dominic Thiem steht in Luanco im Finale

In diesen Tagen wird auf der Playa de La Ribera wieder Tennis gespielt – auf echtem Sand, dort, wo morgens noch die Wellen anrollen und nachmittags der Platz hergerichtet wird. Hier bestimmen die Gezeiten den Spielplan. Der kleine Küstenort mit lediglich 6.000 Einwohnern, circa 50 Minuten Fahrzeit von der asturianischen Hauptstadt Oviedo gelegen, putzt sich in dieser Zeit besonders heraus. Die Schaufenster fast aller Geschäfte sind mit Tennisartikeln dekoriert. Am Abend fiebern dann über 2.000 Zuschauer mit, wenn acht Profi-Spieler bei Flutlicht in einer der spektakulärsten Kulissen des internationalen Tennissommers gegeneinander antreten.

Was 1971 mit ein paar Freunden, einem Fischernetz und viel Improvisation begann, hat sich über Jahrzehnte zu einem weltweit einzigartigen Event entwickelt. Hier zählt nicht nur der Sport, sondern auch das Lebensgefühl bei asturischer Musik und frisch gezapfter Sidra. Mittendrin die Tennisstars wie Dominic Thiem.

Der Grand-Slam-Champion aus Österreich feierte am Mittwochabend vor ausverkauften Rängen ein gelungenes Debüt am Strand und besiegte den Spanier Bernabé Zapata Miralles mit 6:4 und 7:5. Im Finale am Donnerstagabend trifft er auf den Franzosen Richard Gasquet.

Wir haben uns nach dem Halbfinale mit Dominic Thiem zum Interview verabredet.

© BDO Tenis Playa Luanco

Tennisnet: Du bist zum ersten Mal beim Tenis Playa Luanco am Start. Wie war es heute auf dem Platz?

Dominic Thiem: Es hat heute richtig Spaß gemacht. Als ich den Court das erste Mal im Internet gesehen habe, war die Vorfreude auf das Event bereits riesengroß. Das Stadion war mit 2.300 Zuschauern voll und es war ein cooler Abend. Wenn man so etwas nicht mehr täglich hat, lernt man es auch wieder zu schätzen, vor vollem Haus zu spielen.

Was macht es speziell, auf dem Sand zu spielen?

Es ist sehr eigenwillig. Es sind natürlich einige versprungene Bälle mit dabei. Aber es ist schon eine einzigartige Geschichte, da du lediglich ein paar Stunden am Vormittag und am späten Abend spielen kannst. Die Idee dazu war genial. Ein wenig am Strand zu spielen und daraus ein Turnier mit aktuellen und ehemaligen Tennisspielern zu entwickeln, ist besonders. 

Wie ist der Kontakt zum Turnier zustande gekommen?

Ich kenne Bernabé Zapata aus unserer Zeit in Mannheim in der Bundesliga. Er hat uns geschrieben und gefragt, ob ich Interesse an einer Teilnahme hätte. Als ich den Platz gesehen hatte, war ich begeistert und dann ist das Ganze relativ schnell in die Wege geleitet worden. 

Heute Nachmittag gab es in einer nah gelegenen Sidreria Gaststätte noch eine Einführung zum Nationalgetränk Asturiens. Was konntest du davon mitnehmen?

Ich kannte das besondere Prozedere des Einfüllens in die Gläser bereits von meiner Teilnahme beim ATP-Turnier in Gijón vor zwei Jahren. Es ist aber immer wieder schön, die Traditionen eines Landes bzw. einer Region mitzunehmen.

© BDO Tenis Playa Luanco

Hattest du mal die Möglichkeit, von der Region etwas mehr zu sehen?

Während meiner Aufenthalte bei den Turnieren war die Zeit dafür eher begrenzt und man hat nicht wirklich viel sehen können. Ich war allerdings mal zur Behandlung meines Handgelenks bei einem Arzt in Santander in Kantabrien und wir sind mit dem Auto ein wenig an der nordspanischen Küste entlanggefahren. Da konnte man einen guten Eindruck von der Landschaft bekommen. Es ist sehr schön hier und vor allem auch anders verglichen mit dem Rest Spaniens.

Wie sieht deine aktuelle Situation aus. Welches sind deine vorrangigen Projekte?

Mein Hauptprojekt ist aktuell Thiem Energy. Das ist etwas völlig anderes als Tennis und hat dadurch seinen besonderen Reiz. Ich lerne jeden Tag etwas dazu. Außerdem noch die Academy. Dies sind die beiden Hauptsäulen, die zurzeit mein Leben bestimmen. Es gibt viel zu tun, aber beides macht großen Spaß. Ich bin sehr zufrieden, wie es gerade damit läuft. 

Gibt es bereits Gedanken im Tennis ,vielleicht wieder noch enger involviert zu sein?

Ich werde bestimmt hier und da ein paar Exhibitions spielen, aber es ist aktuell gut, wie es ist. Natürlich bin ich öfter in der Akademie und trainiere mit den jungen Spielerinnen und Spielern. Ich möchte ihnen auch helfen, den Sprung von den Junioren zum Profitennis zu absolvieren. Im Tour-Alltag wieder dabei zu sein, steht für mich allerdings gerade nicht auf dem Plan. 

Was würdest du heute dem 16-jährigen Dominic Thiem raten, wenn er gerade dabei wäre, den Sprung auf die Profi-Tour zu unternehmen?

Ich würde ihm raten, den ganzen Weg zu genießen, auch wenn das nicht immer leicht ist. Es ist eine coole Reise, wenn man als junger Spieler auf die Tour kommt. Man lernt interessante Orte und Menschen kennen. Natürlich sollte man auch jeden Tag das Beste geben. Dies ist man sich selbst und auch dem Sport schuldig. Das würde ich meinem jüngeren Ich mitgeben.

Die US Open stehen als nächstes Großereignis an. Dein Triumph liegt inzwischen fünf Jahre her. Kribbelt es noch besonders, wenn das letzte Grand Slam Turnier des Jahres ansteht?

New York ist generell eine fantastische Stadt. Wenn ich die letzten Jahre verfolgt habe, ist es schwierig, diese mit dem durch COVID beeinträchtigten Event von vor fünf Jahren zu vergleichen. Wir hatten damals ein leeres Stadion. Die wahren US Open sind natürlich anders. Die Energie und Atmosphäre auf dem Gelände sind eigentlich immer etwas Besonderes gewesen. Zudem die Rückfahrt nach Manhattan mit der Möglichkeit, vor Ort noch ein wenig das Leben zu genießen - das sind die wahren US Open. Dies ist mit dem Turnier von vor fünf Jahren nicht zu vergleichen. Natürlich war es für mich ein einmaliges Erlebnis und ein ganz besonderer Triumph, aber es hat zu dieser Zeit nicht den eigentlichen Mythos widergespiegelt.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Spaß beim Finale. 

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von Florian Heer aus Luanco, Asturien

Donnerstag
07.08.2025, 11:50 Uhr
zuletzt bearbeitet: 07.08.2025, 11:55 Uhr

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