Dopingexperte Fritz Sörgel: „Nadal unter Dauerverdacht“

Der renommierte Dopingexperte Fritz Sörgel bewertet im Interview mit Sport1 die beiden aktuellen Dopingfälle von Nicolas Jarry und Robert Farah und erhebt dabei schwere Vorwürfe gegen die aktuelle Nummer eins der Welt, Rafael Nadal.

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 19.01.2020, 16:33 Uhr

Dopingexperte Fritz Sörgel sieht Rafael Nadal als Dauerverdächtigen, wenn es um Doping geht
Dopingexperte Fritz Sörgel sieht Rafael Nadal als Dauerverdächtigen, wenn es um Doping geht

Was war vergangener Dienstag denn für ein Tag für den Tennissport? Zuerst wurde bekannt, dass der Chilene Nicolas Jarry aufgrund eines positiven Dopingtests vorläufig gesperrt wurde, wenige Stunden später gab dann auch die aktuelle Nummer eins der Doppelweltrangliste, Robert Farah, bekannt, positiv auf illegale Substanzen getestet worden zu sein. Auch ihn erwartet eine Sperre. Die beiden aktuellsten Fälle rücken den Tennissport wieder ins Zentrum langanhaltender Dopingdiskussionen. In diese reiht sich nun auch der Dopingexperte Fritz Sörgel ein, der im Interview mit Sport1 kein gutes Wort am Umgang der Verantwortlichen im Tennis mit Doping lässt.

„Tennis ist in den Top vier, wenn es um Doping geht. Anabolika sind der Klassiker“, erklärt der Professor aus Nürnberg. Grund dafür sei die Intensität des Sports und die daraus resultierenden Belastungen für die SpielerInnen. Dass Jarry und Farah die Substanzen unabsichtlich eingenommen haben – wie die beiden in ihren ersten Statements beteuerten – stempelt Sörgel als Ausreden ab. „Dass sie auffliegen, liegt meist daran, dass sie einen Fehler gemacht haben. Zum Beispiel berechnen sie die Zeit falsch, zu der sie wieder clean sein müssen.“

Die beiden jüngsten Dopingverdächtigen haben nun in Verfahren die Möglichkeit, ihre Sichtweise darzulegen. Danach wird das Ausmaß der Strafe bekanntgegeben. Sörgel sieht besonders im Umgang mit Dopingsündern eine negative Entwicklung: „Man kann seit einigen Jahren eine gewisse Abstumpfung der Öffentlichkeit gegenüber positiven Dopingtests im Sport beobachten. So kommt es oft zu milden Strafen.“ Hier sieht er vor allem die Medien in der Verantwortung, deren Aufmerksamkeit für diese Fälle von enormer Bedeutung sei.

"Nadal hat einige Auffälligkeiten gezeigt"

Auf die Frage, gegen welchen der großen Tennisspieler er denn einen Dopingverdacht hege, nennt Sörgel vor allem einen Athleten. Und zwar niemand geringeren als den aktuellen Weltranglistenersten, Rafael Nadal. Gegen ihn habe der deutsche Professor überhaupt einen Dauerverdacht: „Rafael Nadal hat einige Auffälligkeiten gezeigt. Bezüglich Regeneration und seiner gesamten Athletik. Anabole Substanzen wären hier die Kandidaten.“ Der Mallorquiner ist immer wieder mit Dopingvorwürfen konfrontiert – und wehrt sich auch aktiv gegen jene, die ihn der Einnahme unerlaubter Substanzen bezichtigen. So zum Beispiel gegen die ehemalige französische Sportministerin Roselyne Bachelot, gegen die er 2017 vor Gericht ging, nachdem sie ihm Doping nachsagte.

Im Zuge dieser Angelegenheit hat Nadal auch dargelegt, dass es schier unmöglich sei, im Tennis zu dopen. „Wir müssen jeden Tag eine Stunde für Dopingtests erreichbar sein. 365 Tage im Jahr“, erklärte der 19-fache Grand-Slam-Champion damals gegenüber der La Gazzetta dello Sport. Außerdem lobte Nadal dazumal den Job, den die ATP im Kampf gegen das Doping macht: „Die ATP nimmt die Sache sehr ernst.“ Dem geben auch die Fälle Jarry und Farah recht, die trotz enorm niedriger Dosen im Blut dennoch durch ihre Dopingtests fielen.

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von Michael Rothschädl

Sonntag
19.01.2020, 17:45 Uhr
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