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Durch Himmel & Hölle – Fabian Dummer holt “HTT-Finals-Double”

Fabian Dummer hat ein überaus turbulentes, aufregendes und sportlich wie mental schwieriges HTT-Woch...

von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet: 24.11.2022, 21:18 Uhr

Fabian Dummer hat ein überaus turbulentes, aufregendes und sportlich wie mental schwieriges HTT-Wochenende zu einem guten Ende gebracht. Der zuletzt aufgrund seines grenzwertigen On-Court-Verhaltens schwer in der Kritik gestandene 23jährige vom Vorstadtclub TC Strebersdorf, feierte am Dienstag Abend vor den Augen seiner Familie mit dem Erfolg im Endspiel der HTT Challenger-Finals 2022 einen historischen Triumph. Dummer bezwang im finalen Showdown der 12. Auflage der HTT Challenger-Finals den oberösterreichischen Routinier Horst Kroiss in 89 Minuten mit 7:6, 6:3, und holte als erster Spieler der langen und traditionsreichen HTT Geschichte sowohl den HTT Future- als auch den HTT Challenger Finals Titel innerhalb einer Saison. Mit geschafftem “Finals-Double” lenkte der in den Tagen zuvor medial schwer gescholtene Dummer die Aufmerksamkeit wieder auf seine sportlichen Leistungen, und die waren trotz aller Querlen der letzten Wochen top. Ein Bericht von C.L

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Durch Himmel & Hölle – medial zerpflückter Dummer rehabilitiert sich auf sportlicher Ebene mit dem HTT Challenger Finals Titel 2022

Es war ein Turnier-Wochenende der totalen Extreme. Wenn man so will, ein Gang durch Himmel & Hölle, den der frischgebackene HTT Finals-Double-Gewinner am vergangenen Tennis-Weekend durchlebte. Wieder einmal schwer aus der Rolle gefallen, die gängige “Filzkugel-Etikette” missachtend, und mit angedrohter Sperre samt Lizenzentzug konfrontiert, hatte Dummer eine brutal offene mediale Aufarbeitung der Geschehnisse im UTC La Ville in Gang gesetzt. Vorallem die Berichterstattung auf den mit riesiger Reichweite im Tennis-Business bekannten Webseiten von tennisnet.com und hobbytennistour.at hatten dem 23jährigen extrem zugesetzt. “Am Montag den Weg in die Halle zu beschreiten, war sportlich betrachtet der schwierigste Gang meines Lebens”, so der Strebersdorfer Meisterschaftsspieler in der abschließenden Pressekonferenz. Ganz Tennis-Wien hatte plötzlich ein Bild von Fabian Dummer, das niemand in der breitem Öffentlichkeit abgeben möchte. Allerdings eben auch ein selbst eingebrocktes Bild, mit dem es sich sportlich einfach ganz schlecht bis gar nicht leben lässt. Diese hohe emotionale Bürde meisternd, sportlich trotzdem zu performen, und am Ende sogar mit Titel & Pokal nach Hause fahrend, verdient aber wahrlich höchsten Respekt. Das war schon eine Bravour-Leistung, die der medial zerpflückte und völlig gerupfte Dummer im Halbfinale und im Endspiel der 12. HTT Challenger-Finals 2022 ablieferte.

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Dummer verschläft Anfangsphase, Kroiss mit schweren Beinen

Dabei hatte der 23jährige im von Familie & Freunden beäugten Endspiel gegen Routinier Horst Kroiss zunächst massive Startprobleme. Extrem nervös, unsicher und planlos, hämmerte Dummer die von Kroiss konstant und hoch übers Netz angebotenen gelben Filzkugeln alternierend an die Plane oder ins Aus. 0:8 Punkte aus den ersten beiden Games, insgesamt zwischenzeitlich 1:5 zurückliegend, schien das mediale Theater rund um seine Person doch seine Spuren hinterlassen zu haben. Dummers Glück in dieser für ihn total daneben laufenden Anfangsphase war aber, dass seinem Gegenüber zu dieser Zeit bereits zwei massive Probleme zu schaffen machten. Der 52jährige kämpfte nach intensivem Vorrunden-Programm und einer brutalen Semifinal-Schlacht gegen Titelfaovit Franz Csebits mit schweren Beinen. “Mir fehlte die Spritzigkeit”, so Kroiss später, der mit Fortdauer der Partie immer passiver in seinem Spielstil und kürzer in seinen Schlägen wurde. Warum etwas riskieren und verändern, wenn der Gegner am munteren Fehler produzieren ist, dachte sich Kroiss, zog sich dabei allerdings immer weiter in die Defensive zurück. Dummer übernahm das Kommando am Centercourt, diktierte die Rallyes und fand zunehmend seinen Rhythmus, mit dem er sieben Matches in Serie vor diesem Final-Match für sich entschieden hatte.

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Satz 2 als Soloshow & Balsam auf die seelischen Wunden Dummers

Dummer startete also eine imposante Aufholjagd, die allerdings erst im Tie-Break des ersten Satzes von Erfolg gekrönt wurde. Danach war es eine Solo-Show des 23jährigen, der zweite Satz Balsam für seine geschundene Seele. Mit einem Doppel-Break zog Dummer 4:0 davon, und hatte sich damit einen Respekt-Vorsprung herausgespielt, der auch für die zittrige, nervöse Schlussphase reichen sollte, als es darum ging das Match heimzuspielen, und den historischen Titelgewinn unter Dach und Fach zu bringen. Eine kurze Diskussion mit Kroiss im sechsten Game des zweiten Satzes beantwortet Dummer mit zwei Assen zum 5:1, bevor die abschließende Wackel-Phase seine Fans noch einmal kurz ins Zittern brachte. Dummer musste zwei Spielgewinne seines Gegners aus Oberösterreich akzeptieren, ehe er bei 5:3 als Rückschläger seinen ersten Matchball hatte. Kroiss versenkte eine letzte Rückhand im Netz, und damit war um exakt 23:51 Uhr der große Dummer-Triumph bei den HTT Challenger Finals 2022 um die Nachfolge von Vorjahressieger Aleksandar Leitgeb perfekt.

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Die Stimmen zum HTT Challenger-Finals Endspiel 2022

“Ich bin echt glücklich, hier und heute dieses Turnier gewonnen zu haben. Ich hatte mir nach dem Titelgewinn bei den Future-Finals vorgenommen, auch dieses Turnier zu gewinnen. Das war mein großes Ziel. Bis Sonntag Abend lief alles gut und nach Plan, und dann kam am Montag der Bericht über mich. Seit diesem Zeitpunkt hatte ich mir extrem schwer getan, Tennis hier zu spielen”, so der 23jährige, der auch zur medialen Aufarbeitung seiner Skandal-Auftritte klar Stellung bezog. “Die ganze Situation und die Berichte über mich, waren mir extrem unangenehm. Am Montag in die Halle zu kommen, war nicht lustig, und hat extrem Überwindung gekostet. Ich wollte mich aber zusammenreißen, und sportlich überzeugen. Ein großer Dank gilt meinem Umfeld, meiner Familie, meiner Freundin und dem David Klapil, die mich auch in dieser schwierigen Phase immer unterstützt haben. Ich schätze das sehr”, richtete sich Dummer an seine Box, um danach gleich klare Ziele für 2023 auszugeben. “Mein großer Traum seit ich HTT spiele ist es, einmal ein HTT 250er-Turnier zu gewinnen. Ich glaube dieses Ziel ist jetzt zumindest nicht mehr utopisch”, zeigte sich Dummer optimistisch, um am Schluss noch mit seine Kritikern – auch im eigenen Verein – abzurechnen. “Ich habe heute allen, die immer so böse und “großgoschert” über mich reden, gezeigt, dass ich sehr gut spielen umd gegen Jeden außer die Top Ten Spieler gewinnen kann”. Nicht viel ging an diesem Abend hingegen für Horst Kroiss zusammen, der im Semifinale noch sein 200. HTT Karriere-Match mit Erfolg bestreiten, und den im Vorfeld als großen Titelfavoriten gehandelten Franz Csebits in die Knie zwingen konnte. “Die Jugend hat einfach gewonnen. Er hat es auch super gespielt heute. Da kann man nur gratulieren”, so der 52jährige.

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von Claus Lippert

Donnerstag
24.11.2022, 20:24 Uhr
zuletzt bearbeitet: 24.11.2022, 21:18 Uhr