Edwin Weindorfer - „Rafael Nadal war zweimal der Starthelfer“

Edwin Weindorfer führt neben Herwig Straka die e-motion Gruppe als Geschäftsführer. In Wien hatte Weindorfer in der abgelaufenen Woche alle Hände voll zu tun.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 30.10.2019, 17:27 Uhr

Edwin Weindorfer und Herwig Straka - Chefs nicht nur in Stuttgart und Basel
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Edwin Weindorfer und Herwig Straka - Chefs nicht nur in Stuttgart und Basel

tennisnet: Herr Weindorfer: Sie und Herwig Straka sind die Turnierchefs in Wien, Stuttgart, Mallorca, bald Berlin. Wie funktioniert da die Arbeitsteilung?

Edwin Weindorfer: Der Turnierdirektor in Wien ist der Herwig, in Stuttgart bin ich es. Das ist strikt getrennt. Aber natürlich sind wir bei beiden Turnieren dabei. Und kümmern uns um unsere Kunden.

tennisnet: Wie hat diese Erfolgsgeschichte angefangen?

Edwin Weindorfer: Unsere Historie ist mittlerweile extrem lange. Wir haben 1991 in Graz in einem Einkaufszentrum ein Turnier veranstaltet. Das war meine Idee, die ich aus Nordamerika von den Edmonton Oilers mitgebracht habe. Die haben damals in einem Einkaufszentrum trainiert. Und dann haben wir einen Sponsor gefunden. 1992 sind wird dann mit einem ATP-Challenger-Turnier auf das Dach gegangen. Ein paar Jahre später haben wir die Senior Tour geholt.

tennisnet: Wir erinnern uns an Boris Becker ….

Weindorfer:Genau, das Becker-Comeback. Das war kurz - fünf Minuten. Aber irgendwann war der Weg klar, wo wir hinwollten. Das Wiener Turnier war damals nicht verfügbar. Und ich bin nach München gefahren, um mit den dortigen Verantwortlichen zu verhandeln. Das Turnier war aber bei Klaus Cyron sehr gut aufgehoben. Durch Zufall sind wir draufgekommen, dass Stuttgart frei wird. Und wir haben uns dort die Lizenz gesichert. Der damalige Vorstand war extrem happy. Und wir haben das Glück gehabt, dass im ersten Jahr, 2007, Rafael Nadal das Turnier gewonnen hat.

tennisnet: Wie auch 2015.

Weindorfer:Der Rafa war in Stuttgart zweimal der Starthelfer für uns. Beim unserem allerersten Turnier und dann bei der ersten Ausgabe auf Rasen. Der Lizenzkauf für Wien ist dann ein paar Jahre später passiert.

Weindorfer - Wimbledon an einer besseren Rasensaison interessiert

tennisnet: Mittlerweile sind auch die Damen dazugekommen.

Weindorfer: Wimbledon ist unser Partner. Und die sind ja auch daran interessiert, dass die Rasensaison besser wird. Und so sind wir zum Damenturnier auf Mallorca gekommen. Allerdings habe ich persönlich dort eher ein ATP-Turnier gesehen. Das es im kommenden Jahr auch geben wird, nachdem wir die Lizenz aus Antalya gekauft haben. Und da werden wir versuchen, in den kommenden Jahren Rafael Nadal stärker zu integrieren. Vielleicht möchte er ja Turnierdirektor werden. Vielleicht spielt er ja auch im kommenden Jahr.

tennisnet: Apropos: Ab dem kommenden Jahr werden Sie das WTA-Rasen-Turnier beim TC Rot-Weiß Berlin mitveranstalten. Mit Barbara Rittner als Turnierdirektorin. Wie ist es dazu gekommen?

Weindorfer: Barbara Rittner ist Head of Women´s Tennis beim Deutschen Tennis Bund. Für mich war sie immer die erste Kandidatin. Die Schirmherrschaft von Angela Merkel unterstützt das Turnier, dann haben wir schon Angelique Kerber engagiert. Es soll gemeinsam mit dem Porsche Grand Prix in Stuttgart die größte Frauensport-Veranstaltung werden. Dazu passt Barbara Rittner einfach sehr gut. Aber auch Markus Zoecke, der ja Clubmanager bei Rot-Weiß ist, wird Turnier-Botschafter.

Abendmatches auf Mallorca

tennisnet: Wie groß ist das geschäftliche Risiko bei einem WTA-Turnier? Beim Turnier auf Mallorca haben wir nicht immer volle Ränge gesehen.

Weindorfer: Naja. In diesem Jahr waren wir bei Sharapova gegen Kerber mit 2.600 Leuten ausverkauft. Die WTA hat uns allerdings keine Flutlichtgenehmigung gegeben. Und dann spielt man nachmittags um 15 Uhr auch und vor allem gegen den Strand. Die ATP hat uns diese Genehmigung erteilt. Wir haben in diesem Jahr den Gayle Bradshaw, Head of Operations, auf Mallorca zu Gast gehabt. Und wir haben jeden Abend getestet, auch noch um Mitternacht, ob das Gras feucht wird. Wir haben diesen Test bestanden. Das heißt, dass wir unsere Hauptspiele um 20 Uhr beginnen werden.

tennisnet: Und in Berlin?

Weindorfer: Um Berlin mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Ich bin jetzt schon seit mehr als 25 Jahren im Geschäft. Und wir haben noch nie so großes Sponsoreninteresse gehabt wie jetzt in Berlin. Wir haben unglaublich viele positive Gespräche mit Unternehmen geführt, die gesagt haben: In der Hauptstadt, da wollen wir dabei sein. Wir haben im Moment noch keinen Titelsponsor, aber drei, vier sehr starke Kandidaten.

tennisnet: Zurück nach Wien und nach Stuttgart: Wie wichtig ist ein Lokalheld für Sie als Turnierveranstalter?

Weindorfer: Das Turnier in Wien hat eigentlich immer gut funktioniert. Man hat dann vielleicht keine 9.500 Zuseher, sondern 6.000 oder 7.000. Die hat man bei einem Finale mit Jo-Wilfried Tsonga oder Juan Martin del Potro auch gehabt. Für das Ausverkauftsein in Wien - dafür braucht man einen Local Hero. Stuttgart sehe ich ein wenig anders. 2018 waren wir verwöhnt durch das Antreten und den Sieg von Roger Federer, da waren wir durchgehend ausverkauft. Wir waren auch in diesem Jahr Freitag und Samstag ausverkauft. Am Sonntag nicht - weil da sagen die Stuttgarter: Da haben wir nur zwei Spiele. Andererseits hat Stuttgart ein sehr fachkundiges Publikum. Das es auch schätzt, wenn nicht nur die Topstars spielen. Aber natürlich: Wenn Alexander Zverev weit kommt, dann ist das für uns in Stuttgart auch großartig.

"Ion Tiriac will wahnsinnig viel Geld"

tennisnet: Ein Thema hier in Wien war auch das mögliche Upgraden zu einem 1000er-Turnier. Herwig Straka hat diese Chance im einstelligen Prozentbereich festgemacht. Worin liegen die Schwierigkeiten?

Weindorfer: Warum sollte jemand wie Prinz Albert seine Lizenz für das Turnier in Monte Carlo verkaufen? Warum Larry Ellison seine für Indian Wells? Die brauchen kein Geld. Und dazu kommt: Die ATP muss dem zustimmen. Es ist ja kein Geheimnis, dass es aus dem Nahen Osten Angebote für ein 1000er gab. Abu Dhabi etwa. Da hat die ATP sich dagegen entschieden. Das Masters in Rom ist eine Veranstaltung des Verbandes, jenes in Kanada auch. Theoretisch gäbe es nur eines zu kaufen: Das von Ion Tiriac in Madrid. Und der will wahnsinnig viel Geld. Das aber bekommt er in Europa nicht. Und nach Asien kann er es nicht verkaufen, weil das den Kalender zerreißen würde.

tennisnet: Einen haben wir noch: In Stuttgart war es extrem auffällig, mit welcher Ernsthaftigkeit etwa Mike Bryan am ProAm-Turnier teilgenommen hat. Wie wichtig sind solche Nebenschauplätze für Sie als Turnierdirektor?

Weindorfer: Sportlich ist das natürlich irrelevant. Bei uns ist es so, dass die Sponsoren und Prominenten einmal den heiligen Rasen betreten dürfen. Und dann mit Topspielern auf dem Court stehen. Die Bryans machen ihren Job off the court sehr gut, etwa mit dem Konzert, bei dem sie immer drei, vier Lieder spielen. das Problem ist nur: In Stuttgart haben die beiden noch nie auf dem Center Court gespielt. Weil durch das TV kann ich die beiden erst ab dem Halbfinale auf den Center Court schicken. Und so weit sind sie noch nie gekommen.

von Jens Huiber

Mittwoch
30.10.2019, 18:03 Uhr
zuletzt bearbeitet: 30.10.2019, 17:27 Uhr