Nimmt jedes Kind in Russland Meldonium?

Die russischen Spielerinnen hielten sich in der Dopingcausa Maria Sharapova bedeckt. Nun sprachen Elena Vesnina und Daria Kasatkina über das Vergehen ihrer Landsfrau.

von Christian Albrecht Barschel
zuletzt bearbeitet: 14.09.2017, 11:41 Uhr

Elena Vesnina

Maria Sharapova ist derzeit auf großer Werbetour, um ihr Buch "Unstoppable" zu präsentieren. Die 30-jährige Russin spaltet wegen ihrer Dopingsperre und der zahlreichen erhaltenen Wildcards, zuletzt für das Hauptfeld bei den US Open, die Tennisgemeinde. Viele Kolleginnen, darunter Caroline Wozniacki, Kristina Mladenovic, Dominika Cibulkova und Eugenie Bouchard, kritisierten Sharapova. Die Russin hatte über Jahre das Herzmittel Meldonium genommen, das ab 2016 auf der Dopingliste der WADA landete. Kurz danach wurde Sharapova bei den Australian Open 2016 auf Meldonium positiv getestet und schließlich für 15 Monate gesperrt.

Ohne Rezept erhältlich

Die russischen Spielerinnen hielten sich in der Causa Sharapova bedeckt. Denn: Meldonium, das in Lettland erfunden wurde, ist im Ostblock weit verbreitet und dort auch ohne Rezept zu erwerben. Elena Vesnina sprach gegenüber TENNIS.com über Meldonium und verteidigte ihre Landsfrau.

"Es war ein Fehler von ihr. Das bedeutet nicht, dass sie es absichtlich genommen hat, um etwas zu erreichen. Dieses Medikament ist nichts Ernstes. Alte Leute nehmen es in Russland und in den ehemaligen Ländern der Sowjetunion. Es hilft dabei, dass sich im Alter dein Herz besser anfühlt. Es war sehr seltsam, dass so viele Spieler gegen sie waren, sagten, dass sie eine schlechte Person ist. So ist das nicht. Alle Russen wussten, was passiert ist, daher standen wir hinter Maria. Und wir wollten diese Sachen nicht an die Presse bringen, wie andere Spieler es getan haben."

"Es sind nur Vitamine"

Auch Daria Kasatkina springt Sharapova zur Seite: "Wir sind überhaupt nicht kritisch gegenüber Sharapova. Für mich ist das etwas lächerlich, weil die Sache, die sie genommen hat, in Russland jedes Kind nimmt. Weil es kein Doping ist. Es sind nur Vitamine. Daher reden die Russin nicht schlecht über sie, weil es nur ein Fehler war, obwohl ich nicht weiß, wer den Fehler gemacht hat."

Vesnina findet es komisch, dass Meldonium im Jahr der Olympischen Spiele verboten wurde und deutet an, dass man russischen Sportlern das Leben schwer machen wollte. Die Olympiasiegerin im Doppel bezweifelt ohnehin eine Leistungssteigerung durch Meldonium. "Du kannst es versuchen. Du wirst nicht Grand Slams gewinnen."

von Christian Albrecht Barschel

Donnerstag
14.09.2017, 11:41 Uhr